5121/J XXIV. GP

Eingelangt am 22.04.2010
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ANFRAGE

 

der Abgeordneten Ursula Haubner, Dr. Spadiut

Kolleginnen und Kollegen

 

an den Bundesminister für Gesundheit

betreffend Influenza Berichterstattung und Risikobewertung

 

Die bisherige jährliche Berichterstattung rund um die regelmäßig wiederkehrende Influenza-Epidemie und die zusätzlich aufgetretenen Grippeerkrankungen der „Vogel- bzw. Schweinegrippe“ war geprägt von Aussagen von Fachexperten der WHO, die hunderttausende von Toten ankündigten, österreichischen Fachexperten des Gesundheitsministeriums, die von zumindest 3000 jährlichen österreichischen Todesopfern sprachen und Sozialmedizinern und Virologen österreichischer Einrichtungen, die diese Aussagen unter Berufung auf ihre Fachexpertise gegenüber Medien noch untermauerten oder bereitwillig nach oben korrigierten.

 

Laut Medienberichterstattung der OÖsterreichischen Nachrichten sind jetzt weltweit insgesamt knapp 17.000 Menschen an den Folgen einer Infektion mit dem H1N1 Virus (Schweinegrippe) gestorben wobei der Hauptanteil der Todesopfer in den Ländern zu verzeichnen war, wo Medikamente jeder Art bereits einen unerschwinglichen Luxus darstellen und nicht alle Menschen den Zugang zum Gesundheitssystem haben. In Österreich starben laut Bericht der OÖsterreichischen Nachrichten 40 Menschen.

 

Im krassen Gegensatz und mit nahezu narkotisierender Wirkung zu diesem alljährlich wiederkehrenden Medien- und Fachexpertenspektakel steht die Anfragebeantwortung 3708/AB vom 18. Jänner 2010 des Gesundheitsministeriums, die besagt, dass in Österreich im Jahr 2008 116 Personen an den Folgen der Grippe gestorben sind. Dafür wurden in Österreich Grippeimpfstoffdosen für etwas weniger als 1.000.000 Personen verkauft. Dazu gab es 9 Nebenwirkungsmeldungen wobei eine Fallmeldung als schwerwiegend einzustufen war.

Laut Hochrechnung des Wiener Grippemeldedienstes haben sich in Österreich im Jahr 2009 ca. 300.000 Österreicher und Österreicherinnen gegen die so genannte Schweinegrippe impfen lassen, wobei gemäß Anfragebeantwortung bis zum 30.11.2009 bereits 96 Meldungen über unerwünschte Ereignisse zu verzeichnen waren und dabei 16 Meldungen als schwerwiegend einzustufen waren.

Wie oben bereits angeführt waren laut OÖsterreichioschen Nachrichten als Bilanz im April 210 40 Todesfälle zu verzeichnen, sie sprechen aber auch bereits von 150 „unerwünschten Reaktionen“ im Zusammenhang mit der Impfung.


Im Lichte dieser Ereignisse und der immer häufiger geäußerten Zweifel „mündiger Bürger“ dieser Form der weltweiten Informationspolitik von Fachexperten und Pharmaindustrie noch Glauben zu schenken, stellt sich die Frage, ob Österreich in der Lage ist, für seine Bürgerinnen und Bürger Entscheidungen aufgrund der in Österreich erhobenen Zahlen, Daten und Fakten zu treffen.

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher an den Herrn Bundesminister für Gesundheit folgende

 

ANFRAGE:

 

  1. Ist die in den Medien bekannt gegebene Zahl von 40 Todesfällen als Folge einer Infektion mit dem H1N1 Virus korrekt, wenn nein, wie viele Personen waren es gemäß Registrierung in Ihrem Ressort nach Bekanntgabe des Endes der Epidemie?

 

  1. Ist die in den Medien bekannt gegebene Zahl von 150 unerwünschten Reaktionen als Folge einer H1N1-Impfung korrekt, wenn nein, wie viele Personen waren es gemäß Registrierung in Ihrem Ressort nach Bekanntgabe des Endes der Epidemie?

