9824/J XXIV. GP

Eingelangt am 16.11.2011
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Anfrage

 

der Abgeordneten Dr. Belakowitsch-Jenewein, Neubauer

und weiterer Abgeordneter

an die Bundesministerin für Justiz

betreffend Zeugenaussagen im Fall Natascha Kampusch

 

Am Freitag, dem 28.Oktober 2011 berichtete das RTL-Magazin „Explosiv“ über den Entführungsfall Kampusch. Dabei wurde auch ein Tonbandmitschnitt des verstorbenen Ermittlers Oberst Franz Kröll veröffentlicht, der einen Zeugen aus der Nachbarschaft befragte. Dieser gab an, dass er Wolfgang Priklopil und Natascha Kampusch dabei beobachtete, wie sie sich – an einem nicht näher genannten Datum - vor dem Haus innig verabschiedeten, Wolfgang Priklopil danach in sein Auto stieg, davon fuhr und Natascha Kampusch anschließend wieder in das Haus in der Heinestrasse 60 in Strasshof zurück ging.

Die Wochenzeitschrift „Profil“ berichtete am 28.01.2008 darüber, dass der Nachbar von Waltraut Priklopil etwa ein halbes Jahr vor der „Flucht“, Natascha Kampusch und Wolfgang Priklopil in der Rugierstrasse 20, 1220 Wien, beim einem Besuch in der elterlichen Wohnung von Wolfgang Priklopil gesehen habe. Gegenüber dem „Profil“ gab der Nachbar an, dass die Ermittler kein großes Interesse an seiner Beobachtung hatte und auch sein telefonischer Hinweis bei der SOKO Kampusch habe damit geendet, dass man ihn ersucht habe, doch ins Burgenland zu kommen.

„Profil“ berichtet weiter, dass der Tankwart der Diskonttankstelle Jandl am Dassanovskyweg in Wien 1220 Wolfgang Priklopil und Natascha Kampusch des öfteren an seiner Tankstelle gesehen habe. Kampusch war auch – nach Angabe des Tankwarts – alleine im Tankstellenshop. Sie hat damals, obwohl der Tankwart nach eigenen Angaben „das Wechselgeld wie in Zeitlupe zusammengesucht hat um ihr möglichst viel Zeit zu geben“, nicht um Hilfe oder Beistand ersucht.

 


In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an die Bundesministerin für Justiz folgende

 

 

Anfrage

 

1.    Ist Ihnen bekannt, dass Oberst Franz Kröll im Zuge von Ermittlungen einen Zeugen aus der Nachbarschaft des „Entführers“ ausfindig machen konnte, der Wolfgang Priklopil und Natascha Kampusch bei einer vertrauten Verabschiedung außerhalb des Hauses in der Heinestrasse 60 beobachtete?

2.    Wurde dieser Zeuge im Zuge der Ermittlungen rund um den „Entführungsfall Natascha Kampusch“ von der Polizei befragt und findet sich seine Aussage schriftlich protokolliert im Akt wieder?

3.    Wenn nein, warum nicht?

4.    Lässt die Aussage des Zeugen aus Strasshof Zweifel an der Intensität der Gefangenschaft von Natascha Kampusch zu?

5.    Ist Ihnen die Aussage des ehemaligen Nachbars der Waltraud Priklopil aus der Rugierstrasse bekannt?

6.    Wurde der Zeuge aus der Rugierstrasse im Zuge der Ermittlungen rund um den „Entführungsfall Natascha Kampusch“ mittlerweile von der Polizei befragt und findet sich seine Aussage schriftlich protokolliert im Akt wieder?

7.    Wenn nein, warum nicht?

8.    Lässt die Aussage des Zeugen aus der Rugierstrasse Zweifel an der Intensität der Gefangenschaft von Natascha Kampusch zu?

9.    Wann und wie oft wurde die Mutter von Wolfgang Priklopil, Frau Waltraud Priklopil, zum Verhältnis ihres Sohnes zu Natascha Kampusch befragt?

10. Wurde die Mutter von Wolfgang Priklopil, Frau Waltraud Priklopil, mit der Zeugenaussage des Nachbarn konfrontiert, wonach ihr Sohn gemeinsam mit Natascha Kampusch bei Ihr gesehen wurde?

11. Wenn ja, wie war ihre Rechtfertigung dafür?

12. Wenn nein, warum wurde sie nicht dazu befragt?

13. Wurde der Tankwart der Diskonttankstelle Jandl am Dassanovskyweg in Wien 1220 von der Polizei zu seinen Beobachtungen befragt?

14. Wenn ja, findet sich seine Aussage schriftlich protokolliert im Akt wieder?

15. Wenn nein, warum nicht?