Eingelangt am 11.01.2011
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ANFRAGE
der Abgeordneten Gerhard Huber
Kolleginnen und Kollegen
an den Bundesminister für Land-
und Forstwirtschaft, Umwelt- und Wasserwirtschaft
betreffend Skandal um
dioxinverseuchtes Tierfutter in Deutschland und mögliche negative Auswirkungen
auf Österreich
Die Behörden in Deutschland ermitteln
gegen den Futtermittelhersteller Harles & Jentzsch aus Uetersen in Schleswig-Holstein.
Dem Futtermittelhersteller wird vorgeworfen, dem Tierfutter, über Jahre
hinweg, Industrie-Fett beigemischt zu haben. Im Zuge dieser Ermittlungen wurden
in unserem Nachbarland bereits mehr als 1000 Höfe gesperrt und die
sofortige Tötung von 8000 Hennen angeordnet um den Schaden für die
Gesundheit der Bevölkerung zu begrenzen.
Die Empörung und Verunsicherung
der Bevölkerung ist laut Aussagen deutscher Verbraucherschützer gegenüber
den Medien enorm, da die Kontrollen wieder massiv versagt haben und der
Verdacht nahe liegt, dass hinter diesem Skandal System steckt, um die
Profitgier einiger großer europäischer Tierfuttermittelerzeuger zu befriedigen.
Bis dato ist nach Aussagen von Regina
Aschmann, einer Vertreterin der Verbraucherzentrale Bremen noch völlig
unklar, welche Produkte tatsächlich vom Dioxin-Skandal betroffen sind oder
es in der Vergangenheit bereits waren. Insbesondere die Handelswege der
verarbeiteten Produkte können kaum nachvollzogen werden.
Das Verbraucherschutzministerium in Brandenburg
gibt bekannt, dass auch aus einem Schlachthof in Brandenburg 63.100 Stück
Geflügel verarbeitet wurden, die belastet waren. Weiters bestätigt
die Sprecherin des brandenburgischen Verbraucherschutzministeriums Alrun
Kaune-Nüßlein in einem Bericht des Spiegel, dass von 120 Tonnen
Fleisch bereits 90 Tonnen auf den Markt gelangt sind und die restlichen 30
Tonnen gesperrt wurden, um diese auf ihre Dioxin-Belastung zu untersuchen.
Anerkannte Experten warnen vor dem
Verzehr von eventuell betroffenen Fleischprodukten und empfehlen Eier, welche
nicht aus eindeutig gekennzeichneter Bioproduktion stammen wegzuwerfen, da
gerade für Kinder Lebensmittelprodukte mit überhöhten
Dioxinwerten gesundheitsgefährdend sind. In einem Bericht des deutschen Landwirtschaftsministeriums
wiederum wird bestätigt, dass 3000 Tonnen verseuchtes Tierfutterfett
bereits im Umlauf sind.
Täglich werden neue Zahlen und
Fakten des Dioxin-Skandals veröffentlicht und es ist nur mehr eine Frage
der Zeit, bis auch Österreich, welches ja im großen Umfang
Tierfutter, Fleisch und Eierprodukte aus Deutschland importiert, betroffen ist.
Da die unterfertigten Abgeordneten der
Überzeugung sind, dass die Österreicherinnen und Österreicher
ein Anrecht auf Transparenz haben und von Seiten der Regierungsverantwortlichen
keinesfalls erneut eine Desinformationspolitik wie beim Listerien-Skandal Platz
greifen darf, stellen die unterfertigten Abgeordneten an den Herrn
Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt- und Wasserwirtschaft
folgende
ANFRAGE
- Zu welchem Zeitpunkt und in
welcher Art und Weise wurden Sie über den Dioxin-Skandal in
Deutschland informiert?
- Haben Sie mit den deutschen Behörden
und deutschen Politikern Kontakt aufgenommen um die Tragweite des
Dioxin-Skandals für Österreich zu erörtern, wenn ja,
- zu welchem
Zeitpunkt?
- mit welchen
Beamten?
- mit welchen
Politikern?
