Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Sie dürfen untenstehende Stellungnahme gerne veröffentlichen.

 

Andreas Egger

 

 

 

Persönliche Stellungnahme zum Begutachtungskonzept (Lehrerdienstrecht neu)

 

Für mich war die Berufsneuorientierung zum Lehrberuf hin (das Zweitstudium

Lehramt) von Beginn an geprägt durch idealistische Motive. Der Erwerb eines "Rüstzeugs" durch die fachliche Ausbildung wurde zudem begleitet durch Engagement und Begeisterung während des Studiums (Tutorium, Studienassistenz). Diese Wahl zum Lehrberuf habe ich keinen Moment bereut, vielmehr fühle ich mich nun im Unterrichtspraktikum in meiner Wahl und Entscheidung mehr als bestärkt und übe meine Lehrtätigkeit mit großer Begeisterung (jeder Tag bringt neue Herausforderungen!) aus, gewissermaßen eine Lehrtätigkeit mit Leib und Seele.

 

Nachfolgend möchte ich mich auf einige Aspekte des Begutachtungskonzeptes für ein neues Lehrerdienstrecht kritisch beziehen:

 

(1) Von vielen, gerade jungen, KollegInnen wurde es betont, ich möchte mich diesbezüglich vehement anschließen: Meine (akademischen) Leistungen scheinen in den Augen der Verantwortlichen nichts mehr wert zu sein. Nicht nur, dass keinerlei Wertschätzung gegenüber der allgemeinen Tätigkeit von LehrerInnen spürbar ist (LehrerInnen würden zu wenig "arbeiten", zu wenige Stunden im Schulgebäude, mit ihrer "eigentlichen" Tätigkeit zubringen), auch empfinde ich dabei keinerlei Wertschätzung des Dienstgebers konkret meiner Person gegenüber, eine Wertschätzung, die in der Privatwirtschaft gerade aus motivationalen Gründen als Gepflogenheit gelten kann. In der Privatwirtschaft wäre es undenkbar, den ArbeitnehmerInnen mit Unterstellungen und Geringschätzung zu begegnen. Wenn künftig LehrerInnen auch zu fachfremder Unterrichtstätigkeit herangezogen werden, so haben individuelle Kompetenzen und Fachwissen keinen eigentlichen Stellenwert mehr. Mit der "Induktionsphase" in der neuen Lehramtsausbildung werden JunglehrerInnen vehement überfordert und können nicht mehr auf ein so wichtiges "Sicherheitsnetz", verkörpert durch berufserfahrene LehrerInnen, zurückgreifen, da künftige MentorInnen ihrerseits ein "Kleinstudium" (90

ECTS!) benötigen, das sie zur Mentorentätigkeit befähigt, und andererseits durch die erhöhte Lehrverpflichtung mit einer zusätzlichen Be- bzw.

Auslastung konfrontiert werden.

 

(2) Bei genauer ökonomischer Betrachtung wird deutlich, dass der Entwurf primär auf Sparmaßnahmen abzielt, auf ein Einsparungspotential einer Unzahl künftiger Arbeitsplätze für JunglehrerInnen. Und das in Zeiten, in denen auf allen Schulebenen ein eklatanter LehrerInnen-Mangel herrscht (und kolportiert wird).

 

(3) Trotz mancher Faktoren, die zweifellos zu verbessern wären, bekenne ich mich zum Bildungsprinzip und -begriff des Gymnasiums, der AHS-Langform. Implizit und beinahe "subtil" scheint das Konzept auf einen flächendeckenden und dominanten Ausbau von Gesamt- bzw. Ganztagsschulen abzuzielen. Fällt der AHS-Schulsektor, konkret: die AHS-Langform, weg, bedeutet dies langfristig eine Einbuße der pluralistischen Schullandschaft in Österreich. Der Einsatz von LehrerInnen mit Bachelorabschluss weist auf eine klare Stärkung der Neuen Mittelschule hin, die nach derzeitigem Modell einen alles andere als konstruktiven "Gegenentwurf" zur AHS darstellt.

 

(4) Wenn LehrerInnen künftig zum Unterrichtseinsatz in grundsätzlich allen Fachbereichen herangezogen oder sogar verpflichtet werden, wenn der Berufseinstieg für JunglehrerInnen vehement erschwert wird (siehe Punkt 1), wenn die Erhöhung der Lehrverpflichtung ohne begleitende Alternativen oder Entlastung durch "Supportpersonal" in der geplanten Weise umgesetzt wird, bedeutet dies eine eklatante Einbuße in der Hinwendung zu den SchülerInnen und somit einen gesamtschulischen Qualitätsverlust: Es wird schlichtweg die Zeit fehlen, sich den SchülerInnen nach Gebühr widmen zu können, von einer überaus wichtigen Individualbetreuung ganz zu schweigen.

Unsere Kinder und Jugendlichen bilden das Fundament für die Zukunft: bei der (Aus-)Bildungsqualität dürfen keine Einbußen oder ein Wertigkeitsverlust in Kauf genommen werden!

 

 

MMag. Andreas Egger

Unterrichtspraktikant am Erzbisch. Privatgymnasium Borromäum, Salzburg