1168/A(E) XXV. GP

Eingebracht am 20.05.2015
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind möglich.

EntschlieSSungsantrag

 

der Abgeordneten Dr. Matthias Strolz, Mag.a Beate Meinl-Reisinger und Kollegen

betreffend Förderung der Kooperationsfähigkeit im System Schule

 

Kooperationsfähigkeit der Lehrpersonen – und in weiterer Folge des gesamten Systems Schule – stellt für gelingende Schulautonomie eine zentrale Schlüsselfunktion dar. Die Forderungen nach Kooperationen finden sich quer durch alle Bereiche und Entitäten, die mit Schule Berührungspunkte haben und stehen bezüglich ihrer Evidenz weitestgehend außer Frage.

 

Sie finden sich beispielweise als Zielsetzung der NMS: „Eine neue Kultur des Lehrens und Lernens. Durch autonomiefördernde Lernformen, Kooperation und gemeinsamen Unterricht der Lehrpersonen sowie individuelle Förderung soll eine Lernkultur entstehen, die den wissenschaftlichen Ansprüchen an eine moderne Schule entspricht.“[1]

Auch im Forschungsbericht „Evaluation der Neuen Mittelschule (NMS). Befunde aus den Anfangskohorten“ finden sich diesbezügliche Verweise, wie z.B.: „Neben der Bedeutung des Förderungsaspekts und in Abgrenzung zu einem engen Leistungsbegriff wird in den relevanten Quellen immer wieder darauf verwiesen, dass der Kooperation im schulischen Lernen breiter Raum gegeben werden soll.“[2]

Ähnliche Forderungen finden sich auch im Rechnungshofbericht zur NMS: „Die Bildung von Lehrerteams in großen Schulen und von kontinuierlichen Verantwortungsstrukturen von Lehrpersonen für die langfristige Entwicklung der Schülerinnen und Schüler wäre zu fördern und zu unterstützen. Zur Lösung der sozialen Verhaltensprobleme sind die Kooperationen mit anderen Systemen, wie der Kinder- und Jugendwohlfahrt auszubauen, da deren Ursachen auch im außerschulischen Bereich liegen können.“[3]

Diese Kooperationsfähigkeit ist in Österreich nicht hoch genug ausgeprägt. In einem ersten Schritt braucht es dazu jedenfalls eine Mentalitätsreform inklusive der Etablierung einer neuen Kultur und neuen Haltung im Sinne einer „Begegnung auf Augenhöhe“. Länder wie Schweden, Finnland und die Niederlande sind uns hier ein deutliches Stück voraus. Derzeit sind sowohl betroffene Institutionen als auch die handelnden (Lehr-)Personen diesbezüglich oftmals nur unzureichend vorbereitet bzw. willens, Kooperationen auch mit Leben zu erfüllen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit liegt darin ein Hauptgrund dafür, dass die Methode des Teamteaching an den NMS hinter den erhofften Erwartungen zurückgeblieben ist.

Dieses Defizit zeigt sich leider auch im „Bericht des Qualitätssicherungsrates für Pädagoginnen - und Pädagogenbildung an den Nationalrat“ besonders deutlich. Dort heißt es zum Beispiel: “Kooperationen zur Schaffung von gemeinsamen Arbeitseinheiten sind ohne weitere Gesetzesänderungen möglich; sie erfordern entsprechende Entscheidungen der beteiligten Institutionen und der Ministerien, insbesondere des BMBF. Ein Hindernis besteht jedoch häufig im partikularistischen Denken nach dem Motto "Was hat mein Bereich davon?", welches sowohl auf der Ebene der Institutionen als auch auf jener der Ministerien zu beobachten ist.“[4]

Abschließend folgt die ernüchternde Feststellung: „Solche Strukturen sind selbst innerhalb der einzelnen Institutionen nicht in ausreichendem Maß vorhanden (siehe die Ausführungen über die Situationen an den Universitäten und Pädagogischen Hochschulen). Voraussetzung für die Schaffung der notwendigen Strukturen ist ein Kooperationswille, der das gemeinsame Interesse an einem qualitätsvollen Studium über die partikularen Interessen der Profilierung der einzelnen Institutionen stellt. Ob dies im Rahmen der bestehenden institutionellen Verfasstheiten und der damit zusammenhängenden Organisations- und Managementkulturen erreichbar ist, bleibt fraglich.“[5]

Offensichtlich krankt es speziell in den Bereichen am meisten, in welchen die diesbezügliche Ausbildung der Lehrpersonen stattfinden sollte. In der Frage nach der Kooperationsfähigkeit und dem Kooperationswillen des Systems Schule und der darin handelten Personen, besteht also dringender Erneuerungsbedarf. Wir fordern daher, eine umgehende und tiefgreifende Aus- und Fortbildung hinsichtlich dieser essentiellen Materie.

 

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG



Der Nationalrat wolle beschließen:

"Die Bundesregierung und insbesondere die Bundesministerin für Bildung und Frauen wird aufgefordert, dafür Sorge zu tragen, dass die Fähigkeit zur Kooperation als wesentlicher und zentraler Bestandteil der Pädagog_innenausbildung erkannt wird und umgehend entsprechende Berücksichtigung findet. Zudem gilt es, in diesem Bereich ehest möglich tiefgreifende und umfassende Fortbildungen für bereits aktive Lehrpersonen einzuführen.“

 

 

In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Unterrichtsausschuss vorgeschlagen.



[1] https://www.bmbf.gv.at/schulen/bw/nms/eval_forschungsbericht.pdf?4sr7p3

[2] https://www.bmbf.gv.at/schulen/bw/nms/eval_forschungsbericht.pdf?4sr7p3

[3]http://www.rechnungshof.gv.at/fileadmin/downloads/_jahre/2013/berichte/teilberichte/bund/Bund_2013_12/Bund_2013_12_1.pdf

[4] http://www.qsr.or.at/?content/aktuelles/index

[5] http://www.qsr.or.at/?content/aktuelles/index