1563/A(E) XXV. GP

Eingebracht am 24.02.2016
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ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

der Abgeordneten Aygül Berivan Aslan, Wolfgang Zinggl, Freundinnen und Freunde

 

betreffend Frauenförderung in der Filmbranche

 

 

 

 

BEGRÜNDUNG

 

Film ist ein gesellschaftspolitisch höchst relevantes Medium. Die Österreichische Filmbranche ist stark männlich dominiert. Obwohl seit gut einem Jahrzehnt in etwa gleich viele Frauen wie Männer Film studieren, kommen verhältnismäßig weniger Frauen im Beruf an. In der Sozialwissenschaft wird dieses Phänomen als „Leaky Pipeline Syndrome“ bezeichnet.

 

Die Benachteiligung von Frauen zeigt sich in folgenden Faktoren:

-        Zur Zeit gibt es nur eine Professorin an der Wiener Filmakademie, wobei sämtliche künstlerische Professuren seit langem schon von Männern besetzt sind.

-        Nur ein kleiner, einstelliger Prozentsatz der heimischen Produktionsunternehmen wird von Frauen geleitet.

-        Wichtige Entscheidungsgremien haben keine festgeschriebene, paritätische Besetzung.

-        in der Filmwirtschaft arbeiten viele Frauen, aber nur wenigen gelingt es, sich als Produzentinnen oder Regisseurinnen zu etablieren.

 

Laut Berechnungen der Interessensvertretung FC Gloria wird nur rund ein Viertel der gesamten Filmförderung in Österreich (jährlich rund 55 Millionen Euro) an weibliche Filmschaffende vergeben. Vom Ministerium wird die Verteilung der österreichischen Filmfördermittel auf die Geschlechter nicht detailliert genug erhoben, was eine Ursachenerforschung dieser verfestigten Schieflage im Hinblick auf die Kulturförderung erschwert.

 

In anderen europäischen Ländern hat man auf eine ungleiche Verteilung von öffentlichen Fördermitteln reagiert. Die Schwedische Filmförderung operiert seit mehreren Jahren mit einem Quotensystem, das eine gerechtere Verteilung der Fördermittel auf beide Geschlechter vorsieht. Jede Filmförderung wird mit Berücksichtigung der Arbeitsbereiche Drehbuch, Regie und Produktion so vergeben, dass letztlich über das Budgetjahr gerechnet in keinem der drei Bereiche ein Geschlecht mehr als 60 Prozent der Fördermittel erhält.

 

Filme österreichischer Regisseurinnen erzielen bei internationalen Festivals großes Ansehen und das, obwohl sie meist mit wesentlich geringeren Budgetmitteln hergestellt wurden als die Projekte ihrer männlichen Kollegen. Die Kulturförderung sollte Rahmenbedingungen schaffen, die weibliche Filmschaffende in die Lage versetzt, ihr Potential optimal zu nützen.

 

 

 

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgenden

 

 

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

 

Der Nationalrat wolle beschließen:

 

Der Bundesminister für Kunst und Kultur, Verfassung und Medien wird ersucht,

 

1.    im Bundeskanzleramt bzw. Österreichischen Filminstitut eine aussagekräftige Evaluierung sämtlicher Fördermittel für österreichische Filmproduktionen zu installieren, die die Verteilung der Fördermittel an Frauen und Männer in den Positionen Drehbuch, Regie und Produktion kontinuierlich erhebt,

2.    die aus dieser Analyse gewonnenen Daten jährlich im Kunstbericht detailliert auszuweisen und

3.    diese Analyse als Grundlage für allfällige Maßnahmen struktureller Natur zum Ausgleich etwaiger genderbedingter Ungleichheiten (zum Beispiel nach schwedischem Vorbild) heranzuziehen.

 

 

In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Kulturausschuss  vorgeschlagen.