7581/J XXIV. GP

Eingelangt am 02.02.2011
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ANFRAGE

 

der Abgeordneten Moser, Freundinnen und Freunde

 

an die Bundesministerin für Justiz

 

betreffend Ermittlungen in der Causa BUWOG, Anstiftung zum Bruch des Amtsgeheimnisses und Amtsmissbrauch, 2.Teil

 

 

Unabhängig von der Notwendigkeit einer politischen Klärung der Verantwortlichkeiten in der Causa BUWOG durch die Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses führen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zu verschiedenen Verfahrensschritten, unter anderem zu Überwachung von Telefon- und Handygesprächen Verdächtiger. Teilweise handelt es sich um abgeschlossene Ermittlungen, sodass die Veröffentlichung von Dokumenten zu keiner Beeinträchtigung des Verfahrens führt, sondern dazu dient, die Glaubwürdigkeit der beteiligten Personen in einem klaren Licht erscheinen zu lassen.

 

Wiederholt beteuerte der ehemalige Finanzminister Karl Heinz Grasser 2009, Walter Meischberger seine Freundschaft gekündigt  und die Geschäftsbeziehungen bzw. den Kontakt zu ihm abgebrochen zu haben.

 

Verlässliche vertrauliche Quellen (vgl Amtsvermerk der 6068/J) dokumentieren Gespräche Ende Jänner 2010 zwischen Walter Meischberger, Ernst Karl Plech und Karl Heinz Grasser u.a., in denen von Seiten der Beteiligten das Vorhaben geäußert wurde, ein Mitglied der Exekutive des Vertrauens, ev. aus FPÖ-nahen Kreisen, soll gegen Bezahlung bei der Staatsanwaltschaft oder anderen in der Causa BUWOG tätigen Behörden Informationen über den Ermittlungsstand beschaffen. Das Wochenmagazin Format berichtete am 9. Juli 2010 ausführlich unter dem Titel "GRASSERS SPITZEL-AFFÄRE" darüber und veröffentlichte entsprechende Dokumente, worauf die Anfragestellerin vom ehemaligen Finanzminister wegen Rufschädigung (die Äußerungen seien ehrenbeleidigend und kreditschädigend) geklagt wurde.

 

Nun liegen der Anfragestellerin darüber wörtliche Telefonprotokolle vor, die konspirative Absprachen - Walter Meischberger als Teilnehmer "A" und Karl-Heinz Grasser als "B" -detailliert wiedergeben und zeigen. dass der ehemalige Finanzminister, dem Vorschlag, einen Staatspolizisten gegen Geld (5000 Euro )zur Beschaffung von Informationen, nicht ablehnend gegenüberstand, sondern positiv erwägend:

 

Na gut, das wäre gut, wenn B… mal auslotet, was da dahinter steht und was da läuft.“(S.3 oben) oder

 

„Wie immer, da kann man nachdenken“  (S.4) oder

 

„Vielleicht kannst du einmal den Staatspolizisten treffen, …“.


 

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2

 
„Das Passt natürlich ins Bild … dass der Fiedler sich wegen diesem Schas in die ZIB 2 setzt. Ich bin gespannt, wie der Franz da tut, was er sagt.

B: So freundlich wird der nicht sein.

A: Ich glaube, der wird neutral durchfahren.

 

Aber dass sie solche Aufgebote machen. Ich darfs ja gar nicht sagen. Aber ich bin beruhigt eigentlich, weil das für mich bedeutet, dass sie an der anderen Geschichte total anstehen.

 

………

 

B: Das wundert mich auch nicht, dass sie bei der anderen Geschichte anstehen, weil wo wollen sie weitertun bei der anderen. Es gibt auch bei der anderen nichts. Du hast deine Selbstanzeige gemacht und …

 

A: Und alle Aussagen werden irgendwie bestätigt.

Aber was mir nur nicht passt, dass sie gestern den Großangriff in der anderen Geschichte machen und heute sozusagen ausfahren mit der PORR Geschichte hinausfahren. Also gestern noch in der BUWOG Großangriff und heute in der PORR Geschichte hinausfahren. Da kann ich mir nicht wirklich so einen Reim machen.

 

Und jetzt pass auf, da ruft mich der Franz Kolini noch einmal an, es war ihm irgendwie peinlich, und bietet mir an, mir ist das peinlich, aber ich sag dir dies, dieser Typ hat angeboten, den ganzen Kontakt zum STA Menschen, der die Dinge bearbeitet, von wo er die Information hat, herzustellen und den ganzen Verhandlungsstand uns zu geben, verbunden mit den Tipps auf was wir vielleicht aufpassen sollen und was wir noch machen muss und so weiter, für Geld.

