6861/J XXIV. GP
Eingelangt am
17.11.2010
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind
möglich.
ANFRAGE
des Abgeordneten Doppler
und weiterer Abgeordneter
an die Bundesministerin für Wissenschaft und Forschung
betreffend Turnusärztemangel
Viele österreichische Spitäler leiden derzeit unter einem Mangel an Turnusärzten. Grund dafür ist neben der großen Zahl deutscher Medizinstudenten, welche nach ihrem Studium in Österreich in ihre Heimat zurückkehren, auch die Tatsache, dass immer mehr österreichische Absolventen ihre Karriere im Ausland starten.
Die Tageszeitung „Die Presse“ schrieb dazu am 30.9.2010: „ … In Österreich führt der Weg zu einer Assistenzstelle meistens über den Turnus, eine dreijährige Ausbildung zum Arzt für Allgemeinmedizin, während man in Deutschland direkt nach der Universität mit dem gewünschten Fach beginnt. So kann man den Facharzt bereits in sechs Jahren erreichen, wofür man in Österreich inklusive Wartezeiten, Turnus und Ausbildung oft zehn oder zwölf Jahre aufwendet. … … Geschätzte 2000 Krankenhäuser gibt es in Deutschland, in denen viele Stellen zu besetzen sind. So ziemlich jede Fachrichtung wird als Ausbildungsstelle angeboten, darunter viele der in Österreich nur schwer zu belegenden Spezialisierungen wie Orthopädie, Chirurgie oder Dermatologie. Der Turnus bietet in seiner Ausbildungsdauer Einblicke in die verschiedenen Fächer und erleichtert eventuell die Entscheidung zur Berufswahl. Wer aber schon weiß, welchen Weg er einschlagen will, bekommt ohne das „jus practicandi“, das Recht zur selbstständigen Berufsausübung, nur selten eine Ausbildungsstelle. Wer also in Österreich bleiben möchte, kommt um eine gewisse Wartezeit nicht herum.“
Ebenso sei die höhere Entlohnung für den Schritt über die Grenze verantwortlich. „… Je nach Steuerklasse bezieht ein Berufseinsteiger für 40 Wochenstunden ein Nettojahreseinkommen zwischen 25.600 und 29.500 Euro, im Vergleich zu etwa 24.000 Euro als Turnusarzt in Österreich.“
In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an die Bundesministerin für Wissenschaft und Forschung folgende
Anfrage
1. Wie viele Studenten studieren derzeit Medizin an österreichischen Universitäten? (aufgegliedert auf Universitäten)
2. Wie viele davon besitzen die österreichische Staatsbürgerschaft? (aufgegliedert auf Universitäten)
3. Auf welche Staatsangehörige teilt sich der Rest auf? (aufgegliedert auf Universitäten)
4. Wie viele Studenten absolvierten in den letzten zehn Jahren ihr Studium der Medizin an einer österreichischen Universität positiv? (aufgegliedert auf Jahre, Staatsbürgerschaften der Absolventen und Universitäten)
5. Wie viele Studenten sind in den letzten 10 Jahren nach Beendigung ihres Studiums in ihr Heimatland zurückgekehrt?
6. Wie viele Studenten mit österreichischer Staatsbürgerschaft haben nach Absolvierung ihres Medizinstudiums nicht um einen Turnusplatz (in Österreich) angesucht bzw. keinen Turnus absolviert?
7. Besteht eine Gefahr für unser Gesundheitssystem durch die Abwanderung von jungen Medizinern?
8. Was gedenken Sie zu unternehmen, um einer Abwanderung entgegenzuwirken?