6872/J XXIV. GP
Eingelangt am 17.11.2010
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind
möglich.
ANFRAGE
des Abgeordneten Dr. Karlsböck
und weiterer Abgeordneter
an den Bundesminister für Gesundheit
betreffend Drogenkonsum - ein begrenztes, vorübergehendes Lebensabschnittsphänomen?
Laut dem aktuellen Berichts zur Drogensituation starben im Jahr 2009 187 Personen im engen Zusammenhang mit illegalen Drogen. Die Autoren des Drogenberichts räumen jedoch ein, dass die Angaben „zunehmend ungenau" sind, weil beispielsweise „keine Obduktionen durchgeführt wurden". Daher ist ungewiss wie viele Suchtgifttote tatsächlich in Österreich zu beklagen sind. Laut Bericht wird die Schwankungsbreite zwischen 187 und 206 veranschlagt.
Darüber hinaus zeigt der Bericht weiter auf, dass junge Erwachsene (20 bis 24 Jahre) derzeit die höchsten Raten an Erfahrungen mit illegalen Drogen (z.B. 26 Prozent bei Cannabis) haben. Obwohl der Bericht von einem „Lebensabschnittsproblem“ spricht, gab es im Jahr 2009 noch nie so viele Opiatabhängige in Drogenersatztherapie. Es befanden sich nämlich 13.460 Abhängige in Drogenersatztherapie - davon 2.955 Neuzugänge. Im Jahr 2008 waren es 11.119 - davon 1.570 Neuzugänge - gewesen. Im Jahr 2000 lag die Gesamtzahl noch bei 4.464 Substitutionspatienten - davon 811 Neuzugänge. Angesichts dieser Zahlen ist es daher kaum verwunderlich, dass der Bericht auch erstmals Probleme mit der Drogen-Substitutionsbehandlung in den Bundesländern aufzeigt. Beispielsweise geht aus dem Bericht hervor, dass „…(g)ravierende Mängel (…) in der Versorgung von älteren Drogenabhängigen und Jugendlichen…“ bestehen. Auch die in diesem Zusammenhang stehende drogenbezogene Kriminalität zeigt einen höheren Wert als im Vorjahr auf. „…Die Zahl der Anzeigen wegen des Verstoßes gegen das Suchtmittelgesetz betrug 2009 22. 729...“ Im Vergleichszeitraum des Vorjahres kam es zu 20. 043 Anzeigen.
Darüber hinaus attestiert der Bericht, dass „…die Auseinandersetzung mit nationalen Qualitätsstandards für medizinische Behandlungen im Vergleich zu anderen Ländern relativ spät begonnen wurde…“
Vor diesem Hintergrund richten die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für Gesundheit folgende
ANFRAGE
1. Wie beurteilen Sie bzw. Ihr Ressort die grundlegende Problematik, dass eine Vielzahl an vermeintlichen Suchtgifttoten in die Statistik nicht aufgenommen werden? (z.B.: Wien - Hier hat die Polizei im vergangenen Jahr knapp 230 Tote mit Drogenbezug bearbeitet, Eingang in die Bilanz fanden aber „nur" 82 )
2. Wie beurteilen Sie bzw. Ihr Ressort daher Vergleiche, Handlungsempfehlungen, etc. die auf diesen teilweise sehr lückenhaften statistischen Auswertungen basieren?
3. Gibt es Überlegungen bzw. konkrete Projekte, um nationale Leitlinien für die Suchtbehandlung zu erarbeiten bzw. überhaupt erst zu ermöglichen?
4. Wenn ja, wie sehen diese konkret aus und wann kann man mit deren Umsetzung rechnen?
5. Wenn nein, warum nicht?
6. Gibt es Überlegungen bzw. konkrete Projekte um die komplexe Finanzierungsstruktur zu vereinfachen?
7. Wenn ja, wie sehen diese konkret aus und wann kann man mit deren Umsetzung rechnen?
8. Wenn nein, warum nicht?
9. Gibt es Überlegungen bzw. konkrete Projekte für eine drogenspezifische Aufschlüsselung der Haushalte um in diesen Bereich eine Kostenwahrheit herzustellen?
10. Wenn ja, wie sehen diese konkret aus und wann kann man mit deren Umsetzung rechnen?
11. Wenn nein, warum nicht?
12. Gibt es (aufbauend auf dieser drogenspezifischen Aufschlüsselung der Haushalte) Überlegungen Kostenstudien oder ökonomische Analysen zur Suchtbehandlung in Auftrag zu geben, um in Zukunft die verwendeten Mittel für Drogenabhängige effizienter einsetzen zu können?
13. Wenn ja, wie sehen diese konkret aus und wann kann man mit deren Umsetzung rechnen?
14. Wenn nein, warum nicht?