Eingelangt am 29.04.2010
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ANFRAGE
der Abgeordneten Korun, Freundinnen
und Freunde
an den Bundesminister für
Wirtschaft, Familie und Jugend
betreffend Daten zum geforderten
Burkaverbot
Im Zuge des Wiener Wahlkampfes
nahm Familienstaatssekretärin Marek die parlamentarische Debatte in
Belgien über u.a. ein Burkaverbot als Anlass, um sich ebenfalls pauschal
für ein Burkaverbot auszusprechen. Dabei forderte
sei ein generelles Burkaverbot im öffentlichen Raum. Ein Verbot solle
nicht nur öffentliche Gebäude wie Gerichte oder Amtshäuser
betreffen, sondern auch Spitäler, Banken, Geschäfte, die
öffentlichen Verkehrsmittel oder das Lenken eines eigenen Fahrzeugs. Bedenken
der Verfassungswidrigkeit begegnete sie mit dem vermeintlichen
Sicherheitsargument "Eine Burka ist ja schließlich auch eine
Sichteinschränkung",(APA 0120 5 II 0298 CI/AI).
Auch
die Innenministerin leistete zum Thema Burkaverbot am Steuer bereits
öffentlich Schützenhilfe: "Wenn eine Frau mit Burka mit einem
Sehschlitz im Straßenverkehr ein Auto lenken würde, würde ich
das als Sicherheitsrisiko ansehen." (APA APA0021 5 II 0458 CI).
Bezeichnend
bei dieser Debatte ist jedoch, dass weder die Innenministerin noch die
Familienstaatssekretärin stichhaltige Daten und Fakten zu der Anzahl der
Burkaträgerinnen, geschweige denn deren öffentliches Auftreten und
Fahrverhalten vorlegen konnten. Es scheint sich dabei also vielmehr um eine
Pseudodebatte zur Stimmungsmache im Wahlkampf zu handeln und nicht um eine
ernstzunehmende Sicherheits-, geschweige denn Frauenrechtsdebatte.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
- Gibt es in
Ihrem Ressort Statistiken oder Aufzeichnungen darüber, wie viele Burkaträgerinnen
und Niqabträgerinnen es in Österreich gibt?
- Gibt es in Ihrem Ressort
Statistiken oder Aufzeichnungen darüber, wie viele der vermeintlichen
Burkaträgerinnen und Niqabträgerinnen in Österreich
niedergelassen und wie viele von Ihnen Touristinnen sind?
- Wenn ja, von welcher Stelle
stammen sie und welche Zahlen beinhalten sie?
- Wenn nein, ist daran gedacht,
solche Zahlen erheben zu lassen?
- Die parlamentarische
Burkakommission des dänischen Parlaments hat eine Studie über
mutmaßliche Burkaträgerinnen durchführen lassen, in der
keine einzige Burkaträgerin ausfindig gemacht wurde. Ist Ihnen diese
Studie bekannt?
- Planen Sie bzw.
Staatssekretärin Marek, eine ähnliche "Burka-Studie"
in Auftrag zu geben um das Ausmaß des mutmaßlichen
Burka-Problems festzustellen?
a) Falls ja, wann werden Sie diese durchführen und werden die Ergebnisse noch
vor etwaigen Regierungsvorlagen zum geplanten Burkaverbot vorliegen?
b) Falls nein, weshalb erachten Sie dies nicht als notwendig?
- Die Staatssekretärin Ihres
Ressorts, Frau Christine Marek, hat dieser Tage öffentlich ein
Burkaverbot gefordert. Wenn nicht daran gedacht ist, Zahlen zum
mutmaßlichen Phänomen „Burka“ erheben zu lassen,
aufgrund welcher Fakten bzw. Annahmen befürwortet Ihr Ressort ein
Burkaverbot?
- Am 22. April 2010
behaupteten Sie, dass eine autofahrende Frau in Burka aufgrund ihrer
vermeintlichen Sichteinschränkung ein Sicherheitsrisiko darstellt.
Wie viele Verkehrsunfälle in den letzten Jahren in Österreich
von Burkaträgerinnen am Steuer sind Ihnen bekannt?
- Wenn es keine solchen
Fälle gibt, was bezweckt Staatssekretärin Marek mit ihrer
Aussage zur konstruierten Burkaträgerin am Steuer?
- Was
soll ein Burkaverbot Ihrer Meinung nach in frauenrechtlicher Hinsicht
bewirken?
- Liegen
Ihnen bzw. Staatssekretärin Marek Daten darüber vor, wie viele
vermeintlichen Burkaträgerinnen in Österreich die Burka
unfreiwillig und wie viele diese aus eigener Entscheidung heraus tragen?
- Planen
Sie bzw. Staatssekretärin Marek, solche Studien in Auftrag zu geben?
Falls nein, wie wollen Sie dann den frauenrechtlichen Hintergrund des
Burkaverbots gewährleisten?
- Ist es angedacht, das Thema
Burkaverbot direkt mit den Betroffenen (Burkaträgerinnen) zu
diskutieren?
a) Falls ja, wann?
b) Falls nein, weshalb nicht?