9899/J XXIV. GP
Eingelangt am 18.11.2011
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Anfrage
der Abgeordneten Judith Schwentner, Freundinnen und Freunde an den/die Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz
betreffend den Comic „Was geht?!! 5 starten durch“ vom AMS Wien
Die Comicserie „Was geht?!! 5 starten durch“ vom AMS Wien, die auf der Homepage Arbeitszimmer.cc und in Tageszeitungen veröffentlicht wurde, soll Jugendliche auf den Berufswahlprozess aufmerksam machen. Für Empörung gesorgt hat, dass in der Erstversion des Comics dem Mädchen mit Kopftuch von ihren FreundInnen davon abgeraten wurde Zahnärztin zu werden. Stattdessen wurde ihr von ihren FreundInnen eine Lehre als Zahntechnikerin vorgeschlagen. Obwohl der Comic mittlerweile überarbeitet wurde, enthält dieser immer noch problematische Botschaften. So wird Jugendlichen, insbesondere kopftuchtragenden Mädchen, eingeredet, dass lange Ausbildungen „alt & grau“ machen. Auch der aufgrund einer Ausbildung übertrieben dargestellte Konsumverzicht „Du willst noch über 12 Jahre auf gute Musik warten?!?“ ist nicht gerade dazu geeignet Jugendliche für eine höhere Ausbildung zu begeistern.
Im AMS Berufslexikon Karrierekompass wird angeführt, dass der Beruf der Zahntechnikerin bzw. des Zahntechnikers von Frauen und Männern gleichermaßen ausgeübt wird. 2010 waren laut der Lehrlingsstatistik des AMS 54,9% der Zahntechnik Lehrlinge Frauen. Umso mehr erstaunt dann das Karrierevideo. Denn in diesem Video sind fast nur Männer zu sehen. Noch mehr erstaunen die Aussagen des interviewten Zahntechnikers Rudolf Hrdina. Frage des Interviewers: "Wie ist das Verhältnis zwischen Mädchen und Burschen in diesem Betrieb. Gibt es da Vorteile oder Nachteile oder ist das eigentlich gleich?“ Antwort des Zahntechnikers: „Die Mädchen oder Burschen werden genauso oder gleich behandelt. Da wird absolut kein Unterschied net gemacht. Auch vom Verdienst her, wenn’s dann fertig sind. Der einzige Nachteil den wir haben, aber das ist ganz normal und ist auch menschlich, dass irgendwann einmal Mädchen Babies bekommen und meistens leider Gottes
dann, wenn sie soweit sind, dass sie wirklich gut sind. Dann sind sie weg. Ha, ha, ha“ (Gelächter von Interviewtem und Interviewer). Aber ansonsten wird kein Unterschied net gemacht. Überhaupt nicht.“ Frage des Interviewers: „Gibt’s auch Möglichkeiten dann nach dieser Kinderpau‘ äh Babypause wieder in den Beruf einzusteigen?“ Antwort des Zahntechnikers: „Ohne weiteres. Nur die Erfahrung hat gezeigt, Mädchen steigen nachher nicht mehr ein in den Beruf. Die geben dann meistens auf. Also selten, dass sie wieder mit dem Beruf beginnen. Es ist jetzt nicht so, dass man, wenn man sagt, wenn die jetzt drei Jahre Babypause g’macht haben, dass sie das dann verlernt hätten. Was man einmal kann das verliert man nicht mehr. Also an dem scheitert es sicher nicht. Das hat sicher andere Gründe, warum die dann nicht mehr in den Beruf einsteigen.“
Zusammenfassend irritieren die angeführten Beispiele aufgrund der stereotypen Darstellung von Berufsbildern. Dies widerspricht dem Auftrag des AMS Gender Mainstreaming konsequent in allen Bereichen umzusetzen.
Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgende
1. Wer hat diese Comicserie des AMS Wien „Was geht?!! 5 starten
durch“ in Auftrag gegeben?
2. Wer hat diese Comicserie des AMS Wien „Was geht?!! 5 starten
durch“ gestaltet?
3. Mussten die Personen, die die Comicserie „Was geht?!! 5 starten durch“ entwickelt haben, eine spezielle Gender-Kompetenz im Bereich Mediengestaltung nachweisen?
4. Wie viel hat die Gestaltung der Comicserie „Was geht?!! 5 starten
durch“ gekostet?
5. In welchen Medien wurde die Comicserie „Was geht?!! 5 starten
durch“ veröffentlicht?
6. Wie hoch waren die Kosten für die Veröffentlichung der
Comicserie „Was geht?!! 5 starten durch“ in den Medien?
7. Stimmen Sie der Aussage des AMS-Comics, dass lange Ausbildungen Frauen
„alt & grau“ machen, zu?
8. Stimmen Sie der Aussage des AMS-Comics zu, dass eine lange
Ausbildung bedeutet 12 Jahre auf gute Musik warten zu müssen?
9. Warum wird in diesem AMS-Comic gerade einer kopftuchtragenden Frau nahegelegt, den Beruf einer Zahntechnikerin zu ergreifen?
10. Wer hat
die Karrierevideos auf dem AMS Videoportal http://www.karrierevideos.at
in Auftrag gegeben?
11. Wer hat
die Karrierevideos auf dem AMS Videoportal gestaltet?
12. Mussten
die Personen, die die Karrierevideos entwickelt haben, eine spezielle Gender
Mainstreaming-Kompetenz im Bereich Mediengestaltung nachweisen?
13. Was hat
die Erstellung der Karrierevideos auf dem AMS Videoportal gekostet?
14. Haben
Sie Daten oder Studien, die zeigen, dass Zahntechnikerinnen nach der Karenz
generell nicht mehr in den Beruf einsteigen?
15. Falls
ja, welche Gründe gibt es dafür, dass Zahntechnikerinnen nach einer
Karenz nicht mehr in den Beruf zurückkehren?
16. Falls
nein, warum wird dann die individuelle Erfahrung oder Einschätzung es
Zahntechnikers in Bezug auf die Rückkehr nach einer Karenz als faktische
Realität dargestellt?
17. Gehen
männliche Zahntechniker auch in Karenz?
18. Falls
ja, kehren männliche Zahntechniker nach einer Karenz wieder in ihren
erlernten Beruf zurück?
19. Wie kann zukünftig eine gendersensible Aufbereitung des AMS-Informationsmaterials gewährleistet sein?