30/PET XXIV. GP

Eingebracht am 17.06.2009
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Petition

An Frau

Präsidentin des Nationalrates

Mag.a Barbara Prammer

Parlament
A-1017 Wien

Wien, am 16. Juni 2009

Sehr geehrte Frau Präsidentin!

Hiermit überreiche ich Ihnen gem. §100 (1) GOG-NR die Petition betreffend
Finanzielle Absicherung von
147 - Rat auf Draht“, welche im beiliegenden
Schreiben formuliert ist.

Mit der Bitte um geschäftsordnungsmäßige Behandlung dieser Petition verbleibe ich

mit freundlichen Grüßen

Abg.z.NR. Angela Lueger


An die Nationalratspräsidentin
Mag. Barbara Prammer

Dr.-Karl-Renner-Ring 1-3
1017 Wien

Wien, am 15. Juni 2009
Betreff: Finanzielle Absicherung von ,,147 - Rat auf Draht“

Sehr geehrte Frau Nationalratspräsidentin,

hiermit bittet das Netzwerk Kinderrechte Österreich - National Coalition (NC), das unabhängige
Netzwerk von 30 Kinderrechte-Organisationen und -Institutionen zur Förderung der Umsetzung der
UNO-Kinderrechtskonvention in Österreich, die Abgeordneten des Österreichischen Parlamentes um die
finanzielle Absicherung von 147 - Rat auf Draht“.

Untenstehend übermitteln wir Ihnen alle Hintergrund-Daten zu 147 Rat auf Draht“, die für uns keinen
Zweifel offen lassen, dass eine dringende Unterst
ützung von 147 Rat auf Draht“ notwendig ist. Eine
Erhöhung der zur Verfügung stehenden Mittel durch die öffentliche Hand erscheint aus den unten
genannten Gründen dringend notwendig und wurde bereits 2005 auch vom UN-Ausschuss für die
Rechte des Kindes in seinem nationalen Bericht f
ür Österreich empfohlen.
Ab 2010 sollte die Finanzierung mittels eines Konsortiums aus Ministerien sowie
über jährlichen
Beschluss der Landeshauptleutekonferenz sichergestellt werden, was in Zahlen ausgedrückt, einen
Mehraufwand von 350.000.- vonseiten der öffentlichen Hand entspricht.

Mit freundlichen Grüßen für das Netzwerk Kinderrechte Österreich,
Mag. Elisabeth Schaffelhofer-Garcia Marquez

elisabeth.schaffelhofer@kinderhabenrechte.at
Mobil: 0676/88011-1016
www.kinderhabenrechte.at

Chronologie:

,,Rat auf Draht“ wurde im Jahr 1987 vom ORF ins Leben gerufen.


Via ministeriellen Erlass bekam die ORF-Telefonhilfe 1999 den Status des Österreichischen Notrufs für

Kinder und Jugendliche und ist seitdem unter der kostenlosen Notrufnummer 147“, 24 Stunden täglich,

anonym, vertraulich und ohne Vorwahl vom Handy und Festnetz zum Nulltarif aus ganz Österreich

erreichbar.

Einen solchen Notruf gibt es mittlerweile in allen EU-Mitgliedsstaaten und weltweit bereits in mehr als

120 Ländern.

Aufgrund seiner langjährigen Erfahrung war 147 Rat auf Draht“ bei einem EU-Daphne-Projekt zur

Entwicklung von Qualitätsstandards in der telefonischen Beratung von Kindern und Jugendlichen

eingebunden.

Philosophie:

Die Arbeit und die Leitlinien von 147 Rat auf Draht“ basieren auf der UN- Kinderrechtskonvention und
nach international festgelegten Qualitätsstandards für die telefonische Beratung von Kindern und
Jugendlichen.

147 Rat auf Draht“ hat immer ein offenes Ohr für Ängste und Probleme, informiert, erarbeitet

gemeinsam mit den jungen Anrufenden Ressourcen- und zielorientierte Bewältigungsmodelle, zeigt

Perspektiven auf und leistet damit auch einen wesentlichen präventiven Beitrag.

Die Helpline trägt zur ethischen Grundhaltung und zur Entwicklung von Sozialkompetenz der jungen

Menschen bei und gibt ihnen Orientierungshilfe, sich auch in problematischen Situationen

zurechtzufinden.

Den Leitlinien entsprechend, werden die Beratungsgespräche bei Bedarf mit der Nennung adäquater
Fachberatungsstellen erg
änzt. Dies entspricht unserem Selbstverständnis als Drehscheibe und
Schaltstelle zu den Einrichtungen des öffentlichen Sozialnetzes in ganz Österreich. Wir klären die Kinder
über ihre Rechte auf und geben ihnen Informationen über bestehende Hilfseinrichtungen, zu denen wir
mittels Konferenzschaltung
auch direkt verbinden können.

147 Rat auf Draht“ übernimmt damit eine wichtige Funktion in unserer Gesellschaft.

„147 Rat auf Draht“  ist weiters:

·         Eingetragene Praktikumsstelle für das Psychologische Institut der Universität Wien, für das
Psychotherapeutische Propädeutikum und für die Ausbildung zum Lebens- & Sozialberater

·         Mitglied des „Wr. Netzwerks gegen sexuelle Gewalt an Mädchen, Buben und Jugendlichen“

·         Mitglied von „Missing Children Europe“

·         Mitglied von „Childhelpline International“

Statistik:

Jährlich werden rund 120.000 Telefonberatungen und mehr als 4.000 Online-Beratungen durchgeführt.