B: Was, für Geld?

A: Für Geld, ja das ist ein Staatspolizist.

 

B: Aber zu wem in der STA aufzumachen.

A: Zu dem Bearbeiter in der STA und der ihm das alles gesteckt hat, dass der von der oberen STA Ebene herunter den Druck macht usw und der mit der Sache befasst ist, in der Bearbeitung in der STA. Ich weiß nicht wer das sein kann. Sicher kein Staatsanwalt sondern das muss ein Helfer des Staatsanwaltes oder irgendwas sein.

 

Und dann fragte ich, um was geht es da. Um 5.000 Euro.

B: Was,

 

A: viel Geld ist es nicht, aber nicht viel. Aber eigentlich nichts. Aber es ist eine klassische Geschichte von einem bestochenen Beamten um 5.000 Euro.

 

B: (Gedankenpause) Ich bin irgendwie sprachlos bei den Dingen, die du mir sagst. Dass das Land so korrupt ist und so beschissen funktioniert und so politisch gelenkt ist, macht mich wirklich sprachlos. Du ich glaub ganz ehrlich, du kannst das nur aufbauen als Falle und ein Mikrophon umhängen in irgendeiner Form, das mitrennt, wo du jederzeit den Beweis führen kannst, dass du sozusagen das nie machen wolltest. Das musst du mit … bereden.

 

A: Ja mit … hab ich eh schon telefoniert. Und der sagt, kommt gar nicht in Frage, dafür brauchen wir gar nicht bezahlen, da haben wir alle Zugänge. Weil das geht er zur W… .

 

…………..

 

3

 
Hab ich dir gesagt, dass B… sich angeboten hat, jederzeit mit ihm zu W… zu gehen und alle Dinge zu klären. Er hat heute lange mit B… geredet und B… hat eine enge Verbindung zu W… und die W… ist die Oberaufseherin vom D… .


B: OK, a so, sie ist die Chefin vom D… . Sie ist die leitende Staatsanwältin. Ah, OK.

 

A: Ja, da haben wir beste Zugänge übern B…

 

B: Na gut, das wäre gut, wenn B… mal auslotet, was da dahinter steht und was da läuft.

 

A: Nein, das brauchen wir gar, wir brauchen nur den G… . Also der W… sagen, dass der G… kommt.

 

B: Na ja das schon. Aber vielleicht kommt der B… drauf, was da politisch dahintersteckt.

A: Nein das weiß er eh. Er sieht das ganz zentral auf Grasser gerichtet.

 

B: Ja das schon, aber von wem, von der SPÖ, von irgendwem spezifischen

 

A: Nein, das glaub ich auf keinem Fall, dass es so direkt politisch gesteuert ist. Wann dann ist es …

 

B: Ich hab niemandem was getan in meiner Karriere, verstehst du

 

A: Wann dann ist es ein vorauseilender Gehorsam. Dann ist es indirekt politisch gesteuert. OK, da wird schon ein Politiker mal sagen, ist schon gut, wenns den Grasser mal herbetonieren oder so eine Aussage machen, aber da wird keiner bestellen.

Aber das passt zu dem, zu diesem persönlichen Hass, den jemand da an den Tag legt. …

 

Was beruhigend ist, dass sie auf diese lächerliche kleine Front so groß hinschießen und diese ihnen auch nicht so richtig funktioniert, weil die PORR genau das sagt, was ich in meinen Aussagen dem Staatsanwalt gesagt habe, hat PORR bestätigt.

 

B: Du was eh nicht überraschend ist aber weil sie die Wahrheit sagen, sagen sie es so. Aber Gott sei Dank haben sie es gesagt.

 

A: Da war ich schön erleichtert als ich dies gesehen habe

 

B: Ja ich bin nach Hause gekommen und sagte, nicht schlecht.

 

A: Ja hauptsächlich war mein Anruf wegen dieser Meldung.

B: Sehr merkwürdig

 

A: Wegen der S… Geschichte und das wegen Franzi ruf ich an aber ich werde dem nicht näher treten.

B: Wirst du dem nicht näher treten

 

A: Ich würde sagen, vielleicht ist das auch eine Falle.

