53/J XXIV. GP
Eingelangt am 05.11.2008
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
des Abgeordneten Dr. Martin Graf
und weiterer Abgeordneter
an die Bundesministerin für Justiz
betreffend Medizin-Skandal an der Medizinischen Universität Innsbruck
In zahlreichen Veröffentlichungen in nationalen und internationalen Medien
wurden diverse alarmierende Vorfälle an der Medizinischen Universität
Innsbruck beschrieben.
Der Rektor der Medizinischen Universität Innsbruck wurde im August wegen
Vertrauensverlustes, schwerer wirtschaftlicher Schäden für die Universität und
wegen rechtlicher Verfehlungen von Universitätsorganen vom Universitätsrat
der Medizinischen Universität Innsbruck seines Amtes enthoben.
Vor wenigen Tagen ist der Vorsitzende des Senats der Medizinischen
Universität Innsbruck zurückgetreten.
Wir wurden vom Aktionskomitee „Rettet die Klinik Innsbruck" über unhaltbare
Zustände an der Medizinischen Universität Innsbruck sowie über
schwerwiegende Vorfälle in der Ethikkommission Innsbruck und der AGES
informiert.
Es besteht u.a. der dringende Verdacht, dass Mitglieder der Ethikkommission
Innsbruck ihre Position für eigene wirtschaftliche Interessen missbraucht
haben, dass Patientenkarteien von der Klinik Innsbruck von einem Arzt, der
im Klinikum Grosshadern in München arbeitet, gestohlen wurden, dass die
AGES in der Klinik Innsbruck keine objektiven und rechtlich fundierten
Prüfungen durchgeführt hat und dass in- und ausländische Firmen die in
Innsbruck entwickelte Zelltherapie der Harninkontinenz offensichtlich
torpedieren wollen.
Bereits im Jahr 2007 wurden etliche strafrechtlich relevante Vorfälle an der Klinik Innsbruck bei der Staatsanwaltschaft Innsbruck angezeigt, unter anderem der Verdacht, dass die Fa. American Medical Systems versucht, über Helfer an der Klinik Innsbruck das Zelltherapie-Projekt der Universitätsklinik für Urologie, eine österreichische Entwicklung, zu torpedieren. Darüber hinaus sind der Staatsanwaltschaft Innsbruck die Vorfälle in der Ethikkommission Innsbruck und der dringende Verdacht des Diebstahls von Patientenunterlagen aus der Klinik Innsbruck bekannt.
Prof. Bartsch, die TILAK und Vertreter der Medizinischen Universität Innsbruck haben wiederholt erklärt, von der Zelltherapie der Harninkontinenz in Innsbruck nichts gewusst zu haben und mit der Behandlung der Patienten nichts zu tun gehabt zu haben.
Tatsache ist aber, dass die TILAK über das LKF-System mehrere Millionen Euro für die Behandlung dieser Patienten eingenommen hat. Darüber hinaus haben Prof. Bartsch und etliche andere in der KlinMed organisierte Vorstände der Universitätsklinik Innsbruck (u.a. der derzeitige Rektor der Medizinischen Universität und der Vorsitzende der Ethikkommission) über Jahre hindurch den Privatpatienten, die diese Zelltherapie erhielten, Privathonorare in Rechnung gestellt und auch kassiert (etliche hunderttausend Euro). Lt. Bundesgesetz für Kranken- und Kuranstalten(§ 46) können Privathonorare nur verrechnet werden, wenn die Patienten persönlich behandelt werden.
Die unterzeichnenden Abgeordneten sind über den Zustand der medizinischen Forschung und über den Ruf des Wissenschaftsstandortes Österreich sehr besorgt und stellen daher an die Bundesministerin für Justiz nachfolgende
Anfrage
1. Wie weit sind die Ermittlungen im Fall des Verdachts des Diebstahls von Patientenunterlagen aus der Klinik Innsbruck gediehen?
2. Ist geplant, das Personal für die laufenden Ermittlungen aufzustocken, damit die Ermittlungen endlich zügig voranschreiten können?
3. Entsprechen die Aussagen von Prof. Bartsch, den anderen beteiligten Vorständen und der TILAK tatsächlich der Wahrheit und haben die genannten mit den Studien, Publikationen und der Behandlung der Patienten nichts zu tun gehabt, sind dann die Privathonorare und LKF-Gelder die dafür in Millionenhöhe von Sozialversicherungen, Zusatzversicherungen und Selbstzahlerpatienten geflossen sind, illegal abkassiert worden?
4. Welche Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Innsbruck laufen derzeit wegen dieses massiven Verdachts auf organisierten und vorsätzlichen Versicherungsbetrug?
5. Handelt es sich bei den Behauptungen von Prof. Bartsch, den anderen Vorständen und der TILAK, die ja seit Wochen in den Medien sowie im AGES-Bericht zur Zelltherapie in ganz Europa kursieren und massiv in Frage gestellt werden, um unwahre Behauptungen?
6. Wenn ja, was wollen Sie gegen diese unwahren Behauptungen unternehmen?
7. Welche rechtlichen Schritte wollen Sie gegen Prof. Bartsch und die in der KlinMed organsierten Vorstände der Universitätsklinik Innsbruck einleiten, um entweder die falschen Behauptungen oder den Versicherungsbetrug zu stoppen?