139/AB XXV. GP

Eingelangt am 22.01.2014
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BM für Inneres

Anfragebeantwortung

Frau

Präsidentin des Nationalrates

Mag.a Barbara Prammer

Parlament

1017 Wien

 

 

GZ: BMI-LR2220/1002-IV/7/2013

Wien, am         . Jänner 2014

 

Die Abgeordneten zum Nationalrat Harald Walser, Albert Steinhauser, Freundinnen und Freunde haben am 26. November 2013 unter der Zahl 160/J an mich eine schriftliche parlamentarische Anfrage betreffend „derzeitige Situation in der internationalen Gedenkstätte Mauthausen“ gerichtet.

 

Diese Anfrage beantworte ich nach den mir vorliegenden Informationen wie folgt:

 

Zu Frage 1

Am 19. Dezember 2013 ist die Gedenkstätte wegen einer Mitarbeiterklausur geschlossen. Dies erfolgt einmal pro Jahr.

 

Zu Frage 2

Es gibt keine willkürlichen Schließtage.

 

Zu Frage 3

Aufgrund krankheitsbedingter Abwesenheit mehrerer Mitarbeiter mussten Buchshop, Museum und Besucherzentrum geschlossen werden. Das Areal der Gedenkstätte war frei zugänglich.


Zu Frage 4

Nein; Im Übrigen wird auf die Beantwortung der Frage 3 verwiesen.

 

Zu Frage 5

Die Leitung der Gedenkstätte vor Ort sowie die Leitung der zuständigen Fachabteilung im BM.I.

 

Zu Frage 6

Die Verständigung erfolgt ehestmöglich. Über die Zugangsbeschränkungen während der Sanierungsarbeiten im Pietätsbereich (Gaskammer, Krematorien) wurden die Besucherinnen und Besucher mit Anfang des Jahres 2013 auf der Homepage www.mauthausen-memorial.at informiert. Zusätzlich dazu wurde über den Verteiler von Oberösterreich Tourismus sowie Linz Tourismus eine entsprechende Information übermittelt. Ein speziell dafür eingerichteter Infocontainer am Areal des ehemaligen Schutzhaftlagers informierte alle Besucherinnen und Besucher über die laufenden Arbeiten.

 

Zu Frage 7

Die Sperre war durch einen Aushang angezeigt. Zur Information waren zwei Beschäftigte im Bereich des Aushangs beim Besucherzentrum eingesetzt. Weiteres wurden alle Besucher-innen und Besucher im Rahmen der Ticketausgabe am Infoportal im historischen Bereich informiert.

 

Zu Frage 8

Die Breite des dortigen Weges beträgt 3,5 Meter und entspricht den Vorgaben für Fluchtwege.

 

Zu Frage 9

Der Zugang zum Besucherzentrum ist barrierefrei

 

Zu Frage 10

Die Nationalität der KZ-Häftlinge wurde in den Dokumenten der Lagerbürokratie von der SS nach rassistischen Kriterien und entsprechend den damaligen Staatsgrenzen vermerkt. Die nach derzeitigem Forschungsstand insgesamt 41 auf diese Art vermerkten Nationalitäten entsprechen heute zumindest 63 Staaten, die in folgender Tabelle wiedergebeben sind:

 

Nationalität (SS-Kategorie)

Staaten (2013)

Albanien

Albanien

Arabien

Ägypten

Algerien

Marokko

Tunesien

Argentinien

Argentinien

Belgien

Belgien

Bolivien

Bolivien

Bulgarien

Bulgarien

China

China

Dänemark

Dänemark

Deutsches Reich

Deutschland

Österreich

Estland

Estland

Finnland

Finnland

Frankreich

Frankreich

Griechenland

Griechenland

Großbritannien

Großbritannien

 

Indien

Honduras

Honduras

Italien

Italien

Jugoslawien

Bosnien und Herzegowina

Kosovo

 

Kroatien

Mazedonien

Montenegro

 

Serbien

 

Slowenien

Kanada

Kanada

Kroatien

Kroatien

Lettland

Lettland

Litauen

Litauen

Luxemburg

Luxemburg

Niederlande

Niederlande

Indonesien

Norwegen

Norwegen

Palästina

Israel und palästinensische Autonomiegebiete

Polen

Polen

Portugal

Portugal

Protektorat Böhmen und

Mähren

Tschechische Republik

Rumänien

Rumänien

Schweiz

Schweiz

Serbien

Serbien

Slowakei

Slowakei

Slowenien

Slowenien

Sowjetunion/Russland

Armenien

Aserbaidschan

Belarus

 

Estland

Georgien

Kasachstan

Kirgistan

 

Lettland

 

Litauen

Moldau

Russland

Tadschikistan

Turkmenistan

 

Ukraine

Usbekistan

Spanien

Spanien

 

Kuba

Südafrika

Südafrika

Türkei

Türkei

Ukraine

Ukraine

Ungarn

Ungarn

Uruguay

Uruguay

USA

USA

 

Zu Frage 11

35% deutschsprachige Besucherinnen und Besucher

25% englischsprachige Besucherinnen und Besucher

20% italienischsprachige Besucherinnen und Besucher

5% spanischsprachige Besucherinnen und Besucher


5% niederländischsprachige Besucherinnen und Besucher

10 % anderssprachige Besucher aus den unterschiedlichsten Ländern

 

Zu Frage 12

Englischsprachige Literatur wird im Buchshop der KZ- Gedenkstätte Mauthausen immer angeboten.