 

  1. Gibt es noch übrig gebliebenen Impfdosen gegen das H1N1 Virus, wenn ja

a. wo werden diese aufbewahrt?

b. wie hoch sind die Kosten für die Lagerung?

c. ist für diese noch eine Verwendung über einen definierten Zeitraum vorgesehen bzw. wann sollen diese entsorgt werden?

 

  1. Warum wurde das Wort „Impfschaden“ aus dem Vokabular rund um das Impfen gestrichen bzw. wird dieses nicht mehr verwendet?

 

  1. Welches Wort ist jetzt im medizinischen Sprachgebrauch für die medizinische Diagnose „Impfschaden“ in Verwendung?

 

  1. Wie ist der in Fachzeitschriften neuerdings häufig zitierte Begriff der „Übersterblichkeit“ in Ihrem Ressort definiert?

 

  1. Sind die Bezeichnungen „unerwünschte Ereignisse“ und „unerwünschte Reaktionen“ dasselbe oder gibt es hier eine Unterscheidung, wenn ja, welche?

 

  1. Welches Resümee ziehen Sie aus der Tatsache, dass der an 1.000.000 Personen verimpfte Grippeimpfstoff nur neun Nebenwirkungsmeldungen mit einer als schwerwiegend einzustufenden Fallmeldung verursacht hat, der an ca. 300.000 Personen verimpfte Impfstoff gegen das H1N1-Virus aber bereits Ende Dezember 2009  96 Meldungen über unerwünschte Ereignisse mit zumindest 16 Meldungen, die als schwerwiegend einzustufen waren, verursachen konnte?

 

  1. Haben Sie vor, aus diesem Resümee fachliche Konsequenzen zu ziehen und diese zu publizieren, wenn nein, warum nicht?

 

  1. Haben sie vor, in Österreich eine, auf reinen Zahlen, Daten und Falten beruhende und für die Bürgerinnen und Bürger offiziell zugängliche, Informationsdatenbank über die jährlichen aktuellen Impfzahlen und analogen Krankheits- und Todesfälle einzurichten, wenn ja wann, wenn nein warum nicht?

 

  1. Können Sie es sich vorstellen, dass im Anlassfall die Risikobewertung aller mitbefassten österreichischen Einrichtungen und Gremien aufgrund einer einzigen objektiven und für alle zugänglichen Informationsdatenbank erfolgt, wenn nein, warum nicht?

  1. Können Sie es sich vorstellen, dass im Anlassfall die Pressearbeit aller mitbefassten österreichischen Einrichtungen und Gremien aufgrund einer einzigen objektiven und für alle zugänglichen Informationsdatenbank erfolgt, wenn nein, warum nicht?

 

  1. Halten Sie die österreichische Bevölkerung für mündig, sich selbst aufgrund allgemein zugänglicher Zahlen, Daten und Fakten ein Bild über die Vorteile und Nachteile sämtlicher angebotener Impfungen mit dem niedergelassenen Hausarzt als Informationspartner zu machen, wenn nein, warum nicht?

 

  1. Wenn nein, würde Ihnen ein entsprechender Initiativantrag im Parlament von Seiten des BZÖ Unterstützung für allenfalls erforderliche gesetzliche Initiativen bieten?

 

  1. Sind Sie und die Fachexperten Ihres Ressorts in der Lage, gegenüber der WHO und internationalen Gremien eine, auf österreichischen Zahlen, Daten und Fakten basierende, Fachpolitik zu betreiben, wenn nein warum nicht und was müsste hier Ihrer Meinung nach geändert werden?

 

  1. Gibt es Ihrer Meinung nach einen Unterschied, in den zu treffenden politischen Entscheidungen, im Falle einer Influenza Epidemie für einen Politiker in Österreich, der auf ein flächendeckendes, von den österreichischen Bürgerinnen und Bürgern umlagefinanziertes Gesundheitssystem zählen kann, und den Politiker eines Entwicklungslandes, ohne jegliche Versorgung der Bevölkerung, wenn nein, warum nicht?