7441/J XXIV. GP

Eingelangt am 20.01.2011
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

 

 

der Abgeordneten Werner Amon MBA

Kolleginnen und Kollegen

an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur

betreffend Rolle des Bundesinstituts für Bildungsforschung, Innovation und

Entwicklung des österreichischen Schulwesens im Rahmen des OECD Projekts

PISA sowie weiterer internationaler Bildungsstudien

Mit 1. Jänner 2008 wurde das Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation und
Entwicklung des
österreichischen Schulwesens (BIFIE) errichtet. Seine Hauptaufgaben
sind die Durchführung von Untersuchungen im Bereich der angewandten
Bildungsforschung, Monitoring des Schulsystems, Bereitstellung von Informationen f
ür
bildungspolitische Entscheidungen sowie Begleitung und Implementierung
bildungspolitischer Ma
ßnahmen und deren Evaluation.

In das Rampenlicht rückt das BIFIE regelmäßig mit der vielfach kritisierten Art und Weise
der Pr
äsentation der PISA-Ergebnisse. Ein Beispiel: Österreich nimmt an der Studie teil, in
der Folge erklärt die OECD, dass die Ergebnisse nur mit Vorbehalt präsentieren werden
k
önnen und nicht mit früheren vergleichbar seien. Schuld daran sei die "negative
Atmosph
äre", die in der Test-Zeit in Österreichs Schulen geherrscht habe.
Das BIFIE hat den Hinweise der OECD, dass wegen der Boykottaufrufe zum Zeitpunkt der
Tests die Ergebnisse verf
älscht sein könnten, nicht ernst genommen, sondern
kleingeredet und die Inhalte der Studie sozusagen f
ür sakrosant" erklärt. Dabei hat die
OECD
Österreich sogar das Angebot gemacht, die Tests zu wiederholen, damit man unter
regulären Bedingungen gesicherte international voll vergleichbare Ergebnisse erhalten
kann. "Die Daten sind
über jeden Zweifel erhaben", so BIFIE-Direktor DDr. Günther Haider wörtlich. Eine Information an die Öffentlichkeit über diese Tatsachen erfolgte erst knapp vor der Präsentation der Ergebnisse der Studie, im Parlament war bisher noch keine Gelegenheit, die Vorgänge rund um die PISA-Studie 2009 mit der Bundesministerin im Detail zu erörtern.

Natürlich ist es dramatisch, wenn rund ein Viertel der 15jährigen Jugendlichen nicht
sinnerfassend lesen kann. F
ür eine zielgerichtete, ergebnisorientierte Bildungspolitik ist es
aber erforderlich, nicht nur altersorientierte, sondern auch regionale Auswertungen zu
erhalten.


 

Die unterfertigten Abgeordneten verlangen dies schon seit Jahren. Denn nach ihnen
vorliegenden Informationen w
ürde sich klar darstellen, dass die schlechten Ergebnisse
haupts
ächlich auf das Bundesland Wien zurückzuführen seien. Vom BIFIE waren
jahrelang keinerlei Informationen
über Bundesländervergleiche erhaltbar. Als Grund dafür
wurde das zu geringe Sample angegeben. Auch für die Studie 2009 kann eine
Bundesl
änderauswertung lediglich für die Länder Tirol und Vorarlberg, die dies selbst
finanzieren, gewonnen werden.

Andererseits wurde behauptet, dass Schulen in kleinen Ortschaften - offenbar muss es
sich dabei aber um 15j
ährige Repetenten in der Hauptschule handeln - mit Abstand am
schlechtesten abgeschnitten haben. Und genau diese Ergebnisse werden dann f
ür die
Schulstandortqualit
ät herangezogen. Angeblich Daten aus der Pisa-Datenbank, in welcher
die Ergebnisse der Sch
ülerleistungen auch nach Größe des Schulstandortes aufgegliedert
in fünf Kategorien abrufbar seien. Keine seriöse Vorgehensweise.

Daher stellen die unterzeichneten Abgeordneten an die Bundesministerin für
Unterricht, Kunst und Kultur nachstehende

Anfrage

1.       Liegen Ihnen Auswertungen der PISA-Testung nach Bundesländern geordnet vor?

2.       Wenn nein, warum nicht?

3.       Wenn nein, halten Sie eine Bundesländerauswertung nicht als mögliches
Steuerungselement als bildungspolitisch zielführend?

4.       Wenn ja, warum werden diese nicht veröffentlicht?

5.       Trifft es zu, dass das Bundesland Wien beim PISA Test besonders schlecht
abgeschnitten hat?

6.       Aus welchem Grund haben die Bundesländer Tirol und Vorarlberg die
Bundesl
änderauswertungen aus ihrem eigenen Budget zu finanzieren, wenn von
Seiten der Bundespolitik seit Jahren f
ür alle Bundesländer eigene Auswertungen
gefordert werden?

7.       Welche Kosten würden für eine Einzelauswertung aller österreichischer
Bundesl
änder zusätzlich anfallen?

8.    Welche Rohdaten liegen Ihnen generell vor?


9.       Sind Sie bereit, diese Rohdaten offenzulegen?

10.   Wenn Nein, warum nicht?

11.   Welche Kontextfragebögen wurden im Rahmen von PISA 2009 an die
Schüler/innen ausgegeben (bitte um Beilage)?

12.Teilen Sie die Meinung des BIFIE, dass an Kleinschulstandorten im ländlichen
Raum offensichtlich keine gute Arbeit geleistet wird?

13.  Warum hat das BIFIE die Tests im Frühjahr 2009 nicht wiederholt?

14.  Wann wurden Sie seitens des BIFIE über die Zweifel der OECD an der
Aussagekraft der PISA 2009-Ergebnisse informiert, wann seitens der OECD?

15.  Welche Maßnahmen haben Sie nach Erhalt dieser Informationen ergriffen?

16.  Was unternehmen Sie nach der Veröffentlichung der jüngsten PISA-Studie, um
mehr Transparenz beim f
ür die Testdurchführung zuständigen Bundesinstitut für
Bildungsforschung (Bifie) zu erreichen?

17.  Welche weiteren Projekte begleitet das BIFIE neben PISA?

18.  Was hat das BIFIE jeweils im Jahr 2008, 2009 und 2010 an Förderung inkl.
Sockelabgeltung und Projektf
örderungen für Einzelprojekte vom BMUKK erhalten?

19.  Was wird das BIFIE jeweils pro Jahr im Zeitraum 2008 bis 2014 inkl.
Sockelabgeltung und Projektf
örderungen für Einzelprojekte vom BMUKK erhalten?

20.  In welchem Verhältnis stehen die Personalkosten des BIFIE zu den
Gesamtpersonalkosten des Ressorts?

21.  Welche Mittel sind 2011 für die Beteiligung Österreichs an internationalen
Bildungsstudien vorgesehen und wie verteilen sie sich auf die einzelnen Studien?

22.  Wie hoch belaufen sich die Honorarkosten von BIFIE-Direktor DDr. Günther
Haider?

23. Von wem werden diese getragen?


24.  Über welche Konsular-, Werk- bzw. Dienstverträge wird BIFIE-Direktor

DDr. Günther Haider vom BMUKK bzw nachgeordneten Dienststellen beschäftigt?

25.  Wie hoch belaufen sich die Kosten für die einzelnen aus diesen Verträgen
resultierenden Leistungen für das Jahr 2010 sowie 2011?

26.  Wie hoch belaufen sich die Honorarkosten für die Mitarbeiter/innen an der PISA-
Studie (Steuerungsgremium) insgesamt?

27.  Von wem werden diese getragen?