Ich bin mir dessen bewusst, dass meine Kommentare nicht zur Gänze, wenn überhaupt, gelesen werden, zumindest nicht von denen an die diese adressiert sind. Demnach zuerst die Kurzversion:

Gedanken/Kommentare:

Tja…wieso Kinder kriegen und an Familienplanung denken, wenn es in ein paar Jahren sowieso keine LehrerInnen mehr geben wird, die meinem Kind das bieten können, wie ich es mir vorstelle und gewohnt bin. Bzw. wenn es keine LehrerInnen mehr gibt in baldiger Zukunft, dann brauchen wir ja auch keine Kinder mehr, also wieso überhaupt daran denken als junge Lehrerin. Obwohl, wieso nicht. Es klingt so richtig verlockend, dass mein Kind eventuell mal von schlecht ausgebildeten LehrerInnen unterrichtet wird, bzw. von LehrerInnen, die leider nicht im richtigen Jahr geboren wurden und gemäß dem neuen Lehrerdienstrecht leider keine Zeit mehr finden mein Kind adäquat zu unterrichten.

 

Klassenvorstand, ja klar …her damit. Wer arbeitet nicht gerne im Schnitt 2,3 Stunden mehr in der Woche? Wer liebt es nicht sich um die privaten Probleme seiner SchülerInnen auch nach Unterrichtsschluss zu kümmern. Bekanntlich können wir das ja…sind ja für alles verantwortlich, Babysitten, Erziehung, Geradeausgehen…sicher, machen wir alles nebenbei in den 2,5 übrigen Minuten der 5 Minutenpausen. Und das Kustodiat machen wir wöchentlich auch noch, so zwischen 6.30 und 7.30 jeden Dienstag und Mittwoch vor Unterrichtsbeginn (wann sonst, wir müssen ja am Nachmittag verbessern…oder nein, ich lüge… so wie die Zeitung und unsere Regierung uns präsentiert: „Lehrer haben vormittags Recht und nachmittags frei“…aja, zurück zum Thema, Kustodiat und Klassenvorstand, ein paar Stunden die Woche, klar, mache ich das. Der Zuschuss der Kustodiats/Klassenvorstandswerteinheiten stimmt zwar nie mit dem Zeitaufwand überein, aber man engagiert sich doch gerne. Was? Ich bekomme ab sofort hierfür nichts mehr? Dann lassen wir diese Extraarbeiten doch wem anderen über. Das war einmal das Engagement der Kustoden. Ade, lebe wohl!

 

Bücher sind unser Tor zum Wissen. Unterstufenkinder lieben es zum Buch zu greifen, sei es in den großen Pausen,  in der Nachmittagsbetreuung oder zu Hause. Das Ausleihen von altersadäquaten Büchern kann so leicht und so gratis sein. Huch, der immense Aufwand der Bibliothekare wird auch nicht mehr bemerkt? Tja, dann müssen die Kinder einfach mehr Zeit im Internet verbringen, da steht eh auch alles. Es liest sich gut zwischen youtube und Computerspielen. Klassenlektüren haben demnach anscheinend auch keinen Wert mehr. Das hilft uns bei der PISA-Studie im europäischen Vergleich sicher immens. Und damit die österreichische Jugend einmal zur Elite gehören kann, reicht das bestimmt. Die Grundkompetenzen Lesen, Schreiben, Rechnen werden überbewertet.

 

Projektwochen, Sprachreisen, Skikurse, Sportwochen, …das bisschen organisieren, das bisschen Verantwortung, klar….auch das mache ich gerne für ein paar Euro. Denn ich opfere gerne von Dezember bis September wöchentlich 4-5 Stunden, damit ich das billigste und beste Angebot für Flug, Unterkunft, Verpflegung, Eintritte und Versicherung finde. Es ist ja ein Klacks heutzutage einen Veranstalter zu finden, der den LehrerInnen für die Projektwochen Freiplätze anbietet. Und natürlich sind  die Freuden vor Ort nicht zu vergessen. Ich bin für meine SchülerInnen verantwortlich, immer für sie da. Sei es Erbrochenes um 3.00 in der Nacht aufzuwischen, stundenlang/tagelang/nachts im Krankenhaus zu sitzen aufgrund von allergischen Reaktionen, Kreislaufschwäche, Blinddarm oder Platzwunden. Das ist es wert, die Kinder sind es wert, wenigstens deckt der Zuschuss für den Reiseleiter die Kosten am Masurparkplatz am Flughafen Wien Schwechat ab (Und nein: um 4.00 fährt keine Schnellbahn!). Oh, nein, doch nicht? Es gibt keine Zuschüsse mehr hierfür? Tja, tolle Idee. Das ist der Tod aller Projektwochen und Reisen. Macht ja nichts. Wer braucht schon Projektwochen?

 

Streichung der Vergütung für die Betreuung von Studentinnen im Unterrichtspraktikum – eine tolle Idee. Lassen wie die JunglehrerInnen einfach im Ungewissen herumirren. Learning by doing! Trial and Error! Einen erfahrenen Lehrer an der Seite zu haben wird anscheinend nicht mehr als wichtig erachtet. Obwohl, eh egal. Denn es wird bald auch keine UnterrichtspraktikantInnen mehr geben unter diesen Bedingungen. Weg damit, einsparen, tolle Idee.

Einige Stunden mehr unterrichten, für weniger Geld – klingt super verlockend. Würde ich versuchen meinen Enthusiasmus beizubehalten, wären dies ca. 40% mehr Unterrichtsstunden … mal vom Finanziellen abgesehen, das leider nicht proportional mit dem größeren Arbeitsaufwand mitwächst, könnte ich das gar nicht in meinem Ermessen erbringen, denn das wären sodann ca. 90 Wochenstunden. Da wird es schon ein wenig eng im Terminkalender. Aber auch Essen, Schlafen und Duschen werden anscheinend überbewertet. Irgendwo muss ich dann wohl oder übel Abstriche machen und diese werden sicherlich nicht der Steigerung des Leistungspotenzials unserer SchülerInnen beitragen. Aber das ist unserer Regierung egal. Es ist alles egal. Hauptsache es geschieht etwas vor der Wahl, etwas Schnelles, etwas Unüberlegtes, etwas was den Politikern nicht weh tut – aber unserer Zukunft, unserem Bildungswesen, unserer Jugend, dem ganzen System .

 

Es gibt noch so viel mehr zu sagen, aber da die Regierung eh nicht zurechnungsfähig ist – wieso verschwende ich meine Zeit nach einem 13 Stunden-Arbeitstag für diese Zeilen. Zeilen, die nie wer lesen wird, Zeilen die die Regierung nicht verstehen wird.

 

Dennoch, danke, jetzt weiß ich wenigstens was ich nicht anzukreuzen habe am kommenden Sonntag und an all den folgenden Sonntagen an denen ich ein Kreuz machen darf.

 

Mfg

Mag. Astrid Pöppl