9595/J XXIV. GP

Eingelangt am 20.10.2011
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

Der Abgeordneten Marek, Schittenhelm,

Kolleginnen und Kollegen

an die Bundesministerin für Frauen und öffentlichen Dienst

betreffend Gehaltsrechner für unselbständige Beschäftigte

Der Gehaltsrechner für unselbständig Beschäftigte wurde von der Frauenministerin am
3.10.2011 der
Öffentlichkeit präsentiert. Begleitend dazu gibt es eine intensive
Inseratenkampagne, die auf das Online Tool aufmerksam machen und gerade Frauen dazu
motivieren soll, anhand des Gehaltsrechners ihr individuelles Soll-Gehalt zu ermitteln, um so
auch entsprechend ambitioniert Gehaltsverhandlungen f
ühren zu können. Dies ist vom
Grundsatz durchaus begr
üßenswert, da eine der zahlreichen Ursachen für den nach wie vor
betr
ächtlichen Gender Pay Gap oft Unkenntnis bei Frauen über Durchschnittsgehälter in den
jeweiligen Branchen, Ausbildungszweigen usw. besteht, sodass Gehaltsforderungen oft
deutlich unter Wert gestellt werden.

Der Gehaltsrechner soll It. Homepage des BKA/Frauen die durchschnittlichen Richtwerte für
Löhne und Gehälter von Männern und Frauen, auf eine Branche und eine Berufsgruppe
bezogen, berechnen.

Der Datensatz besteht It. Homepage aus Daten des Mikrozensus, der Lohnsteuer sowie des
Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger für das Bezugsjahr 2009. Der
Datensatz wurde eigens von der Statistik Austria erstellt und umfasst Informationen von
28.449 Personen, die die Gesamtheit der unselbst
ändig Erwerbstätigen (ohne Lehrlinge) in
Österreich repräsentieren.

Ergebnis der Abfrage ist der Bruttomonatslohn (ohne Sonderzahlungen). In einer eigenen
Rubrik werden der genaue Erwartungswert und eine Bandbreite des Gehalts angegeben.

In Prozenten wird die Einkommensdifferenz zwischen Frauen und Männern angegeben. Laut
Statistik Austria basiert die Berechnung der Differenz auf Basis der in den Datensatz
eingespeisten Gehälter von Frauen und Männern. Der Einfluss der verschiedenen Merkmale
(Arbeitszeit, Berufserfahrung, geographische Lage etc.) ist aufgrund der Vielzahl an
verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten hierbei geschätzt.

Diese Darstellung erfolgt nicht nur ohne weitere Aufschlüsselung bzw. Erklärung. Sie geht
zudem deutlich zu wenig in die Tiefe bzw. bleibt extrem oberfl
ächlich, was It. Aussage einer
Mitarbeiterin des Kabinetts der Frauenministerin im Gleichbehandlungsausschuss am
13.10.2011 sogar gew
ünscht ist (!), da ansonsten Sorge aufgrund zu hoher Komplexität
best
ünde!

Gründe für die oberflächliche Auswertung sind insbesondere:

-      Mangelnde Differenzierung vor allem bei der Ausbildung (insbesondere dieser
Bereich erscheint besonders problematisch, da gerade durch unterschiedliche
Ausbildung hohe Einkommensunterschiede begr
ündet sind)

-      Mangelnde Differenzierung bei den Branchen

Bei näherer Betrachtung des seit 3.10.2011 online verfügbaren Gehaltsrechners zeigt sich
daher, dass damit (insbesondere durch die Ankündigungen in den Inseraten und auf der
Homepage des Frauenministeriums) Erwartungen geweckt werden, die in der Umsetzung
nicht erf
üllt werden.

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an die Bundesministerin
für Frauen und öffentlichen Dienst

Anfrage

1.     Eine Mitarbeiterin Ihres Ministeriums hat im Gleichbehandlungsausschuss am
13.10.2011 angegeben, dass Mails und Anfragen bez
üglich Mindestlöhne usw. an
Sozialpartnerorganisationen weitergeleitet werden.

Wie viele Mails/Anfragen wurden bis dato an Sozialpartner weitergeleitet?

2.     Beim Gehaltsrechner sind keine KV-Mindestentgelte berücksichtigt bzw. zur
Information hinterlegt. Dies sollte eine absolute Mindestanforderung sein, zumal ja in
den Stelleninseraten die KV-Mindestentgelte anzugeben sind. Ist sichergestellt, dass
keine Berechnung eines Gehalts einen Wert unter einem KV-Mindestgehalt auswirft?

Wenn nein, warum nicht?

