9089/J XXIV. GP

Eingelangt am 08.07.2011
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

 

 

der Abgeordneten Mag. Gaßner, Mag. Gisela Wurm, Mag. Auer,

und GenossInnen

an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

betreffend heftig umstrittener Direktorenbesetzung in der HLFS Kematen (Tirol) durch

das Landwirtschaftsministerium mit katastrophalen Folgen für das Lehrpersonal,

Schülerinnen und Schüler und den Eltern

Keine glückliche Hand beweist weiterhin Agrarminister Berlakovich offenbar bei wichtigen
Personalentscheidungen. Österreichweit heftigst diskutiert wurden die bisherigen
Fehlentscheidungen bei der Besetzung der Bundesanstalt für Bergbauernfragen in Wien und
der Wildbach- und Lawinenverbauungsstelle in Salzburg.

Das gefährliche Führungschaos durch die provisorische Ernennung des derzeitigen
Schulleiters der HLFS Kematen im Mai 2010 ist der vorläufige negative Höhepunkt.
Gleichzeitig stellt der Rechnungshof in seinem aktuellen Prüfbericht die Führung des land-
und forstwirtschaftlichen Schulwesens durch das Landwirtschaftsministerium als desaströs
dar. Besonders scharf kritisiert wird vom Rechnungshof die permanente Nichteinbindung des
Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur durch das Landwirtschaftsressort in
pädagogischen Belangen.

Bedauerlicherweise wurde auch im „Fall Kematen“ im Vorfeld die pädagogische
Fachabteilung nicht eingebunden, obwohl das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und
Kultur in Lehrerpersonalangelegenheiten laut Rechnungshof jedenfalls immer einzubinden
wäre, sobald pädagogische Belange berührt sind.


Seit der Ernennung des neuen Dienststellenleiters mit 02.05.2010 gab es von Beginn an
zahlreiche Konflikte, die auf mangelnde F
ührungsqualitäten, pädagogisches Fehlverhalten und
menschliche Unzulänglichkeiten zurückzuführen sind.

Es begann mit der Abänderung der Lehrfächerverteilung für das Schuljahr 2010/2011, es
konnte kein Einvernehmen mit dem Dienststellenausschuss hergestellt werden; in weiterer
Folge wurde die Teilnahme von Lehrern an Lehrerfortbildungsveranstaltungen verweigert,
einmal ging es um die Teilnahme an einer Informationsveranstaltung des Bundesministeriums
für Unterricht, Kunst und Kultur zur neuen Reife- und Diplomprüfung.

 

Der Unterrichtsgegenstand „Recht“, wurde drei Monate nicht unterrichtet, da von Seiten des
Dienststellenleiters keine Unterrichtserteilung angeordnet wurde, obwohl fachlich geprüfte
Lehrkräfte an der Schule vorhanden sind.

Als besonders schwerwiegend muss schließlich ein behindertengesetzwidriges Verhalten
hervorgehoben werden, welchem mittels einer schriftlichen Weisung Einhalt geboten werden
sollte - allerdings ohne Erfolg.

Nicht verwunderlich, dass es seit Monaten Unruhe und Unzufriedenheit auch unter den
Sch
ülerinnen und Schülern im Internat gibt, nachdem die Aufsichtspflichten auch dort nicht
wahrgenommen wurden.

Es gibt zahlreiche weitere Vorkommnisse, die jede grundlegende Führungskompetenz
vermissen lassen. So bestehen Protokolle über mehrere Beschwerdeschreiben seitens des
Lehrpersonals, von Schüler- und Lehrervertretern.

