Sehr geehrte Damen und
Herren!
Ich protestiere scharf gegen die geplante Einführung des neuen
LehrerInnendienstrechts.
Die neuen Anstellungserfordernisse für JunglehrerInnen gefährden die
Qualität des Bildungsstandortes Österreich und sind unvereinbar mit
dem Ruf nach mehr Akademikern in unserem Land und den Klagen der
Universitäten über das Niveau der MaturantInnen.
Die Planung des ersten Unterrichtsjahres wird das Problem des derzeit schon
herrschenden Lehrermangels massiv verschärfen: die Idee, ohne
Erfahrung voll zu unterrichten, daneben zu hospitieren und
Fortbildungsveranstaltungen zu besuchen, kann -seriös betrachtet- nicht
ernstgenommen werden, da sie nicht realisierbar ist (ich unterrichte seit
Jahrzehnten an einem bekannten Wiener Gymnasium und beobachte als PV genau die
Entwicklung junger Kolleginnen). Die Folgen wären gehäufte
Krankenstände oder frühzeitiges Abspringen von diesem Lehrberuf, der
nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch von Regierungsseite nach wie
vor völlig falsch eingeschätzt wird.
Dies ist nur ein Kritikpunkt neben Entlohnungsschema, genereller
Arbeitszeiterhöhung, Wegfall von Zulagen für verschiedenste wichtige
Tätigkeiten (der Wirtschaftsstandort Österreich wird sich freuen,
wenn sich die Schikurs-, Sportwochen- und Projekttätigkeiten auf ein
Minimum reduzieren), keinerlei (versprochene) Entlastung für administrative
u.a. Arbeiten, die mit Lehrtätigkeiten nichts zu tun haben, etc.etc.
Es ist nett, wenn BM Schmied heute gesagt hat, sie zwinge niemanden, diesen
Beruf zu ergreifen, aber wer wird ihn dann wirklich unter diesen Umständen
ausüben? Jetzt schon werden KollegInnen aus der Pension
zurückgeholt, Studenten von den Unis engagiert, Quereinsteiger zu Hilfe
geholt, die meist zu Weihnachten das Handtuch werfen, und die große
Pensionierungswelle kommt erst! Die Motivation für junge Menschen mit
diesem neuen Lehrerdienstrecht wäre geringer denn je und das Einsparen von
Arbeitsplätzen durch das neue Modell eine sehr kurzsichtige und erfolglose
Variante ...
Gehen Sie in Konferenzzimmer und hören Sie zu bei den Gesprächen
junger KollegInnen, die fassungslos sind über das Ausmaß an Ignoranz
von den für dieses Papier verantwortlichen Personen - ich bedauere nach
jedem Gespräch, wieviel an Idealismus und Einsatzbereitschaft bereits
jetzt durch die Vorlage diese Entwurfs verlorengegangen sind ...
Es geht schon lange nicht mehr um 2 Stunden mehr oder weniger unterrichten - es
geht um das Faktum, dass immer noch kein Gesamtkonzept für die
Bildungsfrage in Österreich vorhanden ist, dass jetzt wieder einmal mit
der Brechstange an einem Rädchen geschraubt wird, was den Gesamtcorpus nur
noch mehr in seiner Funktion behindert, in seiner Effizienz einschränkt
und erfolgloser macht.
Mit nachdenklichen Grüßen
Mag. Irene Kotynski
Akademisches Gymnasium WIEN