7116/J XXIV. GP

Eingelangt am 14.12.2010
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ANFRAGE

des Abgeordneten Werner Neubauer, Dr. Johannes Hübner

und weiterer Abgeordnete

 

an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten

 

betreffend Soldatenfriedhof in Tinowka

 

Einem Artikel des Autors Moritz Gathmann, aus der Mokauer Deutschen Zeitung, Nr. 21(292) November 2010, mit dem Titel

 

"Schwieriges Pflaster


Die Reise eines Deutschen zurück zu den Orten des Russland-Feldzuges - und zu Bewohnern, die ihn miterlebt haben, MDZ 2010-11-11"

 

ist folgender Sachverhalt zu entnehmen:

 

….Weier ist ein 86 Jahre alter Mann, einer „vom alten Schlag“, wie die Russen anerkennend bemerken. ………

 

 

Er will ein Versprechen einlösen. Im April 1943, vor dem Abmarsch, da sang er vor dem Soldatenfriedhof in Tinowka, einem kleinen Dorf 50 Kilometer von Smolensk, „Rot scheint die Sonne“, die Hymne der Fallschirmjäger. …….

 

Weier rief die Kriegsgräberfürsorge an, und als die ihm erzählten, dass sie einen Sammelfriedhof für deutsche Soldaten in Smolensk aufbauen, fiel er aus allen Wolken. Da hatte er doch gekämpft!

 

Nun lehnt der Draufgänger an einer großen Birke. „Ich schwitze innerlich, ich fühle mich unwohl“, sagt er.

Weier sieht offene Gruben, daneben grüne Plastiksäcke. Daraus schauen erdverkrustete Knochen hervor, Unterkiefer, manchmal Schädel, hier und da sogar Stiefel. Sie gehören seinen Kameraden, beerdigt in Tinowka, und es sind mehrere Hundert.

 

Weier aber ist auf der Suche nach einem Soldatenfriedhof in Luschki. Er hat ein Foto dabei: eine verschneite Dorflandschaft, vorne eine Weggabelung, und zwischen den Wegen Kreuze mit Helmen darauf. Tatsächlich findet Weier den Ort ohne große Mühe wieder. In Luschki war er vor 67 Jahren einquartiert, wenn er nicht im Schützengraben lag.


In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten folgende

 

 

 

 

Anfrage

 

1.    Ist Ihrem Ministerium bekannt, dass am Soldatenfriedhof Tinowka bei Smolensk fürchterliche Zustände herrschen?

2.    Welche Maßnahmen werden Sie ergreifen, zumal sich auch österreichische Soldaten auf diesem Friedhof befinden?

3.    Welche Möglichkeiten haben Sie, um diesen unwürdigen Zustand der offengelegenen Gräber, der frei liegenden Gebeine zu beheben und den Toten eine würdige Ruhestätte zu ermöglichen?

4.    Hat sich die „Kommission Karner“ auch dieser Anlage angenommen?

5.    Wenn ja, mit welchem Ergebnis?

6.    Welche Möglichkeit sehen Sie, durch eine Kontaktaufnahme mit dem „Schwarzen Kreuz“ zur Behebung der unerfreulichen Situation auf dem Friedhof Tinowka beizutragen?

7.    Sind Ihrem Ministerium weitere derartige Fälle bekannt?

8.    Wenn ja, welche, und was wird seitens der Republik Österreich dagegen unternommen?