Auch Eltern der dortigen SchülerInnen wundern sich bereits über das Führungschaos in der
HLFS Kematen. Insbesondere auch darüber, dass das Bundesministerium für Land- und
Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft hier nicht endlich einschreitet und den
derzeitigen Leiter unverzüglich abberuft. An dieser Stelle sei angemerkt, dass Lehrkörper,
SchülerInnenvertretung und Elternschaft einen anderen, höchst integren und damals bereits
mit der provisorischen Führung betrauten Lehrer und Pädagogen als neuen Direktor haben
wollten. Dazu gab es einen Beschluss des Schulgemeinschaftsausschusses (Eltern, Lehrer und
Schüler) der Dr. Paul Brugger an die 1. Stelle gereiht, ebenso eine Beschluss der


Personalvertretung, die sich auch für Dr. Brugger aussprach. Die Bestellungskommission im
BMLFUW hat sich mit ihrer Reihung und schlussendlich mit der Entscheidung über diese
Beschlüsse hinweggesetzt.

Trotz entsprechender Warnungen von mehreren Seiten, haben Minister Berlakovich bzw. die
diesem unterstellten Organe den derzeitigen 2010 durchgedrückt und eingesetzt.
Dass ausreichende Führungskompetenz nicht wahrgenommen wird, zeigen zahlreiche
schwerwiegende Beschwerdefälle aus dem Lehrkörper und aus den Reihen der SchülerInnen
und Schüler bzw. deren Vertretungen und der Elternschaft.

 

Der derzeit interimistisch eingesetzte Schulleiter

-       unterstellte Personen aus dem Lehrkörper unterschwellig, sich verbotenerweise Geld
anzueignen (Verdachtsäußerungen bzw. Beschuldigungen in Richtung Unterschlagung
bzw. Diebstahl),

-       übt aus Sicht von Teilen des Lehrkörpers Repressalien und Schikanen aus,

-       muss sich Vorhaltungen machen lassen, systematisch gegen bestimmte Personen an der
Schule vorzugehen,

-       versucht jene Personen an der Schule, von denen er glaubt, dass sie ihm gegenüber
kritisch eingestellt sind, auf unterschiedlichen Ebenen in Misskredit zu bringen, ihnen
Unvermögen zu unterstellen, sie zu behindern oder „loszuwerden“,

-       wurde mittlerweile von der Schülervertretung hinsichtlich großer Unzufriedenheit bei
Schülerinnen und Schüler mit seinem von vielen Seiten kritisierten Führungsstil
konfrontiert,

-       wurde mehrfach aus dem Lehrkörper- und Schülerkreisen mit den Vorwürfen
konfrontiert, seine Fürsorgepflichten als Dienststellenleiter gegenüber mehreren
Bediensteten massiv verletzt zu haben,

-       verletzt die menschliche Würde von Kolleginnen und stört den Schulfrieden ernstlich,

-       erreichte u.a. auch durch seine menschlichen Defizite eine umfassende Demotivation des
Lehrk
örpers,

-       hatte erreicht, dass Versetzungsansuchen aus den oben angeführte Gründen eingereicht
wurden,

-       hat Bediensteten Schreiben zur Unterschrift vorgelegt, die Selbstbeschuldigungen gleich
kommen...


Gänzlich überspannt dürfte der derzeitige Dienststellenleiter den Bogen des Zumutbaren mit
der Androhung von zwangsweisen DNA-Probenentnahmen haben, über die sogar die Tiroler
Tageszeitung berichtete.

Insgesamt muss also festgehalten werden, dass der derzeit interimistisch eingesetzte
Schulleiter seinen vielf
ältigen Aufgaben als Leiter dieser Dienststelle offensichtlich nicht nur
nicht gewachsen zu sein scheint, sondern dass er auch aus Mangel an Führungsqualitäten zu
sehr bedenklichen und seinen Dienstpflichten widersprechenden Handlungsweisen greift.

 

Selbst das Landwirtschaftsministerium sah sich aufgrund dieser äußerst bedenklichen
Situation an dieser Schule gezwungen eine Beamtendelegation nach Kematen zu entsenden -
ein im Bereich des höheren land- und forstwirtschaftlichen Schulwesens einmaliger
Vorgang(!), um sich ein objektives Bild über die Vorgänge in der Schule zu machen. Die
Betroffenheit über die herrschenden Verhältnisse war den Mitgliedern der Delegation
buchstäblich ins Gesicht geschrieben.

Damit ist die Lage an der Schule pädagogisch, rechtlich, aber auch menschlich höchst
bedenklich.

Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an den Bundesminister für Land- und
Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft nachstehende

Anfrage

1.                  Ist Ihnen bekannt, dass durch den Dienststellenleiter (DL) in vielfacher Weise das
Bundes-Personalvertretungsgesetz (PVG), das Beamtendienstrechtgesetz (BDG) und
andere einschlägige gesetzliche Vorschriften und Verordnungen missachtet hat?
Welche Maßnahmen wurden vom BMLFUW ergriffen, um dies abzustellen?

2.                  Ist Ihnen bekannt, dass es ein eindeutiges Erkenntnis der Personalvertretungs-
Aufsichtskommission (PVAK) über diese Gesetzesverletzungen gibt?
Welche Maßnahmen wurden in diesem Zusammenhang gesetzt?

3.        Ist Ihnen bekannt, dass die Verletzungen des PVG von Seiten des DL bislang nicht
abgestellt wurden und weitere Feststellungsantr
äge an die PVAK gerichtet wurden?


 

4.                  Ist Ihnen bekannt, dass von beiden zuständigen Ressorts mehrere Weisungen an den DL
notwendig waren, um einen rechtskonformen Schulbetrieb aufrecht zu erhalten, aber
diese Weisungen vom DL nicht befolgt, verschleppt oder einfach negiert wurden?

Ist eine derartige Amtsführung in Ihrem Sinne?

 

5.     Ist Ihnen bekannt, dass seit über einem Jahr Mobbing bzw. Bossing gegenüber
Bediensteten an der Schule durch den DL betrieben wird, die bis heute von Seiten des
Dienstgebers (DG) ohne Reaktion blieben aber immer noch der Erledigung harren (auch
das Bundessozialamt wurde darüber bereits in Kenntnis gesetzt!)?

Ist Ihnen weiters bekannt, dass sich aus diesem Grund bereits hochverdiente und
geschätzte Lehrerinnen entschlossen haben, um Versetzung in den Bereich des
Landesschulrates für Tirol anzusuchen?

6.     Ist Ihnen bekannt, dass aufgrund eines „unappetitlichen“ Vorfalles den SchülerInnen
DNA-Reihenuntersuchungen angedroht wurden?

Ist eine derartige Vorgangsweise in Ihrem Sinne?

7.     Ist Ihnen bekannt, dass den Schülerinnen monatelang im Pflichtgegenstand „Recht“ das
prioritäre Recht auf Unterricht verweigert wurde und trotz vorhandener Lehrerressourcen
und entgegen einer ausdrücklichen Weisung der DL die Stunden an eine Person (aus
seinem Bekanntenkreis) ohne Lehrbefähigung und ohne Aufnahmeermächtigung
vergeben hatte?

Ist Ihnen bekannt, dass in dieser Angelegenheit der DL das BMLFUW falsch informiert
und damit bewusst getäuscht hat?

Welche Maßnahmen wurden in diesem Zusammenhang ergriffen um ein derart
eigenmächtiges Vorgehen und dienstrechtliches Vergehen zu unterbinden?

8.        Wurden Sie darüber informiert, dass der DL die Personalvertretung (und damit die
LehrerInnen) über das Ausmaß der auszuschreibenden Stunden (provisorische
Lehrfächerverteilung), sowie den vorgesehenen Einsatz der LehrerInnen falsch informiert
hat und erst nach Intervention der Dienstrechtsabteilung des Ministeriums der DA richtig
informiert wurde(!)?


9.                  Ist Ihnen bekannt, dass der DL gegenüber Mitarbeitern betont, dass er sich seiner
Gesetzesverstöße bewusst ist und diese gemäß eigener Aussage „auf seine Kappe“
nimmt?

Wenn ja, ist diese Handlungsweise eines DL, der eine Vorbildfunktion an seiner
Dienststelle innehat, überhaupt noch länger tragbar?

 

10.          Ist Ihnen bekannt, dass Dienstpläne erstellt wurden, die allein erziehende Mütter
benachteiligen und damit die Vereinbarkeit von Beruf und Familie massiv erschwert
wurde?