B: Ja darum sage ich, dass man das nur so machen kann, dass man vorher einen Notariatsakt so sinngemäß, mit dem G… zum Notar geht, man gibt dort zu Protokoll, dass man dort nie vorhat irgendetwas zu tun, dass man sämtliche Informationen die man bekommt offen legen wird. Ich seh die Möglichkeit in dem Umstand in die Offensive zu gehen und sich in eine Pressekonferenz zu setzen und zu sagen, lässt man sich von einer korrupten Behörde überhaupt nicht mehr behandeln und vorführen. Den Spieß einfach umzudrehen. Um das ganze so zu verpolitisieren wie es offensichtlich läuft von der anderen Seite. Das ist die einzige Chance die ich sehe und wenn es eine Falle ist, eine Gegenfalle daraus zu machen, um zu sagen, Freunde, wir waren bei einem Notar mit unserem Anwalt, haben dort dokumentiert, dass wir dem natürlich nicht nähertreten. Dass es aber offensichtlich der Republik dient, wenn man ein strafrechtliches Verhalten eines Beamten

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aufdeckt, der für Geld Informationen verkaufen will. So was kann man nur spielen und tausendprozentig sicher gehen.


 

 

A: Oder du zahlst und gehst hin und schickst einen anderen und gehst nicht selber hin. Also, dann ist es eine andere Strategie, dann ist die Hoffnung, dass es zu einer Information kommt, die uns weiterhilft.

 

B: Wie immer, da kann man nachdenken …

 

A: Ich muss den Franz mal anrufen, der trifft ihn morgen wieder. Er sagt, weißt du Walter, ich hab da nichts davon, es ist mir zutiefst peinlich, ich hab mit dem oft was gemacht und es ist ganz normal gegangen …

 

B: Vielleicht kannst du einmal den Staatspolizisten treffen, …

 

A: Das ist ja gerade der die Fünfe will.

B: Also der wills …

A: Also dies ist schon ein Freund, des ist schon ein Freund. Aber der sieht halt jetzt was Größeres. Der wills ja. Ich mein es ist viel Geld, aber es ist, wenn es hilft, gar nichts. Aber ist das nicht alles arg.

 

B: Du, ich bin ohnehin sprachlos. Schauen wir uns mal die ZIB an und dann  … Aber in Summe ist ja nicht so schlecht gelaufen. Schaun wir mal, was die ZIB 2 tut.

A: Schauen wir mal, was der Fiedler macht.

B: OK, Junge. Machs gut. Das Handy mit der Nummer werde ich nicht mehr lange haben, weil der bald leer ist. Dann ruf ich dich von einem anderen an und sag dir das, OK Junge, Ciao“

 

Laut Protokoll handelt es sich dabei um den klassischen Versuch einer Bestechung. Denn durch bezahlte Informationstätigkeit eines Staatspolizisten sollte der Stand des BUWOG-Verfahrens in Erfahrung gebracht werden. Damit erleichterte sich die Beeinflussung der weiteren Erhebungen. Der ehemalige Finanzminister steht also in massivem Verdacht der Bestimmungstäterschaft zum Amtsmissbrauch.

 

In den Tageszeitungen „Der Standard“ vom 8.7.2010 und „Die Presse“ vom 9.7.2010 wiesen hingegen  Karl Heinz Grasser bzw. sein Anwalt Manfred Ainedter sämtliche auf den Tonbandprotokollen und Aktenvermerken beruhenden Fakten empört zurück „Das ist eine freie journalistische Erfindung. Der Artikel ist purer Schwachsinn.“

 

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

ANFRAGE:

 

1.       Ist das von Ihnen in der 6012/AB als anhängig bezeichnete Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft zur Verfolgung von Korruption bereits endgültig abgeschlossen?

 

2.       Wenn nein, wann wird das der Fall sein?

 

3.       Wenn ja, wann wird das Ergebnis bekannt?

 

4.       Kommt es zu einer Ahndung durch unabhängige Gerichte?

 

5.       In welchem Rahmen bewegt sich das Strafausmaß bei Nachweis von Korruption bzw. –versuch in der durch die wiedergegebenen Protokolle geschilderten Sachlage?


 

6.       Wurde die Verhängung der U-Haft gegen Karl Heinz Grasser wegen Verabredungs- und/oder Vertuschungsgefahr in Erwägung gezogen. Wenn ja, warum erfolgten keine Maßnahmen?

 

7.       Die Abhörprotokolle umfassen zahlreiche Hinweise auf illegale Einflussnahme auf das BUWOG-Erfahren. Wurde Karl Heinz Grasser zu der Causa einvernommen. Wenn nein, warum nicht?