1901/A(E) XXV. GP

Eingebracht am 22.11.2016
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Parlamentarische Materialien

Parlamentarische Materialien

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

der Abgeordneten Georg Willi, Matthias Köchl, Freundinnen und Freunde

 

betreffend Einführung des Lehrberufes FahrradtechnikerIn

 

Begründung

 

 

Es besteht in Österreich seit den 1970er-Jahren kein Lehrberuf im Bereich Fahrradmechanik/Fahrradtechnik mehr, obwohl der Bedarf unzweifelhaft längst wieder gegeben wäre und im Zuge des bereits seit Jahren anhaltenden Radbooms incl. Elektrofahrräder weiter steigt.

 

Derzeit gilt es daher, mit anderen Lösungen vorlieb zu nehmen. So bietet das WIFI – ausgehend von einer Initiative unter anderem des BMLFUW - eine Ausbildung zur/m Fahrrad-TechnikerIn in 3, teilweise 4 Modulen (15-16 Tage, insges. 120-128 Stunden) an. Dieses Ausbildungsangebot ist in der Tendenz ein Beitrag, der zunehmenden Bedeutung des Rades als Fortbewegungsmittel im Alltag und in der Freizeit Rechnung zu tragen. Wer drei einwöchige Module absolviert hat, kann Fahrräder sach- und fachgemäß instand setzen, Kundinnen und Kunden auf den Gebieten Biomechanik, Radtraining und Ernährung beraten, das vierte (Kurz-)Modul bietet zusätzlich einen kurzen Einstieg in das Thema Kaufmännische Kommunikation.

Das Absolvieren dieses schnellen Kurses wird als Nachweis der fachlichen Befähigung für das Teilgewerbe Fahrradtechnik anerkannt.

 

Es geht – im erwähnten, zeitlich begrenzten Rahmen – fachlich insbesondere um folgende Inhalte:

 

Modul 1

Theoretischer Teil

ñ  Geschichte des Fahrrades

ñ  Radgruppen nach Bauart und Verwendungszweck

ñ  Rahmenbauarten, Material, Erzeugung

ñ  Fahrradgewinde und deren Anwendung beim Fahrrad

ñ  Tretlager: Bauarten, Reparaturmethoden

ñ  Fahrradschaltungen: Naben- und Kettenschaltungen

Praktischer Teil

ñ  Anfertigen eines Werkstückes incl. Feilen, Sägen, Bohren, Gewindeschneiden

ñ  Tretlager verschiedener Bauarten instand setzen

ñ  Kette erneuern, Schaltung einstellen

ñ  Lenkungslager montieren und demontieren, Steuerrohr fräsen

 

Modul 2

Theoretischer Teil

ñ  Rahmengeometrie und Fahrmechanik

ñ  Tretlager Octalink und Hollowtech II

ñ  Federgabeln und Dämpfungssysteme

ñ  Nabenschaltungen zerlegen und zusammenbauen, einstellen

ñ  Besonderheiten und Aufbau der Schlauchlosreifen und -felgen

ñ  Shimano Komponenten - Systeme, Aufbau, Einbau, Reparaturmethoden

Praktischer Teil

ñ  Anwendung von Spezialwerkzeugen und Vorrichtungen

ñ  Herstellung eines Werkstückes incl. Bohren, Feilen, Gewindeschneiden

ñ  Tretlager zerlegen und zusammenbauen

ñ  Gewinde im Tretlagergehäuse nachschneiden

 

Modul 3

Theoretischer Teil

ñ  Geometrie des Fahrrades und die Abstimmung auf den Fahrer

ñ  Erarbeiten und umsetzen der optimalen Sitzposition

ñ  Abstimmung von Lenker, Vorbauten, Griffen, Sattel und -stützen, Pedalen unter

Berücksichtigung der Biomechanik

ñ  Bekleidung, Schuhe, Helme, Tachoanlagen, GPS, Schlösser

ñ  E-Bikes: Motoren, Steuerungen, Akkus, Modelle, Wartung

Praktischer Teil

ñ  Laufräder neu einspeichen und zentrieren

ñ  Fahrradrahmen vermessen und richten nach Unfall

ñ  Federgabel zerlegen und warten

ñ  Federungssysteme optimal einstellen

ñ  Sitzposition optimal einstellen

 

Um das jeweils nächste Modul besuchen zu können, muss das vorherige positiv abgeschlossen sein. Eine Voraussetzung für die Teilnahme ist Praxis in der Fahrradtechnik.

Die Ausbildung richtet sich somit an Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die bereits facheinschlägige Praxis erworben haben.

 

Mit dem Boom bei Elektrofahrrädern und Pedelecs wird der Anspruch der KundInnen an die gute Wartung von Fahrrädern sowie die gute Beratung beim Kauf des „richtigen“ Fahrrades immer bedeutsamer und auch die nötige Bandbreite und Tiefe der Kenntnisse deutlich größer. Im Rahmen des zeitlich und zugangsmäßig eng gefassten derzeitigen Ausbildungsangebots ist dafür insbesondere im praktischen Teil nicht viel Raum.

 

 

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgenden


ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

 

Der Nationalrat wolle beschließen:

 

Die Bundesregierung wird aufgefordert, einen neuen Lehrberuf „FahrradmechanikerIn“ einzurichten, damit dem Boom am Fahrradsektor ein entsprechendes Berufsbild zur Seite gestellt wird.

Das Radfahren und insbesondere die Elektromobilität auf zwei Rädern wird in den nächsten Jahren im urbanen ebenso wie im periurbanen und im ländlich geprägten Raum einen immer höheren Anteil an der Mobilität abdecken, was auch entsprechende Chancen für zusätzliche und/oder höher qualifizierte Arbeitsplätze bringt. Dieser Entwicklung soll durch einen entsprechenden Lehrberuf Rechnung getragen werden.

 

 

 

In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Verkehrsausschuss vorgeschlagen.