11.          Ist Ihnen bekannt, dass von SchülerInnen und Eltern hoch geschätzte und engagierte
LehrerInnen aus den naturwissenschaftlichen Pflichtgegenständen gekündigt werden
sollen, obwohl deren Dienstverträge schon lange rechtskonform gestaltet hätten werden
müssen (was ein Versäumnis des DL darstellt) und damit in eine existenzbedrohende
Situation gebracht werden?

Sind Sie daran interessiert, eine für alle zufrieden stellende Lösung herbeizuführen und
damit auch die Unterrichtsqualität an der Schule sicherzustellen?
Sind Sie in diesem Zusammenhang darüber informiert, dass ansonsten ein
kostenintensiver Rechtsstreit (Arbeitsrechtsprozesse, etc.) droht?

12.          Ist Ihnen bekannt, dass bei einer Kündigung der o.a. Lehrkräfte das unter Ihrem
Ehrenschutz stehende Projekt „Costa Rica“, für das bereits über 40.000.- Euro(!!) an
Sponsorgeldern aufgebracht wurden und von Eltern und Schülern vehement unterstützt
wird, extrem gefährdet ist?

13.          Sind Sie darüber informiert, dass die Beamtendelegation (Besuch in Kematen am 1. April
2011) eine Evaluierung der Vorkommnisse bis Ende des Schuljahres angekündigt hat, die
bis heute nicht vorliegt?

Wird es diese Evaluierung überhaupt - und wenn ja, wann - geben?

14.   Ist Ihnen bekannt, dass der DL im Dienstweg eingelangte und an das BMLFUW
adressierte Schreiben wochenlang nicht weiterleitet, es monatelanger Diskussionen
bedurfte um facheinschl
ägige Fortbildungsveranstaltungen zu genehmigen oder
LehrerInnen die Teilnahme an derartigen facheinschlägige Fortbildungen verweigert
wurde?


 

Ist Ihnen bekannt, dass der DL die betroffenen Bediensteten darüber falsch informierte?
Ist Ihnen weiters bekannt, dass aufgrund der dadurch entstehenden Konflikte eine Unzahl
von - meist ergebnislosen - Sitzungen des DA mit dem DL stattfanden und keine
Ergebnisse brachten?
Sind Sie der Meinung, dass dies einer vorbildlichen Amtsführung entspricht?

 

15.           Gibt es Überlegungen im Ministerium die HLFS Kematen zu schließen? Nach
diesbezüglichen Aussagen des DL herrscht große Verwirrung beim Lehrkörper, bei den
SchülerInnen und der Elternschaft?

16.           Warum wird die Schulaufsicht (BMUKK) zur Konfliktregelung an der Schule nicht
beigezogen?

Die „Beamtendelegation“ nach Kematen bestand ausschließlich aus BeamtInnen des
BMLFUW. Ist diese Form der Nichteinbindung des BMUKK in Ihrem Sinne?

17.           Werden Sie dafür Sorge tragen, dass die im Rohbericht des Rechnungshofes
eingeforderte Einbindung des BMUKK in pädagogischen und schulrechtlichen
Angelegenheiten (LeiterInnenbesetzungen, LehrerInnenaufnahmen, etc.) endlich und voll
inhaltlich umgesetzt wird?

18.           Ist Ihnen bekannt, dass der DL gegen die ausdrückliche Anordnung der
„Beamtendelegation“ keine Interna öffentlich zu behandeln im Rahmen einer
Schülerversammlung vom 4 Juli 2011 seine Personalentscheidungen bis hin zu
Reihungsvorschlägen dargestellt hat und den DA der Schule für alles verantwortlich
gemacht hat, was völliges Unverständnis und Kopfschütteln bei den Anwesenden
hervorgerufen hat?

Welche Konsequenzen ziehen Sie daraus?

19.   Wann werden Sie den offensichtlich inkompetenten und vollkommen überforderten
derzeitigen DL abziehen, damit die bekannt hohe Qualität und der gute Ruf der LLFS
Kematen nicht weiter geschädigt wird?