9839/J XXIV. GP

Eingelangt am 16.11.2011
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Anfrage

 

 

der Abgeordneten Dr. Belakowitsch-Jenewein, Dr. Karlsböck

und weiterer Abgeordneter

an den Bundesminister für Gesundheit

 

betreffend drohende Patientenunterversorgung in Wien

 

 

Durch die Einsparungen beim Universitätsbudget kommt es im Wiener Allgemeinen Krankenhaus zu drastischen Maßnahmen und Einsparungen. So sollen ab 1.1.2012  die Journaldienste deutlich gekürzt werden, von derzeit 172 auf nur noch 148. Damit ist die Patientenversorgung im Wiener AKH in der Nacht nicht mehr sicher gestellt.

 

Durch diese Reduktion sollen 6 Millionen Euro eingespart werden. Dennoch wird das Defizit weiter ansteigen. Im heurigen Jahr wird mit einem Minus von von 9,2 Millionen Euro zu rechnen sein. Trotz der vorgesehenen Reduktion der Journaldienste wird das Defizit im Jahr 2012 auf 18,4 und im Jahr 2013 auf 30 Millionen Euro anwachsen. Dies bedeutet, dass bei gleichbleibender Personalstruktur mittelfristig 30 Millionen Euro fehlen!

 

Im „Standard“ vom 11.11.2011 wird ein AKH-Arzt zitiert:“…In schlechten Nachtdiensten schläft man gar nicht und arbeitet 32 Stunden am Stück…Die Patientenversorgung leide unter dem Personalmangel. …für eine Uniklinik ist das traurig…bei einem intensiven Wochenenddienst muss ich eineinhalb Stationen alleine betreuen. Es kann vorkommen, dass ich dann unkomplizierte Patienten nicht zu Gesicht bekomme…“

Das sei eine Zumutung für die Patienten. Dabei betont der Arzt, dass er nicht über seine Arbeit jammern möchte. "Ich mache meinen Job gerne, aber ich will ihn auch gut machen." Auf die Frage, ob er sich selbst im AKH behandeln lassen würde, antwortet der Mediziner zögerlich. "Untertags ja, aber ab 1.1.2012 will ich nicht bei einem Notfall in der Nacht ins AKH eingeliefert werden und auch nicht operiert werden…..Ich will aber auch nicht von mir selbst behandelt werden, wenn ich 26 Stunden wach bin."

Die Ärzte des AKH Wien haben auch schon einen Warnbrief an die Bundesregierung geschickt, in dem es wörtlich heißt: “ … die Leidtragenden werden bereits ab 1.1.2012 akut erkrankte und schwer kranke Menschen sein, denen wir nicht mehr die entsprechende Behandlung zukommen lassen können….Wartezeiten für Operationen und andere Therapien bauen sich auf…..“


In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für Gesundheit folgende

 

Anfrage

 

1.    Ist Ihnen bekannt, dass ab 1. Jänner 2012 die Patientenversorgung im Wiener AKH gefährdet sein wird?

2.    Wenn ja, haben Sie schon Gespräche mit ihrem Regierungskollegen, dem BM für Wissenschaft und Forschung Dr. Karlheinz Töchterle geführt, wie die Maßnahme betreffend der Journaldienstreduktion verhindert werden kann?

3.    Wenn ja, mit welchem Ergebnis?

4.    Wenn nein, wann werden Sie das Gespräch mit dem BM für Wissenschaft und Forschung Dr. Karlheinz Töchterle suchen?

5.    Sehen Sie Möglichkeiten, dass es zusätzliche finanzielle Mittel für das AKH geben kann?

6.    Wenn ja, woher sollen diese zusätzlichen Gelder kommen?

7.    Wenn das AKH die Patientenversorgung nicht mehr aufrecht erhalten kann, wohin sollen sich hinkünftig Notfallpatienten wenden?

8.    Sehen Sie die Gefahr, dass die Wartezeiten für notwendige Operationen weiter steigen werden?

9.    Wenn ja, wie wollen Sie dem entgegenwirken?