1/MT XXIV. GP

 

M I T T E I L U N G

 

des Hauptausschusses des Nationalrates

vom 12. Oktober 2010

 

gemäß Art. 23f Abs. 4 B-VG

 

 

13101/10 CO EUR

Europäischer Rat (Tagung am 28./29. Oktober 2010) – Entwurf einer erläuterten Tagesordnung

 

 

Die österreichische Bundesregierung hat in ihrem Positionspapier, das sie am 30. September 2010 im Rahmen des ECOFIN-Rates vorgestellt hat, deutlich die Vorteile einer Finanztransaktionssteuer dargelegt. So ist aus dem Positionspapier klar ersichtlich, dass Finanztransaktionssteuern unabhängig von Finanzaktivitätssteuern oder Bankenabgaben eingeführt werden können, da sie eine unterschiedliche Bemessungsgrundlage, eine unterschiedliche Inzidenz und eine unterschiedliche wirtschaftliche Wirkung haben:

 

·    Eine global oder in der EU/Eurozone eingeführte Finanztransaktionssteuer mit einer breiten Bemessungsgrundlage kann signifikante Finanzmittel ohne negative realwirtschaftliche Effekte generieren. Insbesondere kann eine solche Steuer als Ergänzung zu den geplanten Regulierungsmaßnahmen auf den Finanzmärkten angesehen werden, diese aber nicht ersetzen. Steuerpflichtig ist der Erwerb von Finanzprodukten im Inland sowie im Ausland, wenn entweder der/die KäuferIn oder der/die VerkäuferIn InländerIn ist. Gewöhnliche Transaktionen auf Gehalts- und Sparkonten von Privaten werden daher nicht besteuert, ebenso nicht Geschäftskonten, welche keine Finanztransaktionen zum Gegenstand haben.

·    Ein einheitlicher Steuersatz scheint die einfachste Art der Besteuerung.  Der Steuersatz sollte niedrig sein, da damit Verzerrungen und Ausweichreaktionen vermieden werden können. Derzeit wird auf EU Ebene ein Steuersatz von 0,01% diskutiert, denkbar wäre auch ein leicht höherer Steuersatz. Eine Lenkungswirkung würde trotzdem durch die Frequenz der Transaktionen entstehen. Transaktionen näher an der Realwirtschaft haben niedrigere Frequenzen und würden damit weniger stark betroffen.

·    Das Steueraufkommen könnte bei globaler Einführung und breiter Bemessungsgrundlage (wie weiter unten vorgeschlagen) anfangs etwa ½ Prozent des Welt-BIP betragen, das wären etwa 200 bis 250 Mrd. € bei einem Steuersatz von 0,01%. Das  Steueraufkommen würde in der Tendenz steigen, wenngleich auch  Schwankungen nicht ausgeschlossen werden können.

·    Die Inzidenz der Abgabe ist günstig, d.h., dass überwiegend die ZahlerInnen der Abgabe auch die Abgabe wirtschaftlich tragen werden und damit die gewünschte Zielgruppe getroffen wird. Die moderate Höhe des gesamten Abgabenaufkommens sichert eine faire und angemessene Besteuerung. Die Finanzinstitutionen können damit weiter ungehindert ihrer Rolle für die Wirtschaft gerecht werden.

 

Steuern auf bestimmte Finanztransaktionen werden aktuell in einigen EU-Mitgliedstaaten eingehoben. Dieses Recht soll nicht angetastet werden. Die EU-weite Einführung einer allgemeinen Steuer auf Finanztransaktionen wäre auch für diese Länder ein Vorteil, weil bisherige Ausweichreaktionen abnehmen oder sogar wegfallen würden.

 

Der europäische Finanzmarkt und insbesondere jener der Eurozone ist bereits weitgehend integriert. Es ist als Reaktion auf die Finanzkrise in den aktuellen Plänen vorgesehen, die Transparenz weiter zu erhöhen, z.B. bei den Märkten für Derivate. Das ermöglicht das rasche und kostengünstige Wechseln von Jurisdiktionen und höhlt die Steuersouveränität der Mitgliedstaaten weiter aus. Bei einer EU-weiten Regulierung der Märkte, welche steuerliche Aspekte berücksichtigt, könnte der Binnenmarkt weiter entwickelt, der europäische Finanzmarkt vertieft und auch die Steuersouveränität gestärkt werden.

Auf Grund von wirtschaftlichen Vorteilen großer Märkte wird ein Großteil der  Finanztransaktionen auf wenigen Marktplätzen in Europa abgewickelt. Eine Besteuerung würde aber nicht die BürgerInnen in den Ländern mit den Marktplätzen treffen, sondern die Finanzmarktteilnehmer, welche auf diesen Märkten handeln. Im Bereich des Zolls, welcher eine Eigenmittelquelle für den EU-Haushalt darstellt, ist dieses „Rotterdam-Effekt“ genannte Phänomen längst umgesetzt und politisch akzeptiert. So wie beim Zoll oder der EU-Quellenbesteuerung auf Zinseinkünfte, wäre es fair, wenn die Länder mit den Marktplätzen die zusätzlichen Abgaben, welche aus neuen Finanztransaktionssteuern (z.B. von Derivate-Märkten) entstehen würden, mit den anderen Mitgliedstaaten, deren BürgerInnen zu diesem Aufkommen beitragen, teilen würden.