3.     Sie haben im Gleichbehandlungsausschuss am 13.10.2011 gesagt, dass es Ihnen nicht
m
öglich war, eine Liste der Mindestlöhne aller KV's zu erhalten.

Haben Sie den Österreichischen Gewerkschaftsbund um Übermittlung einer
Gesamtliste der Mindestlöhne aller KV's ersucht?

     Wenn ja, was war die Begründung für die Nichtübermittlung der
Informationen?

     Wenn nein, warum nicht?

4.     Haben Sie die Arbeiterkammer um Übermittlung einer Gesamtliste der Mindestlöhne
aller KV's ersucht?

     Wenn ja, was war die Begründung für die Nichtübermittlung der
Informationen?

     Wenn nein, warum nicht?

5.     Haben Sie die Wirtschaftskammer um Übermittlung einer Gesamtliste der
Mindestl
öhne aller KV's ersucht?

     Wenn ja, was war die Begründung für die Nichtübermittlung der
Informationen?

     Wenn nein, warum nicht?

6.     Werden Sie veranlassen, dass die Liste der KV-Mindestlöhne in übersichtlicher Art
und Weise im Gehaltsrechner implementiert wird?

     Wenn ja bis wann?

     Wenn nein, warum nicht?

7.     Bezüglich Ausbildung ist keine Differenzierung zwischen Studienrichtungen möglich.
So wird beispielsweise nicht zwischen einem technischem und einem
geisteswissenschaftlichem Studium unterschieden. (Lt. Frauenbericht 2010 sind
gerade 20,5% Frauen in technischen Studienrichtungen, w
ährend hingegen 76,1% in
geisteswissenschaftlichen Studieng
ängen vertreten sind.) Durch diese nicht
vorhandene Differenzierung entstehen maximale Verzerrungen bezüglich
Aussagekraft der angegebenen Durchschnittsgeh
älter. Sind hier Nachbesserungen im
Sinne von Vertiefungen geplant?

     Wenn ja, bis wann?

     Wenn nein, warum nicht?

8.     Auch bezüglich Ausbildung im Bereich der BMHS ist keine Differenzierung möglich,
etwa in HTL oder HAK. Sind hier Nachbesserungen im Sinne von Vertiefungen
geplant?

     Wenn ja, bis wann?

     Wenn nein, warum nicht?

 

9.         Auch die Differenzierung der Branchen ist extrem oberflächlich – im Gehaltsrechner
werden nur 18 Branchen abgebildet, wohingegen es in der Praxis eine Vielzahl von
Branchen und Untergruppen gibt. Dies kann vielfach dazu f
ühren, dass in konkreten
Fällen keine der vorgeschlagenen Branchen zutrifft und so irgendeine willkürlich
ausgew
ählt werden muss, was das Ergebnis weiter verfälscht. Das AMS bietet hier
einen bestehenden und von der Branchenauswahl her durchaus bewährten
Gehaltskompass mit 22 Berufsbereichen mit dazugeh
örigen Untergruppen, der
zumindest deutlich differenzierter und praxisn
äher ist. Kennen Sie diesen
Gehaltskompass?

10.      Warum werden keinerlei Untergruppen zu den jeweiligen Branchen angeboten, die
eine st
ärkere Differenzierung ermöglichen?

11.      Wie viele Rückmeldungen bzw. Fragen zu diesem Thema sind in Ihrem Haus bereits
eingegangen?

12.      Werden Sie hier Veränderungen im Sinne von stärkerer Differenzierung vornehmen?

 

        Wenn ja, bis wann?

        Wenn nein, warum nicht?

13.   Ist eine Evaluierung des Gehaltsrechners geplant?

•       Wenn ja, in welchem Zeitraum?

14.   Was passiert mit den Ergebnissen dieser Evaluierung?

        Werden diese dem Parlament präsentiert?

        Wenn nein, warum nicht?

 

15.      Wieviele kritische Rückmeldungen und mit welchen Kritikpunkten haben Sie bis dato
zum Gehaltsrechner bzw. einzelnen Features erhalten?

16.      Welche Kosten hat die Erstellung des Gehaltsrechners insgesamt verursacht?

17.      Wurde die Programmierung intern oder durch einen externen Auftragnehmer
durchgeführt?

•       Falls extern – wie lautet der Name des Unternehmens?

 

18.      Wie hoch sind die gesamten Kosten für die Inseratenkampagne zum Gehaltsrechner?

19.      In welchen Medien wurde in welchem Zeitraum und zu welchen Kosten (für jedes
einzelne Medium bitte auflisten) inseriert?