Mag. Waltraud Siebenhofer

Slavi-Soucek-Str. 13/1

5026 Salzburg

 

Betrifft: Neues LehrerInnendienstrecht

 

 

Salzburg, 25.09.2013

 

 

 

Ich bin 55  Jahre alt und unterrichte die Fächer Biologie und Physik an einer AHS (Gymnasium und ORG St. Ursula).

Ich schreibe nicht als unmittelbar Betroffene, sondern in Sorge um unsere jungen Kollegen und Kolleginnen, aber auch um unsere Schüler und Schülerinnen.

 

Völlig absurd ist für mich die vorgesehene  Aufhebung der unterschiedlichen Lehrverpflichtungsgruppen. In allen Fächern muss man sich gut vorbereiten und Arbeiten korrigieren, die Korrekturfächer haben allerdings zusätzlich einen großen Nachbereitungsaufwand. 

Lehrerin sein, heißt jedoch nicht nur unterrichten. Wie viele von uns übernehme auch ich Aufgaben in unserer Schule, die nicht nur dem Schulimage-und das meine ich auch ganz allgemein- sondern auch direkt unseren Schülerinnen zugute kommen, wie z.B. mein Einsatz als Vertrauenslehrerin und die Leitung eines Ganzjahresprojektes (Sozialprojekt Compassion für die 7. Klassen). Obwohl ich das alles als sehr wichtig erachte und auch gern tue, komme ich immer wieder an meine Grenzen.

Der sogenannte „All-in-Vertrag“ („Endlich werden alle Lehrerinnen gleich behandelt“, so das Ministerium) führt zu extremer Überlastung der LehrerInnen, was zwangsläufig auch einen Qualitätsverlust zur Folge haben muss.

 

Ich kann mir nicht vorstellen, wie die jungen Sprachen- und Mathematikkolleginnen zusätzlich eine Erhöhung der Lehrverpflichtung von bisher 18 Stunden auf 24 Stunden „verkraften“ sollen, wie sie diese Arbeit bewältigen sollen. (Da hilft die vorgesehene finanzielle Zulage für Oberstufenklassen nicht viel)

 

Unter diesen Bedingungen wäre eine Betreuung der Schülerin wie bisher nicht mehr möglich! Die vorhersehbare, strukturelle Überbelastung wäre mittel- und langfristig vermutlich nicht verkraftbar und würde zu Demotivation und Burnout führen. Soll das eine Verbesserung des Schulsystems sein? Kann ich mit dem Hintergrund dieses neuen Dienstrechtes meinen Schülerinnen noch guten Gewissens den LehrerInnenberuf als äußerst schönen Beruf, wie ich es bis jetzt tat, empfehlen?

 

Zwei weitere, sehr problematische Punkte des neuen Dienstrechts möchte ich hier noch zu bedenken geben.

Die Ungleichheit durch die verschiedenen Dienstverträge innerhalb eines Lehrerkollegiums würde den Lehrkörper zwangsläufig spalten. Zusammenarbeit und  Teamarbeit sind aber die Voraussetzung für ein gutes Lern- und Schulklima. Dieses ist durch die permanente Raumnot (Mangel an Schreibtischen, Regalen, PCs) ohnehin belastet.

Regelrecht entsetzt bin ich auch über die geplante Induktionsphase (statt dem bisherigen Unterrichtspraktikum), die eine totale Überforderung der Neueinsteiger (volle Lehrverpflichtung mit Hospitation und ev. zusätzlichem Masterstudium) darstellen würde.

 

Vieles wird vom Unterrichtsministerium, in den Medien sehr einseitig, verkürzt, falsch „verkauft“ bzw. dargestellt, so z.B. die Behauptung, dass die Lebensverdienstsumme bei höheren Einstiegsgehältern  gleich bliebe. Diese Berechnung bezieht die Erhöhung der Lehrverpflichtung nicht ein.

  

Das neue, angeblich moderne Dienstrecht ist vorwiegend ein Sparprogramm auf Kosten der zukünftigen LehrerInnen. Ich wünsche mir von Politikern eine differenzierte, sachliche Auseinandersetzung, die auf die Probleme und Realitäten des konkreten Schulalltagsalltags eingeht,  dass dabei unser eigentliches Anliegen, nämlich eine gute Schule für unsere SchülerInnen zu schaffen, nicht vergessen wird. All diese Aspekte müssen bei der Umsetzung eines neuen Dienstrechts miteinbezogen werden.

 

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Waltraud Siebenhofer