8529/J XXIV. GP

Eingelangt am 17.05.2011
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ANFRAGE

 

des Abgeordneten Dr. Karlsböck

und weiterer Abgeordneter

 

an den Bundesminister für Gesundheit

betreffend Verwirrung und Verunsicherung aufgrund von abgelaufenen Kaliumjodidtabletten

 

 

Die tragische Reaktorkatastrophe in Fukushima lässt Erinnerungen an Tschernobyl wach werden. Neben dem Mitgefühl für die Betroffenen in Japan sorgen sich viele Österreicher auch um die eigene Sicherheit. Aufgrund dieser Umstände ist auch die Nachfrage an Kaliumjodidtabletten sowohl in Österreich als auch in ganz Europa merkbar gestiegen.

 

Durch die zeitgerechte Einnahme von Kaliumjodidtabletten bei einer großräumigen Verstrahlung kann die Aufnahme von radioaktivem Jod in die Schilddrüse verhindert werden und damit ein wesentlicher Beitrag zur Reduktion der Strahlenbelastung erfolgen. Das österreichische Bevorratungskonzept für die Kaliumjodid-Prophylaxe sieht unter anderem eine Gratis-Haushaltsbevorratung für Kinder und Jugendliche (von 0 - unter 18 Jahren) sowie für Schwangere und Stillende vor. Für die Gruppe der 18 – 40-jährigen, die keinen Anspruch auf die Gratis-Tabletten des Bundes haben, besteht die grundsätzliche Möglichkeit der Eigenversorgung mit zugelassenen Kaliumjodidtabletten auf eigene Kosten. Kaliumjodidtabletten sind keine universell wirksamen "Strahlenschutztabletten". Darüber hinaus dürfen Kaliumjodidtabletten nur auf ausdrückliche Anordnung der Gesundheitsbehörde eingenommen werden. Eine vorsorgliche Einnahme ist sinnlos und eventuell sogar gesundheitsgefährdend.

 

Die momentan gelagerten Kaliumjodidtabletten haben ihr Ablaufdatum bereits 2009 überschritten. Einer Überprüfung der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit zu Folge sind die Kaliumjodidtabletten aber noch bis Ende 2011 voll wirksam. In einem Schreiben des Bundesministeriums für Gesundheit vom 14.10.2009 (BMG-20861/0009-III/2009) wird die Wirksamkeit bis Ende 2011 jedenfalls gewährleistet.

 

Allerdings erzeugte dieser Umstand sowohl in der Bevölkerung als auch bei Apothekern große Verwirrung und Verunsicherung. Ein diesbezüglicher Artikel aus den OÖ-Nachrichten vom 17.03.2011 lautet in entsprechenden Auszügen wie folgt:


„…Eine Steyrer Mutter beklagt, ihre Kinder im Notfall nicht entsprechend schützen zu können. Die fünffache Mutter will für den Fall gerüstet sein, dass es in einem der grenznahen Atomkraftwerke zu einem Super-GAU ähnlich wie jenem in Japan kommt. Die Antwort, die sie bekommt, empört sie. Kaliumjodidtabletten werden derzeit nicht ausgegeben, heißt es. Von der Katastrophe in Japan gehe keine Gefahr für Österreich aus. „Was aber, wenn es einmal schnell gehen muss?“, fragt sich die Steyrerin. „Was, wenn an einem Wochenende oder in der Nacht die Aufforderung via Radio kommt: Jetzt sind die Tabletten einzunehmen?“ So schnell könnten die Tabletten dann gar nicht ausgegeben werden, wie sie vielleicht gebraucht werden(...)Die Apotheken selbst sind derzeit mit verwirrenden Informationen von offizieller Seite konfrontiert. Was auch Markus Köck von der Stadtapotheke in Steyr bestätigt: „Einmal heißt es nicht ausgeben, dann wieder schon.“ Während jedoch in Garsten keine Jodtabletten ausgegeben wurden, konnte man sie bei Köck sehr wohl bekommen. …“

Vor diesem Hintergrund richten die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für Gesundheit folgende

 

ANFRAGE

 

1.    Wie viele zugelassene Kaliumjodidtabletten sind für Kinder und Jugendliche (von 0 - unter 18 Jahren) sowie für Schwangere und Stillende vorrätig?

2.    Wie viele zugelassene Kaliumjodidtabletten sind für die Gruppe der 18 – 40-jährigen vorrätig?

3.    Wie viele zugelassene Kaliumjodidtabletten sind für das Bundesheer sowie für weitere Einsatzkräfte vorrätig?

4.    Welche Maßnahmen wurden gesetzt, um die Apotheken über die Wirksamkeit der Kaliumjodidtabletten mit dem Ablaufdatum aus dem Jahr 2009 zu informieren?

5.    Welche Maßnahmen wurden gesetzt, um die Bevölkerung bzgl. der Wirksamkeit der derzeit eingelagerten Kaliumjodidtabletten zu informieren und sie dadurch in weiterer Folge zu beruhigen?

6.    Wäre es in diesem Zusammenhang nicht sinnvoller die Packungen der Kaliumjodidtabletten zukünftig mit dem Herstellerdatum zu versehen, um die entstanden Probleme zu vermeiden?

7.    Welche speziellen Bevorratungs- und Versorgungskonzepte liegen für Gebiete vor, die sich in unmittelbarer Nähe zu grenznahen Kernkraftwerken befinden?

8.    Liegt in diesem Zusammenhang auch ein Bevorratungs- und Versorgungskonzept für Personen über 40 Jahre vor?

9.    Welche weiteren Konsequenzen wurden ais den jüngsten Ereignissen für das österreichische Bevorratungskonzept der Kaliumjodid-Prophylaxe gezogen?