Ich bin ENTSETZT!
Wie
eine Keule trifft es mich in meinem Inneren, wenn ich den Begutachtungsentwurf
für das neue Lehrerdienstrecht durchlese. Es sind etliche Punkte absolut
inakzeptabel, aber aufgrund akuten Zeitmangels (stark veränderte
zeitaufwändigste Unterrichtsplanung in Hinblick auf die neue
Reifeprüfung, Hausübungskorrekturen, Planung zweier Auslandsreisen
mit 7. Klassen) beschränke ich mich darauf, den Punkt zu besprechen, der
mich am allertiefsten trifft: DIE ERHÖHUNG DER ARBEITSZEIT.
Damit
Sie wissen, wer Ihnen da schreibt:
- Ich bin
seit 1986 Als AHS Lehrerin tätig, bringe also einiges an Erfahrung
mit.
- Ich bin
Lehrerin für Latein und Griechisch, unterrichte allerdings
ausschließlich Latein, habe also ein Schularbeitsfach, in dem es
auch zahlreiche Hausübungen, Grammatik-, Vokabelwiederholungen geben
muss, damit ein ein zufriedenstellender Unterrichtsertrag
gewährleistet ist. Ich kann Ihnen versichern, dass ich jeden
Nachmittag mit der Korrektur oben genannter Schülerarbeiten oder der
Planung meines Unterrichts beschäftigt bin. Die Wochenenden sind
selten frei, oft ist 1 Tag mit Arbeit ausgefüllt, in
Schularbeitszeiten sind es grundsätzlich beide.
- Ich
UNTERRICHTE UND ARBEITE GERNE, d.h. die obige Auflistung meiner
Tätigkeiten war keine Klage oder gar ein Gejammer, sondern ein
neutrale Auflistung von Arbeiten, die eben getan werden müssen.
- Ich bin
seit etlichen Jahren nicht ganz vollbeschäftigt, WEIL ICH SONST MEINE
ARBEIT NICHT SO GENAU ERFÜLLEN KÖNNTE, WIE ICH MIR DAS
VORSTELLE oder positiv formuliert DAMIT ICH MEINE ARBEIT SO GENAU
ERFÜLLEN KANN, WIE ICH MIR DAS VORSTELLE.
- Dieses
Jahr bin ich fast vollbeschäftigt. Das bedeutet bei meinen
Fächern 16 Unterrichtsstunden bzw. 5 Klassen. Ergebnis: ICH PFEIFE AM
LETZTEN LOCH!
Wenn
ich mir nun vorstelle, dass ich 24 Stunden unterrichten müsste, um eine
volle Lehrverpflichtung zu haben, also 7, eventuell 8(!) Klassen, dann
schießen mir blitzartig folgende Gedanken durch den Kopf:
- Ich
gerate bei der bloßen Vorstellung in Panik und Verzweiflung. Meine
Tage sind so schon so voll. Wie soll das gehen?!
- Ich
stelle mir weiters vor, dass ich mein erstes Dienstjahr unter diesen
Bedingungen hätte absolvieren müssen, - ohne Erfahrung, ohne
Materialien aus den letzten Jahren, .... : DAS
IST FÜR EINEN JUNGLEHRER DIE HÖLLE! Das
Unterrichtspraktikum, das Jahr des langsam Hineinwachsenes, ist
unverzichtbar! Es ist Stress genug, wenn man nach der Ausbildung mit
vielem bei Null anfängt. Nicht zu vergessen die nervliche Belastung,
die sich aus dem Umgang mit zum Teil nicht ganz pflegeleichten
Schülern ergibt. Wieso sollen Junglehrer so überfordert und
verheizt werden.
- Warum
in aller Welt kommt man auf die absurde Idee, alle Unterrichtsfächer
gleich einzustufen?! Glaubt man wirklich, dass ein Turn- oder Werklehrer
den gleichen Zeitaufwand außerhalb der Unterrichtszeit hat wie z.B.
ein Sprachlehrer?!!!!! DAS IST EXTREM UNGERECHT!!!! Ich empfand die
Abstufung bisher als viel zu gering, jetzt soll sie auch noch abgeschafft
werden!!! Das kann doch nicht wahr sein! Und noch etwas: es hilft auch
nicht, wenn es für arbeitsintensive Fächer finanzielle Zulagen
gibt - ES GEHT UM DIE ZEIT!!!
Folgende
"Problemlösungsstrategien" fallen mir ein
- Ich
würde diesen BERUF WEGEN UNERTRÄGLICHER BELASTUNGEN AUFGEBEN.
Oder
- Ich
könnte nur etwa eine HALBE LEHRVERPFLICHTUNG nehmen und müsste
AUF VIEL GELD VERZICHTEN. Oder
- Ich müsste
meine Arbeit UM VIELES OBERFLÄCHLICHER machen. Aber glauben Sie, aus
diesem Holz bin ich nicht (und sind viele) nicht geschnitzt!
IST
ES DAS, WAS SIE WOLLEN?!?!?!?
Ich
kann es wirklich nicht fassen! Und wenn ich dran denke, dass meine Tochter mit
viel Vorfreude auf den Beruf gerade ein Lehramtsstudium absolviert, dann kommen
mir die Tränen - derzeit wirklich. Sie wird es sehr schwer haben oder den
Hut draufhauen.
Ich
kann es einfach nicht verstehen, dass man fordert, dass wir Lehrer mehr
arbeiten müssen. Ist es immer noch die nicht auszurottende Volksmeinung,
dass wir einen Halbtagsjob haben, die zu dieser Arbeitszeiterhöhung
führt? Und wie schon gesagt: da der Tag weiterhin 24 Stunden hat, kann man
unter diesen veränderten Bedingungen nur ausweichen. Mehr Zeit
in mehr Klassen --> weniger Zeit für die so wichtige Arbeit
außerhalb der Klasse. Wie soll man da die Qualität
erhalten, wenn man nicht wie oben aufgelistet entweder auf Teilzeit oder auf
Oberflächlichkeit ausweicht?
Und
wie schon oben gesagt - aus Zeitmangel gehe ich jetzt nicht mehr auf weitere
Punkte ein, bei denen mir auch ganz übel wird.
Mit
fassungslosen Grüßen
Sabine
Payer