9855/J XXIV. GP

Eingelangt am 17.11.2011
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

des Abgeordneten Dr. Walter Rosenkranz

und weiterer Abgeordneter

 

an die Frau Bundesminister für Inneres

betreffend "EU, Österreich, BMVIT, egal" – allfällige Förderungen des BMI für den Verlag "Gehlen und Schulz"

 

 

Traurige Berühmtheit erlangt hat der Verlag "Gehlen und Schulz", dessen mit seinem ersten Buchprojekt, Kafkas "Schloss", Medienberichten gespickt mit Rechtschreibfehlern ist. Schon auf der ersten Seite finden sich entstellte Wörter wie

 

"'Schne', 'vermiten', 'Wirtstube', 'kurze Zeit draauf', 'mit schauspielerhaftern Gesicht', 'haten', 'Mensh', 'Niemant' und 'vorgezeit'" (http://www.bild.de/politik/inland/buecher/kafka-buch-voller-fehler-20820592.bild.html, 16. Nov. 2011), oder auch

"Schlinunste"

(http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/kultur/mehr_kultur/411498_Das-Schlinunste-fuer-Kafka.html, 16. Nov. 2011)

 

Doch noch nicht schlimm genug, ist das fehlerstrotzende Buch inzwischen bereits an 40 Schulen im deutschsprachigen Raum zur Verteilung gelangt. Selbst die angesehene deutsche Tageszeitung "Frankfurter Allgemeine" spricht in ihrem Feuilleton vom 3. November 2011 von "Kafkas Hinrichtung, von der EU gefördert".

 

Auf der verlagseigenen Seite lautet eine Stellungnahme zum Druckwerk wie folgt:


"'Das Schloss' wird an Schulen in Österreich, Deutschland und der Schweiz verteilt. Dies ist Teil eines europaweiten Projekts, Jugendliche im Alter zwischen 14 und 19 Jahren zum Lesen zu motivieren. Denn in diesem Alter haben sich bereits bestimmte Gewohnheiten eingschlichen, [sic!] die eine starke Konkurrenz für das Lesen und die Aufmerksamkeit für Bücher darstellen: die Zeit für Computer und Videospiele wächst, die für Bücher und Lesen sinkt. Das EU-Projekt wird gemeinsam getragen von lokalen Unterstützern und Organisationen, die EU-weit tätig sind. So konnte 'Das Schloss' eine Förderung in Höhe von 345.000,- Euro erlangen, womit die Produktion der ersten 3 Bücher gesichert ist. Insgesamt wird Gehlen und Schulz 5,2 Millionen Bücher auflegen, 2,1 Millionen davon sind für den Markt in Deutschland bestimmt." (http://gehlenschulz.at/News.html, 16. Nov. 2011)

 

In der "Wiener Zeitung" wird der Verleger Adrian Schulz folgendermaßen zitiert:

"Wir möchten, dass gute Bücher gelesen werden. Ich habe keine Ahnung, wer das jetzt finanziert hat - EU, Österreich, BMVIT, egal. Ich habe auch keine Ahnung, wie diese Tippfehler in das Buch gekommen sind. (. . .) Rechtschreibung hin oder her - das interessiert doch niemand (sic!). Keiner kann schreiben. Keiner kann rechtschreiben. Die ganze Aufregung um ein paar Tippfehler verstehe ich nicht. Totalitäres Geschwätz.

Ja, Nordkorea. Das muss ja ein Traum für alle Medien sein, die sich über mich amüsieren. FAZ, Bild, Krone. In Nordkorea ist bestimmt jeder Buchstabe dort, wo er sein soll. Das wäre doch das, was ihr wollt. Staatskonformer Mist, richtig buchstabiert."         (http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/kultur/mehr_kultur/411498_Das-Schlinunste-fuer-Kafka.html, 16. Nov. 2011)

 

Welche Finanziers mit "Österreich" gemeint sind, darüber lässt Schulz seine Adressaten im Unklaren.

 

 

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an die Frau Bundesminister für Inneres die folgende

 

Anfrage

 

1.     Hat sich das BMI an der o.g. Förderung für den Verlag beteiligt?

2.     Falls ja, in welcher Höhe?