 

Zu Frage 13

Deutsch und Englisch.

 

Zu Frage 14 bis 15:

Die derzeitige Version der Audioguides wurde im Jahr 2003 zeitgleich mit der Eröffnung des neuen Besucherzentrums der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Mit der Installierung einer pädagogischen Abteilung in der Gedenkstätte wurden ab dem Jahr 2007 neue Maßstäbe in der Vermittlung gesetzt. Den Außenbereichen der Gedenkstätte und den Fragen der Beziehung des ehemaligen Lagers zum regionalen Umfeld wurde damit erhöhte Bedeutung zugemessen. Zudem wurde im Rahmenkonzept zur Neugestaltung der KZ-Gedenkstätte Mauthausen (2009) die Umgestaltung des gesamten Geländes, insbesondere der Außen-bereiche beschlossen, deren primäre Funktion die visuelle Lesbarmachung und historische Kommentierung des ehemaligen Lagergeländes für BesucherInnen ist. Die Gestaltung der Außenbereiche wird in Einklang mit den neuen Prinzipien der pädagogischen Vermittlung zu konzipieren und umzusetzen sein. Die Entwicklung eines neuen Audioguides (bzw. die Erweiterung des bestehenden) ist wiederum in engem Zusammenhang mit den neuen pädagogischen Prinzipien sowie der neu zu konzipierenden Außengestaltung zu sehen. Alle drei Teilprojekte sollen im Rahmen eines Gesamtkonzeptes gedacht und in den kommenden Jahren umgesetzt werden.

 

Zu Frage 16

Überlebende werden in der Form empfangen, wie sie es selbst und individuell wünschen.

 

Zu Frage 17

Überlebende und Angehörige ehemaliger KZ-Insassen können bereits im Vorfeld mit der Gedenkstätte in Kontakt treten.

 

Zu Frage 18

Nein


Zu den Fragen 19 und 25

Es wurden bereits Mitarbeiter für den Besucherdienst aufgenommen, weitere Mitarbeiter  sollen Anfang 2014 aufgenommen werden.

 

Zu Frage 20

14 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

 

Zu den Frage 21 und 24:

12 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

 

Zu Frage 22:

französisch, italienisch, spanisch, tschechisch, bulgarisch, russisch;

 

Zu Frage 23:

5 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

 

Zu Frage 26:

Der pädagogische Fachbereich an der KZ-Gedenkstätte Mauthausen ist seit 2007 mit zahlreichen Institutionen, Organisationen und Interessensgruppen vernetzt, um sich über gedenkstättenpädagogische Fragen auszutauschen und in Projekten zusammenzuarbeiten. Dabei bildet die Zusammenarbeit mit dem Verein „erinnern.at“ die Basis. Die Pädagogik an der KZ-Gedenkstätte Mauthausen wurde in enger Zusammenarbeit mit „erinnern.at“ auf-gebaut. Das pädagogische Konzept der Gedenkstätte Mauthausen wurde im September 2009 in einem Austauschforum diskutiert und veröffentlicht. Im Lehrgang „Pädagogik an Gedächtnisorten“, der an der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich seit 2004 in Kooperation mit erinnern.at veranstaltet wird, ist die Auseinandersetzung mit den pädagogischen Angeboten der KZ-Gedenkstätte Mauthausen fest verankerter Bestandteil. Mitglieder des pädagogischen Teams und Vermittlerinnen und Vermittler stellen seit 2009 immer wieder auf internationalen Konferenzen das pädagogische Konzept der Gedenkstätte vor. Das bundesweite Seminar von erinnern.at unter dem Titel „Mauthausen besuchen – Gedenkstättenpädagogik im Gespräch“ fand im November 2011 an der Gedenkstätte Mauthausen statt und hatte das pädagogische Konzept und die Angebote der Gedenkstätte zum Thema. 2011 initiierte die Pädagogik an der Gedenkstätte eine Zusammenarbeit mit der Grunderechtsagentur der Europäischen Union (FRA) in Wien, die im März 2012 zu einem gemeinsam organisierten und finanzierten dreitägigen Workshop zum pädagogischen Konzept und zu seiner Umsetzung führte. Vertreterinnen und Vertreter von erinnern.at, AMCHA, Facing History and Ourselves, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gedenkstätten Lochamei Haghetaot (Israel), Auschwitz (Polen), Anne Frank House (Holland) sowie Vertreter der Universitäten London und Flensburg nahmen daran teil. Im Mai 2013 organisierte die Pädagogik an der Gedenkstätte das jährlich stattfindende Dialogforum unter dem Titel „Gedenkort – Museum – Lernort: ein Spannungsfeld an Gedenkstätten“, in dem mit einem internationalen Fachpublikum gedenkstättenpädagogische und museums-pädagogische Fragen diskutiert wurden. Seit Jänner 2013 führt die Pädagogik gemeinsam mit „erinnern.at“ das Projekt Developing Education at Memorial Sites durch, dass die Fortsetzung jener Arbeit erlaubt, die mit dem FRA-Workshop seinen Beginn nahm. Ziel des Projektes ist sowohl die Verhandlung pädagogischer Arbeit an Gedenkstätten, als auch die Entwicklung theoretischer Konzepte und praktischer Methoden dafür. Eine Gruppe externer Expertinnen und Experten aus Deutschland, England und den Niederlanden bildet gemeinsam mit den internen Experten - den Vermittlerinnen und Vermittler und Mitgliedern des pädagogischen Teams - den Think Tank des Projekts, das bis Oktober 2014 läuft.

