Sehr geehrte Damen und Herren,

 
ich studiere Chemie und Biologie Lehramt und unterrichte seit diesem Semester Chemie an einer AHS. Das Studium dauert lange und ist ziemlich hart, doch für meinen Traumberuf nehme ich es gerne auf mich.

 
Als ich vom geplanten neuen LehrerInnendienstrecht hörte, galt meine Sorge zuerst den SchülerInnen, die in Zukunft von Menschen unterrichtet werden sollen, die lediglich ein Bachelor-Studium absolviert haben, und das nicht einmal zwingend in den von ihnen unterrichteten Fächern. Abgesehen davon sollen diese (teilweise unqualifizierten, bestimmt oft überlasteten) LehrerInnen neben ihrem Fulltime-Job ein Masterstudium absolvieren, sonst droht ihnen die Kündigung.
 
Wie bitte soll unter diesen Umständen ein guter, qualitativ hochwertiger Unterricht stattfinden können?
 
Sollte das geplante Dienstrecht tatsächlich umgesetzt werden, ist es nur eine Frage der Zeit, bis es mit unserer Bildung den Bach hinunter geht.

 
Als ich dann noch erfuhr, welche zusätzlichen Auswirkungen das neue Dienstrecht auch auf JunglehrerInnen wie mich hat, brach eine Welt für mich zusammen. Mit einem abgeschlossenen Chemiestudium könnte ich in der Privatwirtschaft gutes Geld verdienen. Dennoch entschied ich mich für den Beruf als Lehrerin, da es mir viel Freude bereitet. Doch unter DIESEN Bedingungen, die auf mich zu kommen sollen, ist es mir leider nicht möglich, meinem Traumberuf nachzugehen. Hätte ich am Anfang meines Studiums davon erfahren, hätte ich es niemals gewählt. Jetzt, kurz vor dem Ende meines Studiums, stehe ich vor der Wahl, als Chemikerin in die Privatwirtschaft zu gehen, was absolut nicht meinen Vorstellungen entspricht, oder für einen Hungerlohn in einer Schule mit riesen Schritten auf ein Burn Out zuzugehen. Viel mehr arbeiten für viel weniger Geld - das ist bitter. Aber dass ich, sollte ich doch weiterhin unterrichten, in meinem Leben um etwa 500.000€ weniger verdienen werde, und das bei mehr Arbeit, ist mehr als bitter.
 
Da frage ich mich: WER wird unter diesen Umständen noch den Lehrberuf wählen?
 
Es gibt jetzt schon einen Lehrermangel. Den Beruf NOCH unattraktiver zu machen, ist bestimmt nicht der richtige Weg, um gute, qualifizierte LehrerInnen zu gewinnen!
 
Mit besorgten Grüßen,

die bisher hochmotivierte Junglehrerin, die kurz vor dem Abschluss ihres Studiums nun die Wahl zwischen Pest und Cholera hat,

Katharina Fried