 

Der Nationalrat unterstützt daher die beiliegende Position der österreichischen Bundesregierung nach Einführung einer Finanztransaktionssteuer und ersucht den Europäischen Rat, das Europäische Parlament und die Europäische Kommission,

 

·       die Arbeiten unter Einbindung von Steuer- und FinanzmarktexpertInnen zur Prüfung der praktischen Aspekte einer Einführung einer allgemeinen Finanztransaktionssteuer zu intensivieren und  bis zum Europäischen Rat im März 2011 eine umfassende Analyse vorzulegen, welche Bedingungen für die Anwendung einer solchen Steuer gelten würden;

·       bei allen Legislativvorschlägen zur Finanzmarktregulierung zu berücksichtigen, dass – wo zutreffend – steuerliche Anknüpfungspunkte für nationale oder EU-weite Finanztransaktionssteuern bestehen;

·       eine vergleichende Analyse bestehender nationaler Finanzmarktsteuern zu erstellen.

 


Beilage

 

 

 

Austrian Position Paper for the Introduction of a General Financial and Global

 

Transaction Tax

 

 

 

 

Motivation

Broad tax bases improve the allocation of resources. Labour, capital and the environment are already subject to taxes world-wide. Labour in particular labour is highly burdened by taxes. Physical capital is directly and indirectly taxed via e.g. environmental taxes or VAT. In comparison, financial capital is comparatively less, or not at all, burdened by taxes. This is why one can reasonably expect a moderate contribution of the sector for the necessary fiscal consolidation.

 

 Tax burden in 2008

EU-27

Euro area

 

 

 

Total taxes as % of GDP

39.3

39.7

 

 

 

Implicit tax on labour, %

36.5

38.6

 

 

 

Implicit tax on capital, %

n.a.

30.1

 

 

 

Tax on energy in € per ton oil-equivalent

196.3

194.7

 

 

 

Source: EC: Taxation Trends 2010

 

 

 

 

 

 


Financial Transaction Tax – Outline

 

1. Taxable Event

 

2. Date of Tax Liability

 

3. Taxable Person

 

For transactions where a stockbroker acts as intermediary, he is also considered jointly and severally liable. Stockbrokers may be banks, as well as all persons who regularly trade in financial products on behalf of third parties or arrange the buying and selling of financial products. In case of joint and several liability, a rule has to be worked out who is primarily liable.

 

4. Taxable Objects:

 

5. Tax Base

 

 

6. Tax Rate

A flat rate tax would be the most manageable option. Tax rates from 0.01% to 0.1% have been discussed. A tax rate of 0.01% to 0.05 % is proposed, as tax evasion as well as economic impact would be kept at a low level. Nevertheless, such a low tax rate can reduce the number of high frequency transactions (e.g. on derivatives).

 

7. Tax Revenue

At a tax rate of 0.01% the estimated tax revenues (based on all financial transactions of 2007) would be ½ % of global GDP. Tax revenues in Europe and North America would be above average with about ¾ % of GDP, tax revenues in Low Income Countries would be considerably lower.


European Aspects of a General Financial Transaction Tax

 

Several EU Member States levy taxes on certain financial transactions. This right to tax shall not be affected. The EU-wide introduction of a general tax on financial transactions would also benefit these countries, as existing tax evasion would decline or even disappear.

 

The European financial market – and even more so that of the Euro area – is already deeply integrated. As reaction to the financial crisis, current planning envisages to improve the transparency of markets, e.g. on the markets of derivatives. Such integration allows for a quick and cheap change of jurisdictions and will further undermine the tax-sovereignty of Member States. By regulating markets at the EU-level in a way that takes account of possible taxation, the EU would contribute to the furthering of the internal market, to the deepening of financial markets and to the strengthening of tax-sovereignty at the same time. 

 

Due to the economic advantage of large markets a big part of financial transactions is executed on a few market places in Europe. Any taxes levied would not necessarily burden the citizens of the countries hosting the market places, but those who trade on these market places. As regards customs duties, which are one of the own resources of the EU-budget, the so-called „Rotterdam-effect“ is well-known, politically accepted and implemented. In analogy to customs duties or the EU-withholding tax on interest income, it would be fair if Member States who host market places would share the additional tax revenues generated by new financial transactions taxes (e.g. from markets of derivatives) with other Member States whose citizens contribute to the tax revenues.

 

Taxes on financial transactions can be implemented independently of bank levies or financial activity taxes: the tax base, the tax incidence and the economic impact is different.


 

Proposals for further steps

 

 

  1. Setting-up of a High Level Group of Tax and Financial Market Experts by the ECOFIN- Council in order to examine the practical aspects of a general FTT with a view to report to the spring European Council in March 2011.
  2. The EC shall be invited to – where applicable - take into account elements of national or EU-wide taxation, when making proposals for regulating financial markets.
  3. The EC shall be invited to make a stock-taking comparison of existing national taxes on the financial markets.