9869/J XXIV. GP

Eingelangt am 17.11.2011
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

 

des Abgeordneten Dr. Walter Rosenkranz

und weiterer Abgeordneter

 

an die Frau Bundesminister für Unterricht, Kunst und Kultur

betreffend allfällige Förderungen des BMUKK für den Verlag "Gehlen und Schulz"

 

 

Traurige Berühmtheit erlangt hat der Verlag "Gehlen und Schulz", dessen mit seinem ersten Buchprojekt, Kafkas "Schloss", Medienberichten gespickt mit Rechtschreibfehlern ist. Schon auf der ersten Seite finden sich entstellte Wörter wie

 

"'Schne', 'vermiten', 'Wirtstube', 'kurze Zeit draauf', 'mit schauspielerhaftern Gesicht', 'haten', 'Mensh', 'Niemant' und 'vorgezeit'" (http://www.bild.de/politik/inland/buecher/kafka-buch-voller-fehler-20820592.bild.html, 16. Nov. 2011), oder auch

"Schlinunste" (, 16. Nov. 2011)

(http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/kultur/mehr_kultur/411498_Das-Schlinunste-fuer-Kafka.html, 16. Nov. 2011)

 

Doch noch nicht schlimm genug, ist das fehlerstrotzende Buch inzwischen bereits an 40 Schulen im deutschsprachigen Raum zur Verteilung gelangt. Selbst die angesehene deutsche Tageszeitung "Frankfurter Allgemeine" spricht in ihrem Feuilleton vom 3. November 2011 von "Kafkas Hinrichtung, von der EU gefördert".


Auf der verlagseigenen Seite lautet eine Stellungnahme zum Druckwerk wie folgt:

"'Das Schloss' wird an Schulen in Österreich, Deutschland und der Schweiz verteilt. Dies ist Teil eines europaweiten Projekts, Jugendliche im Alter zwischen 14 und 19 Jahren zum Lesen zu motivieren. Denn in diesem Alter haben sich bereits bestimmte Gewohnheiten eingschlichen, [sic!] die eine starke Konkurrenz für das Lesen und die Aufmerksamkeit für Bücher darstellen: die Zeit für Computer und Videospiele wächst, die für Bücher und Lesen sinkt. Das EU-Projekt wird gemeinsam getragen von lokalen Unterstützern und Organisationen, die EU-weit tätig sind. So konnte 'Das Schloss' eine Förderung in Höhe von 345.000,- Euro erlangen, womit die Produktion der ersten 3 Bücher gesichert ist. Insgesamt wird Gehlen und Schulz 5,2 Millionen Bücher auflegen, 2,1 Millionen davon sind für den Markt in Deutschland bestimmt." (http://gehlenschulz.at/News.html, 16. Nov. 2011)

 

In der "Wiener Zeitung" wird der Verleger Adrian Schulz folgendermaßen zitiert:

"Wir möchten, dass gute Bücher gelesen werden. Ich habe keine Ahnung, wer das jetzt finanziert hat - EU, Österreich, BMVIT, egal. Ich habe auch keine Ahnung, wie diese Tippfehler in das Buch gekommen sind. (. . .) Rechtschreibung hin oder her - das interessiert doch niemand (sic!). Keiner kann schreiben. Keiner kann rechtschreiben. Die ganze Aufregung um ein paar Tippfehler verstehe ich nicht. Totalitäres Geschwätz.

Ja, Nordkorea. Das muss ja ein Traum für alle Medien sein, die sich über mich amüsieren. FAZ, Bild, Krone. In Nordkorea ist bestimmt jeder Buchstabe dort, wo er sein soll. Das wäre doch das, was ihr wollt. Staatskonformer Mist, richtig buchstabiert."         (http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/kultur/mehr_kultur/411498_Das-Schlinunste-fuer-Kafka.html, 16. Nov. 2011)

 

Zwar lässt Schulz seine Adressaten darüber im Unklaren, welche Finanziers mit "Österreich" gemeint sind, eine allfällige Förderung des BMUKK erscheint jedoch als wahrscheinlich.

 

 

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an die Frau Bundesminister für Unterricht, Kunst und Kultur die folgende

 

 


Anfrage

 

 

1.     Hat sich das BMUKK an der o.g. Förderung für den Verlag beteiligt?

2.     Falls ja, in welcher Höhe?

3.     Ist das im Verlag "Gehlen und Schulz" verlegte "Schloss" an österreichischen Schulen zur Verteilung gekommen?

4.     Falls ja, wo und in welcher Exemplaranzahl?

5.     Erhielt der Verlag für diese Bücher Geld?

6.     Falls ja, wie viel pro Exemplar?

7.     Gibt es eine Regelung seitens des BMUKK, wonach an Schulen auch allenfalls gratis verteilte Bücher auf ihre Unterrichtstauglichkeit hin überprüft werden müssen?

8.     Falls nein, sehen sie den o.g. Fall nicht als Anlass, dieses Manko zu beheben?