9825/J XXIV. GP

Eingelangt am 16.11.2011
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Anfrage

 

der Abgeordneten Dr. Belakowitsch-Jenewein, Vilimsky, Dr. Fichtenbauer

und weiterer Abgeordneter

an die Bundesministerin für Inneres

betreffend Missbrauch im Kinderheim Wilhelminenberg

 

In der Ausgabe der Tageszeitung „Kurier“ vom 16.10.2011 wird über unfassbare Zustände im städtischen Kinderheim im Schloss Wilhelminenberg berichtet. Neben psychischer Unterdrückung und Folter sollen die Kinder auch körperlich gezüchtigt worden sein. Unglaublich sind auch die Vorwürfe betreffend des sexuellen Missbrauchs in diesem Kinderheim.

Im Interview berichten zwei ehemalige Bewohnerinnen folgendes: „…Da hab' ich gesehen, dass der Erzieher Jochen ein Mädchen, den Namen weiß ich nicht ... Das Mädchen lag am Boden und hat geschrien. Er hat so einen Tannenzapfen in den Unterleib eingeführt. Sie hat ganz stark geblutet und hat geschrien. Er hat zu uns gesagt: "Trauts euch ja nicht ausreißen, sonst passiert dasselbe mit euch." Wir sind fast verrückt geworden vor Angst….Sie war in einer anderen Gruppe, ich weiß leider ihren Namen nicht. Das war ein großes Mädchen. Sie war bei den Sternenkindern oben.
…, dieses Mädchen haben wir überhaupt nie wieder gesehen…das Mädchen ist verschwunden. Wir haben uns damals gedacht: "Die haben sie umgebracht." Das ist auch bei vielen anderen passiert, dass die weggekommen sind, wenn sie schwer verletzt worden sind. Wir haben die nie wiedergesehen….“

 

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an die Bundesministerin für Inneres folgende

 

Anfrage

 

1.    Wie viele Heimkinder des städtischen Kinderheimes im Schloss Wilhelminenberg wurden in den Jahren 1945 bis 1977 als vermisst gemeldet?

2.    Wie viele dieser Kinder sind nie mehr zurückgekommen oder gefunden worden?

3.    Wie viele dieser Kinder sind schwer verletzt aufgefunden worden?


4.    Wie viele Heimkinder des städtischen Kinderheimes im Schloss Wilhelminenberg mussten in den Jahren 1945 bis 1977 wegen schwerer Verletzungen im Genital und/oder Analbereich im Krankenhaus behandelt werden?

5.    Wie viele Heimkinder des städtischen Kinderheimes im Schloss Wilhelminenberg mussten in den Jahren 1945 bis 1977 wegen anderer schwerer Verletzungen im Krankenhaus behandelt werden?

6.    Wie viele Heimkinder oder ehemalige des städtischen Kinderheimes am Wilhelminenberg haben in den Jahren 1945 bis 1977 Selbstmord begangen?

7.    Wie viele ehemalige Heimkinder des städtischen Kinderheimes am Wilhelminenberg haben nach 1977 Selbstmord begangen?

8.    Wann gab es erste Verdachtsmomente, dass es in dem Kinderheim zu massiver psychischer und physischer Gewalt kommt?

9.    Von wem wurden diese geäußert?

10. Was ist damals passiert?

11. Warum wurde das Kinderheim 1977 gesperrt?

12. Sind dem Ministerium andere Kinderheime der Stadt Wien bekannt, wo es zu Kindesmisshandlungen gekommen ist?

13. Welche Heime sind das?

14. Wann wurde das Ministerium erstmals über Misshandlungen in diesen anderen Heimen informiert?

15.  Welche Konsequenzen wurden daraus gezogen?