147“ ist laut Forum Mobilkommunikation die meistgewählte Notrufnummer in Österreich.

147 Rat auf Draht“ betreut die 5.Generation junger Menschen in Österreich und hat einen

Bekanntheitsgrad von 92 Prozent bei der Zielgruppe der 14- bis 19-Jährigen, und das entspricht einem

Bekanntheitsgrad, der mit jenem von Coca Cola vergleichbar ist.

Die Vielzahl der Kontakte zeigt, wie wichtig und wie unverzichtbar 147 Rat auf Draht“ für Rat- und Hilfe

suchende junge Menschen in unserem Land geworden ist.


Finanzierung:

Gesamtkosten 2009: €700.000.-, davon Personalkosten von € 550.000.- für das professionelle, 15-
köpfige, Teilzeit-angestellte, Beraterlnnen-Team (PsychologInnen, PsychotherapeutInnen,
PädagogInnen, Lebens- und SozialberaterInnen und ein Jurist).
Die Finanzierung erfolgt durch: ORF, Ministerien, Länder, sowie externe Partner und Sponsoren.

Status quo:

Dem ORF ist soziales Engagement selbstverständlich und wichtig. Es ist ihm ein Anliegen, Kindern und
Jugendlichen, als schwächste Mitglieder unserer Gesellschaft, die bestmögliche Beratung und
psychologische Unterstützung in kritischen Lebenssituationen zu bieten.

Dieses in Österreich einmalige Service hat sich in den letzten 21 Jahren als Trendsetter und
Kompetenzleader in Sachen psychologischer, telefonischer Beratung von Kindern und Jugendlichen
etabliert und kann daher Anrufe weder delegieren noch den Overflow weiterleiten.

Bis dato trägt der ORF mehr als 50% der Kosten (in etwa € 350.000.-) - doch die Zukunft ist
bedauerlicherweise aus folgenden Gründen nicht gesichert:

                     Der ORF ist von der Finanz- und Wirtschaftskrise wie viele andere Unternehmungen betroffen und hat
massive Einsparungen auf der Kostenseite umzusetzen, da das Aufsichtsgremium für das Jahr 2010
trotz schwieriger Wirtschaftsgesamtlage ein ausgeglichenes Ergebnis veranlagt.

                     Der ORF Stiftungsrat hat von der Geschäftsführung die Definition all jener Bereiche gefordert, die nicht
zu den gesetzlichen Aufgaben z
ählen bzw. keine Kerngeschäftsrelevanz haben. Unter anderem betrifft
dies auch die freiwillige Serviceeinrichtung 147 Rat auf Draht“, die aus Sicht des Stiftungsrates den
obigen Kriterien entspricht.

Den ORF-Verantwortlichen ist „ 147 Rat auf Draht“ seit vielen Jahren ein besonderes Anliegen und intern
wird alles unternommen, um das Service aufrecht erhalten zu können - der Bedarf danach ist
zweifelsohne gegeben.

Bei knapp 120.000 jährlich durchgeführten Telefon- und mehr als 4.000 Onlineberatungen ist
jedenfalls davon auszugehen, dass dieses oder ein vergleichbares Service von anderen öffentlichen
Stellen eingerichtet werden müsste, wenn der bekannteste Kinder- und Jugend-Notruf tatsächlich nicht
weiter vom ORF betrieben werden könnte.

,, 147 Rat auf Draht“ sollte dennoch aus folgenden Gründen im ORF angesiedelt bleiben:

         Das Knowhow des Teams von 147 Rat auf Draht“ wurde über 21 Jahre aufgebaut

         147 Rat auf Draht“ ist Themen- und Kompetenzleader sowie Marktführer auf diesem Gebiet

         Die Infrastruktur ist im ORF vorhanden

         Das Netzwerk ist vorhanden - national und international

         Derzeit ist keine Institution in Sicht, die 147 Rat auf Draht“ übernehmen könnte

         147 Rat auf Draht“ kann nirgends so kostengünstig wie im ORF betrieben werden

         147 Rat auf Draht“ kann nirgends so intensiv beworben werden wie im ORF

Nur gemeinsam mit den Partnern, dem BM für Inneres, dem BM für Wirtschaft, Familie und Jugend, dem
BM für Unterricht, Kunst & Kultur, Telekom Austria und Förderungen aller Bundesländer (nach


Bevölkerungsschlüssel), kann es gelingen, in unserem Land ein der Nachfrage qualitativ
entsprechendes und deckendes Service für Rat und Hilfe suchende junge Menschen anzubieten.

Fazit

Eine Erhöhung der zur Verfügung stehenden Mittel durch die öffentliche Hand erscheint aus den
genannten Gr
ünden dringend notwendig und wurde bereits 2005 auch vom UN-Ausschuss für die
Rechte des Kindes in seinem nationalen Bericht f
ür Österreich empfohlen.
Ab 2010 sollte die Finanzierung mittels eines Konsortiums aus Ministerien sowie über jährlichen
Beschluss der Landeshauptleutekonferenz sichergestellt werden, was in Zahlen ausgedrückt, einen
Mehraufwand von 350.000.- vonseiten der öffentlichen Hand entspricht.

Wir bitten dringend um Unterstützung von 147 Rat auf Draht“!