8500/J XXIV. GP

Eingelangt am 11.05.2011
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ANFRAGE

 

des Abgeordneten Vilimsky

und weiterer Abgeordneter

an die Bundesministerin für Inneres

betreffend Europol-Bericht

 

Die Presse vom 05.05.2011 berichtete:

Westbalkan ist Kriminalitäts-Hochburg
Europol-Bericht. Drogenschmuggel, Menschenhandel und Schlepperwesen: Südosteuropa wird zum Sicherheitsproblem der EU. Weitere Grenzöffnungen erhöhen das Risiko.
(WIEN) Die organisierte Kriminalität hat sich verändert, modernisiert und ist internationaler geworden. Das ist das wichtigste Ergebnis eines neuen Berichts der europäischen Polizeibehörde Europol. Er liegt der "Presse" vor und weist auch auf ein regionales Problem hin: den Westbalkan. Er wurde zur Kriminalitätshochburg. "Das Drehkreuz Südosteuropa hat in den vergangenen Jahren die höchsten Zuwächse aufzuweisen", so Europol.
Nicht nur verstärkt über das Schwarze Meer, auch auf den traditionellen Routen über den Westbalkan werden immer mehr Drogen, Menschen, Zigaretten und Waffen verschoben. "Albanisch-sprechende, türkische und russische Banden zeigen zunehmende Aktivitäten in der EU." Europol geht davon aus, dass die anstehende Grenzöffnungen zu Rumänien und Bulgarien die Voraussetzung für diese kriminellen Gruppen noch verbessern werden. Einer der wichtigsten Umschlagplätze ist weiterhin der Kosovo. Ungarn wiederum hat sich zu einem der wichtigsten Transitländer entwickelt.
Es sind Heroin, Kokain und synthetische Drogen, die über die Länder des Westbalkan in die EU gelangen. Das war schon bisher so, doch die Banden haben ihre Logistik ausgebaut und professionalisiert. Dabei arbeiten die Organisationen vermehrt länderübergreifend zusammen. Das Internet, das den weltweiten Handel angetrieben hat, wird zunehmend auch für den illegalen Handel genutzt.
Weil der Zigarettenschmuggel weniger scharf bestraft wird, aber dennoch hoch profitabel ist, wurde auch er in den vergangenen Jahren ausgebaut. Die wichtigsten Herkunftsländer sind China, die Staaten der ehemaligen Sowjetunion und baltische Länder.
Die organisierte Kriminalität verstärkt derzeit ihre Tätigkeit nicht nur auf dem Westbalkan. Weitere Umschlagplätze sind die Häfen von Rotterdam, Hamburg und den baltischen Staaten. Auch Sizilien und Südspanien bleiben Hot-Spots der internationalen Kriminalität. Über sie gelangen nicht nur Drogen und gefälschte Produkte nach Europa. Auch gefälschtes Euro-Bargeld fließt hier in die EU ein.


Türkisch-griechische Grenze
Die türkisch-griechische Grenze wird laut Europol zu einem der größten Probleme für die illegale Einwanderung. Die Türkei wurde zu einem der wichtigsten Transitländer für Menschen, die ohne Genehmigung in die EU einwandern wollen. Griechenland ist im Gegenzug kaum noch in der Lage, die Außengrenze ausreichend zu kontrollieren. Die europäische Polizeibehörde geht davon aus, dass beispielsweise die aktuelle Einwanderungswelle über Italien dazu genutzt wird, nicht nur Wirtschaftsflüchtlingen den Zuzug zu ermöglichen, sondern auch kriminelle Personen einzuschleusen.
Das Schlepperwesen ist zu einem attraktiven und professionellen Tätigkeitsfeld für die organisierte Kriminalität geworden. Laut Europol sind mittlerweile viele Reisebüros in den Herkunfts- und Transitländern von kriminellen Banden infiltriert. Sie besorgen Transportmittel, Flugtickets und legen die Reise-Routen fest. In einzelnen Fällen betreiben die Schlepper auch eigene Flugzeuge, mit denen sie Menschen in die EU einfliegen. Chinesische und nigerianische Organisationen sind auf die Fälschung von Reisedokumenten spezialisiert.
Im Schlepperwesen verschwimmen immer stärker die Grenzen zwischen Menschen, die in die EU einwandern wollen, und jenen, die selbst zum Opfer werden. So wächst beispielsweise das Geschäft mit Frauen, die nach ihrer Zuwanderung zur Prostitution gezwungen werden.

 

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an die Frau Bundesministerin für Inneres nachstehende

 

Anfrage:

 

  1. Ist Ihnen der Europol-Bericht bekannt?
  2. Welche weiteren Erkenntnisse haben Sie über diese kriminellen Organisationen und deren Vorgehensweisen?
  3.  Wie werden Sie darauf reagieren?
  4. Wie stellt sich die Zusammenarbeit mit Ungarn dar, das sich laut Bericht zu einem der wichtigsten Transitländer entwickelt hat?
  5. Ist unter diesen Rahmenbedingungen eine Schengen-Erweiterung sinnvoll?
  6. Wenn ja, warum?
  7. Welche Schritte werden sie auf europäischer und internationaler Ebene setzen, um das im Bericht angesprochene Problem der illegalen Einwanderung an der türkisch-griechischen Grenze zu bekämpfen?
  8. Wird es zu verstärkten Kontrollen im grenznahen Bereich kommen?
  9. Wenn nein, warum nicht?
  10. Welche Maßnahmen werden Sie gegen die immer stärkere Professionalisierung von kriminellen Organisationen setzen?
  11. Wie wollen Sie dieser organisierten Kriminalität entgegentreten?
  12. Wie viele gefälschte Reisedokumente konnten im Jahr 2010 und bisher 2011 festgestellt werden?
  13. Welche Erkenntnisse und Informationen haben Sie zu den Geschäften mit Frauen im Zusammenhang mit Zuwanderung und Zwangsprostitution in den letzten 2 Jahren?