- wie lauten die
Ergebnisse und politischen Schritte die Sie gesetzt haben?
- wenn nein,
warum nicht?
- Haben Sie die
österreichische Bevölkerung informiert, wenn ja wie und mit
welchem Inhalt, wenn nein, warum nicht?
- Haben Sie die
österreichische Landwirtschaft, den Handel oder die Futtermittelerzeuger
informiert, wenn ja wie und mit welchem Inhalt, wenn nein, warum nicht?
- Haben Sie die österreichischen
Importeure von deutschen Tierfuttermitteln und Lebensmittelprodukten informiert,
- wenn ja welche
Importeure und welche Maßnahmen haben Sie gesetzt?
- wenn nein,
warum nicht?
- Haben Sie den Bundeskanzler und die
mitbetroffenen MinisterkollegInnen informiert, wenn ja wie und mit welchem
Inhalt, wenn nein, warum nicht?
- Haben Sie Informationen, dass in
den letzten Jahren Fleisch oder Verarbeitungsprodukte aus den Betrieben,
die Futtermittel vom Futtermittelhersteller Harles & Jentzsch aus
Uetersen in Schleswig-Holstein bezogen haben, in den österreichischen
Handel gelangt sind, wenn ja welche?
- Können Sie
ausschließen, dass Fleisch oder Verarbeitungsprodukte aus den
Betrieben, die Futtermittel vom Futtermittelhersteller Harles &
Jentzsch aus Uetersen in Schleswig-Holstein bezogen haben, in den
österreichischen Handel gelangt sind,
- wenn ja,
aufgrund welcher Sachlage?
- wenn nein,
warum nicht?
- Wie viele Tiere,
Schlachtkörper oder Verarbeitungsprodukte werden jährlich von
Deutschland importiert und werden diese importierten Tiere,
Schlachtkörper oder Verarbeitungsprodukte auf das Vorhandensein von
Dioxin untersucht, wenn ja,
- wie viele
Tiere, Schlachtkörper oder Proben von Verarbeitungsprodukten wurden
in den Jahren 2006, 2007, 2008, 2009 und 2010 auf Dioxin untersucht?
- welche
Untersuchungsmethoden kamen zur Anwendung?
- von wem und wo
wurden die Proben gezogen?
- in welchem
Labor erfolgten die Analysen?
- Haben Sie Informationen über
die ursprüngliche Herkunft der Tiere, die Verarbeitung und die Lieferketten
aller möglichen betroffenen Produkte im aktuellen Dioxin-Skandal,
- wenn ja,
welche?
- wenn nein warum
nicht?
- wenn nein,
welche nationalen oder internationalen
Qualitätsmanagementrichtlinien sind Ihrer Meinung nach einzurichten
um diese darstellen zu können?
- Worin unterscheidet sich der
irische Dioxin-Skandal 2008 von dem aktuellen deutschen Dioxin-Skandal
2010/2011 aus der fachlichen Sicht Ihres Ressorts und worin liegt der
Unterschied in der Aufarbeitung derselben?
- Welche Budgetmittel stehen Ihnen
zur Verfügung um die notwendigen Schritte, im Falle einer Ausweitung
des deutschen Dioxin-Skandals, einzuleiten und wie viel Budget stand Ihnen
beim Dioxin-Skandal 2008 zu Verfügung?
- Welche Schritte haben Sie in
Ihrer Amtszeit gesetzt um den Import von dioxinverseuchten - als auch
gentechnisch verseuchten Futtermitteln, Lebensmitteln und
Verarbeitungsprodukten zu verhindern, und welche Erfolge konnten für
Sie messbar erzielt werden?
- Können Sie eine
Gefährdung der Existenzen der österreichischen Landwirte durch ein
übergreifen des Dioxin-Skandals auf Österreich
ausschließen, wenn ja, warum, wenn nein, warum nicht?
- Haben Sie im
Landwirtschaftsministerium einen Krisenplan, sollte sich der
Dioxin-Skandal auf Österreich ausweiten, wenn ja welchen, wenn nein,
warum nicht?