29/JPR XXIV. GP
Eingelangt am 04.12.2009
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möglich.
Anfrage
des Abgeordneten Herbert Scheibner
Kolleginnen und Kollegen
an die Nationalratspräsidentin Prammer
betreffend der Übergabe der “Krone Montezumas“ an Mexiko
Die aztekische Federkrone aus dem frühen 16. Jahrhundert ist vor allem wegen der Annahme, sie habe dem 9. Aztekischen Souverän Montezuma gehört, bekannt geworden. Ob es sich bei dem Kopfschmuck tatsächlich um die Kopilli Ketzalli (Heilige Krone) handelt, ist in der Forschung umstritten. Nach der spanischen Eroberung Mexikos durch Hernán Cortés im Jahre 1519, kam die Federkrone nach Europa und ging Ende des 16. Jahrhunderts in den Besitz des Erzherzogs Ferdinand von Tirol über. Der Federkopfschmuck befindet sich jetzt im Besitz des Museums für Völkerkunde in Wien.
2002 hatten Experten des Kunsthistorischen Museums Wien zusammen mit mexikanischen Spezialisten die „Federkrone Montezumas“ untersucht. Die Experten kamen zu dem Ergebnis, dass es keinerlei Beweise dafür gäbe, dass sie jemals den vorletzten Herrscher des Aztekenreiches geschmückt habe.
Am 5.7.2006 befasste sich sogar der Außenpolitische Ausschuss mit der Frage des präkolumbianischen Kopfschmucks. Zu diesem Thema wurde damals die Meinung zweier Experten gehört, des Wiener Universitätsdozenten Ferdinand Anders und des Direktors des Völkerkundemuseums Christian Feest. Letzterer hielt in seinen Ausführungen fest, dass die Behauptung, es handle sich um die Krone des Aztekenherrschers, schon seit Jahrzehnten widerlegt und damit nicht aufrechtzuerhalten sei. Zudem könne kein Zweifel daran bestehen, dass dieses Exponat rechtmäßig in österreichischen Besitz gelangt sei. Feest warnte auch vor den Folgen, die ein solches Präjudiz, wie es mit der Übergabe des Kunstwerkes an Mexiko gesetzt werden würde, für die gesamte Museums- und Kunstwelt haben würde. Zudem sei die diesbezügliche Debatte in Mexiko eine rein politische, der man den “langen Atem der Geschichte“ entgegenhalten müsse. Dieses Kunstwerk sei als Teil des Weltkulturerbes in Österreich gut aufgehoben, zeigte sich Feest überzeugt, der zudem darauf hinwies, dass sich das Exponat in einem Zustand befinde, der aus konservatorischen Gründen von einem Transport abraten lasse.
Dies sei auch einer der Gründe gewesen, weshalb die “Federkrone“ bei der gemeinsamen Ausstellung im Herbst 2007 in Mexiko nicht gezeigt werden konnte.
Wenn alleine der Umstand, dass ein völkerkundlich interessantes Exponat, eines der letzten seiner Art ist, eine Rückgabe an das Ursprungsland rechtfertigt, könnte das zu leeren Museen führen.
In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an die Frau Nationalratspräsidentin Prammer nachstehende
Anfrage:
• Stimmen die Berichte, dass Sie beabsichtigen, die „Federkrone Montezumas“ an Mexiko rückzustellen?
• Wenn ja, auf welcher Rechtsgrundlage fußt diese Absicht?
• Haben Sie über Ihr Vorhaben, die „Federkrone Montezumas“ zu verschenken bzw. als Leihgabe zu verborgen, schon mit dem zuständigen Minister für Außenpolitik Herrn Dr. Spindelegger gesprochen?
o Wenn ja, was war das Ergebnis Ihres Gespräches?
• Haben Sie über Ihr Vorhaben, die „Federkrone Montezumas“ zu verschenken bzw. als Leihgabe zu verborgen, schon mit der zuständigen Ministerin für Kunst und Kultur Frau Dr. Schmied gesprochen?
o Wenn ja, was war das Ergebnis Ihres Gespräches?
• Planen Sie eigenständig, noch weiter Museumstücke zu verschenken bzw. als Leihgabe zu verborgen?
o Wenn ja welche?