7031/J XXIV. GP

Eingelangt am 30.11.2010
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ANFRAGE

 

des Abgeordneten Dr. Karlsböck

und weiterer Abgeordneter

 

 

an den Bundesminister für Gesundheit

betreffend Vorhofflimmern – Vorbote des Schlaganfalls und anderer kardiovaskulärer Komplikationen

 

 

Vorhofflimmern gehört zu den häufigsten Herzrhythmusstörungen, vor allem bei älteren Menschen. In Österreich sind nach Schätzungen weit über 100.000 Personen von dieser gefährlichen Herzrhythmusstörung betroffen. Etwa 70 Prozent der Vorhofflimmer-Attacken bemerken die Patienten nicht. Viele Betroffene klagen meist über unspezifische Symptome wie Herzrasen, Herzjagen, schnellen und unregelmäßigen Pulsschlag, Herzstolpern, Atemnot und Angstgefühl.

 

In einem kürzlich veröffentlichten Bericht von der Partnerschaft AF Aware (Atrial Fibrillation Awareness And Risk Education) heißt es, dass aufgrund unzureichender Diagnosen, Missachtung von Behandlungsrichtlinien und mangelnder qualitativer Informationen für Patienten mit Vorhofflimmern das Leben tausender Menschen mit dieser schwächenden Herzerkrankung bedroht sein könnte. In diesem Bericht heißt es weiter, dass die unzureichenden Diagnosen und Behandlungen bei Vorhofflimmern die Wahrscheinlichkeit eines Krankenhausaufenthalts, Schlaganfalls und anderer kardiovaskulärer Komplikationen erhöhen und außerdem unnötige Kosten für den Betroffenen und die Gesundheitssysteme Europas verursachen könnten. Beispielsweise geht eine französische Schätzung von durchschnittlichen jährlichen Gesundheitskosten von 3.220.- Euro pro Betroffenem aus. Demnach könnte laut diesem Bericht Vorhofflimmern die Europäische Union 10 Milliarden Euro im Jahr kosten.

 

Diese Kosten könnten aber durch die Nutzung bestimmter Screenings in der Primärversorgung stark gesenkt werden. Eine diesbezügliche britische Studie kommt zu dem Ergebnis, dass situative Vorsorgeuntersuchungen beim Hausarzt etwa 240.- Euro pro Patient verursachen würden. Diese Investition würde aber insgesamt zu einer Kosteneinsparung führen weil dadurch die teurere sekundäre Versorgung vermieden werden könnte.

 

Abschließend sind noch die weitern volkswirtschaftlichen Kosten - wie z.B der Arbeitsausfall durch krankheitsbedingte Fehltage, Produktivitätseinbußen bei der Arbeit und Frührente - zu beachten. In Italien und Deutschland wurden diese Kosten auf jährlich über 3.000.- Euro pro Patient mit Vorhofflimmern geschätzt. Das Ergebnis ist ein verstärkter Druck auf die Betroffenen, ihre Angehörigen und Arbeitgeber sowie auf das Gesundheits- und Sozialsystem.

 

Vor diesem Hintergrund richten die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für Gesundheit folgende

 

 

ANFRAGE

 

 

1.    Ist Ihrem Ressort dieser Bericht bereits bekannt?

 

2.    Wenn ja, wie beurteilen Sie bzw. Ihr Ressort die Berichtergebnisse?

 

3.    Wenn ja, wie beurteilen Sie bzw. Ihr Ressort die Empfehlung der grossflächigeren Verfügbarkeit und Nutzung von Erkrankungsregistern? (Durch diese Maßnahme wäre eine genauere Einschätzung der Prävalenz von Vorhofflimmern möglich und die Realbelastung durch die Krankheit könnte besser bestimmt werden.)

 

4.    Wenn ja, wie beurteilen Sie bzw. Ihr Ressort die Empfehlung der stärkeren Aufklärung zur Interpretation und Anwendung von Behandlungsrichtlinien nach national spezifischen Erfordernissen?

 

5.    Wenn ja, wie beurteilen Sie bzw. Ihr Ressort die Empfehlung der Bewertung des klinischen Schulungsbedarfs, der Lücken in der Patienteninformation und der Behandlungspräferenzen?

 

6.    Wenn ja, wie beurteilen Sie bzw. Ressort die Empfehlung der Erstellung eines aussagekräftigen Patienteninformationsmaterial? (Durch diese Maßnahme wäre der Patient mit angemessener Unterstützung durch seinen Arzt ein echter Partner bei der Fällung von Behandlungsentscheidungen.)