 

Zu Frage 27:

Die Ausbildungen fanden unabhängig voneinander statt.

Eine Zusammenarbeit zwischen der KZ-Gedenkstätte Mauthausen und dem Mauthausen Komitee Österreich gab es auf der Ebene der gegenseitigen Information und der finanziellen Unterstützung von Begleitungen an Orten ehemaliger Nebenlager.

 

Zu Frage 28:

„erinnern.at“ ist und bleibt wichtigster Kooperationspartner in der inhaltlichen Entwicklung der Vermittlungsformate an der Gedenkstätte.

 

Zu Frage 29:

Nach Auslaufen des Vertrages hat Herr Lapid die Leitung des EU-Projekts zur Weiter-entwicklung der pädagogischen Konzepte an Gedenkstätten übernommen.

 

Zu Frage 30:

Meinungen und Einschätzungen sind nicht Gegenstand des parlamentarischen Inter-pellationsrechtes.

 

Zu Frage 31:

Die Leitung wurde nachbesetzt. Von einer derzeitigen Ausschreibung wurde im Ein-vernehmen mit „erinnern.at“ abgesehen.

 

Zu den Fragen 32 und 36:

Eine derzeit laufende Organisationsevaluierung ist noch nicht abgeschlossen.


Zu Frage 33:

Der Prozess wurde bereits vor 5 Jahren mit Erstellung des Rahmenkonzepts zur Neugestaltung der KZ-Gedenkstätte begonnen.

 

Zu Frage 34:

Jene, die von einer solchen Maßnahme künftig betroffen wären.

 

Zu Frage 35:

So angemessen, dass in den letzten 10 Jahren ein Besucherzentrum in Mauthausen, ein Besucherzentrum in Gusen, 2 neue Dauerausstellungen sowie ein Gedenkraum errichtet, ein Vermittlerpool aufgestellt, eine jährlich stattfindende Filmretrospektive sowie zahlreiche Buchpräsentationen abgehalten wurden, und nebenbei die Finanzierung der vom MKÖ abgehaltenen Befreiungsfeiern sicher gestellt werden, und zahlreiche weitere das Thema berührende Projekte durchgeführt wurden.

 

Zu Frage 37:

Die KZ- Gedenkstätte Mauthausen wird auch im Budgetjahr eine angemessene Ausstattung erhalten.

 

Zu den Fragen 38 bis 40, 42 und 43:

Das Ehrenkomitee Leopold Figl hat mit Schreiben vom 7. Juli 2011 den Antrag eingebracht und die Zustimmung zur Errichtung der Gedenkskulptur erteilt bekommen. Die Budgetierung, die Wahl des Künstlers und der Gedenkskulptur erfolgte durch das Ehrenkomitee und wurde vom Bundesministerium für Inneres nicht beeinflusst.

 

Zu Frage 41:

Ein Beirat existiert in Form des „Internationalen Forums Mauthausen“ (IFM). Dieses Beratungsgremium ist aus Vertreterinnen und Vertretern von Überlebendenorganisationen, von nationalen und internationalen Gedenkstätten, aus dem wissenschaftlichen und diplomatischen Bereich sowie der Israelitischen Kultusgemeinde Wien zusammengesetzt.

Das IFM hat beratende Funktion  in grundsätzlichen Angelegenheiten der KZ-Gedenkstätte Mauthausen. Seine Beschlüsse werden der/dem jeweiligen Bundesministerin/Bundes-minister für Inneres als nicht verbindliche Empfehlungen übermittelt.

 

Zu Frage 44:

Es gibt keine diesbezüglichen Richtlinien für Denk- und Mahnmale.

 

Zu Frage 45:

So wie jedes Bundesministerium ist auch das BM.I monokratisch strukturiert.