An das Parlament des Nationalrates
Per Mail
Mit dem Wunsch auf Veröffentlichung auf der Homepage des Parlaments
Sehr geehrte Damen und Herren,
als langjährige Lehrerin und Schulbibliothekarin bin ich doppelt betroffen über diesen Entwurf zum Lehrerdienstrecht.
Man könnte meinen, die Maßnahmen betreffen ältere LehrerInnen nicht mehr. Es entsteht jedoch durch diese Maßnahmen in den Konferenzzimmern ab 2019 eine 2-Klassen-Gesellschaft: Lehrer nach dem alten System und Lehrer nach dem neuen System, die für mehr Arbeit weniger Geld bekommen sollen. Viele meiner SchülerInnen überlegen sich, den Lehrerberuf zu ergreifen. Unter diesen Bedingungen kann ich ihnen nur abraten, Lehramt zu studieren. Auf diese Weise will die Ministerin die „Besten der Besten“ gewinnen? Dieses neue Dienstrecht ist menschenverachtend und zerstört das bestens funktionierende Gymnasium. Dass das Gymnasium funktioniert, beweisen alle Bildungsvergleiche und der Ansturm der SchülerInnen auf diesen Schultyp !!! Man muss annehmen, dass das der eigentliche Zweck des Lehrerdienstrechts neu ist.
Als Schulbibliothekarin kann ich mich nur darüber
wundern, dass man vor kurzem eine Matura neu beschlossen hat, die die
SchülerInnen zu einer Vorwissenschaftlichen Arbeit verpflichtet und
gleichzeitig die Schulbibliotheken in der derzeitigen Form einsparen will.
Betreuung auf Zulagenbasis „nebenbei“ bzw. C-Kräfte als SchulbibliothekarInnen
bedeutet de facto die Einsparung einer qualitativ hochwertigen Betreuung der
SchülerInnen. Wie will man nebenbei oder als C-Kraft die Schülerinnen
ins wissenschaftliche Arbeiten einführen, das in der Schulbibliothek verankert
ist? Wie soll man die SchülerInnen, die in der Bibliothek mitarbeiten,
rekrutieren und anleiten? Wie soll eine C-Kraft die Leseförderung an einer
Schule koordinieren? Wie die Fachliteratur für die Bibliothek
auswählen? Wie die Titelaufnahme mit Verschlagwortung durchführen?
Das sind alles fordernde und A-wertige Tätigkeiten, die man nicht
„nebenbei“ erledigen kann.
In der Hoffnung auf eine inhaltliche Auseinandersetzung mit den Bedenken der
Lehrerschaft,
Mag. Marion Ulcar
Schulbibliothekarin am Gymnasium der Franziskaner
6060 Hall in Tirol