224/AB XXV. GP

Eingelangt am 13.02.2014
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BM für Gesundheit

Anfragebeantwortung

 

 

 

 

Frau

Präsidentin des Nationalrates

Mag.a Barbara Prammer

Parlament

1017 Wien

 

 

Alois Stöger

Bundesminister

 

 

 

 

GZ: BMG-11001/0291-I/A/15/2013

 

Wien, am 11. Februar 2014

 

 

 

Sehr geehrte Frau Präsidentin!

 

Ich beantworte die an mich gerichtete schriftliche parlamentarische

Anfrage Nr. 271/J der Abgeordneten Petra Bayr und Genossinnen und Genossen nach den mir vorliegenden Informationen wie folgt:

 

Fragen 1 und 3:
Das Thema sexuelle und reproduktive Gesundheit wird durch gezielte Förderungen der Frauengesundheitszentren, welche Beratungen für Frauen und Mädchen zu Schwangerschaftsverhütung und ungewollten Schwangerschaften zur Verfügung stellen, jährlich abgedeckt. Im Österreichischen Frauengesundheitsbericht werden im Kapitel 3.4 die Verhütungsmethoden der Jugendlichen sowie die sexuelle und reproduktive Gesundheit umfassend thematisiert. Darüber hinaus stellen Angebote von sexualpädagogischen Aufklärungsprogrammen für Jugendliche wichtige Präventionsmaßnahmen dar, wobei Institutionen in diesem Bereich von meinem


Ressort unterstützt werden. Die First Love Ambulanzen sind österreichweite Anlaufstellen, bei denen Jugendliche kostenlos psychologische und medizinische Beratung sowie sexualpädagogische Unterstützung erhalten.

 

Darüber hinaus tragen die Aids-Hilfen Österreich wesentlich dazu bei, Aufklärung bei Verhütungsfragen durch Workshops für Jugendliche zu leisten.

Mit der Finanzierung der Aids-Hilfen Landesvereine (Vorarlberg, Tirol, Salzburg, Steiermark, Kärnten, Oberösterreich und Wien) baut das Bundesministerium für Gesundheit auf aktive Mitspieler, die seit vielen Jahren wichtige Arbeit leisten und mit einer Vielzahl von Leistungen professionelle Hilfe und Unterstützung anbieten.

 

In diesem Zusammenhang ist mir die intensive Sensibilisierungsarbeit wichtig, mit der die Aids-Hilfen das Thema HIV/AIDS und andere sexuell übertragbare Krankheiten der Öffentlichkeit näher bringen.

 

Aufgrund der hervorragenden Medikation, die unser Gesundheitssystem bietet, hat sich AIDS zu einer chronischen Krankheit entwickelt. Dennoch gibt es nach wie vor keinen Grund, HIV und AIDS zu verharmlosen. Das Bundesministerium für Gesundheit setzt in diesem Zusammenhang auf die Aids-Hilfen Landesvereine, die durch sehr differenzierte Maßnahmen unermüdlich auf die Wichtigkeit frühzeitiger medizini-scher Behandlung, aber auch persönlicher Prävention verweisen. Sie sind in den jeweiligen Bundesländern gut etabliert und werden als wichtige Partner der Gesundheitspolitik anerkannt.

 

Fragen 2, 6 und 7:

Die Aids-Hilfen verfügen über langjährige Erfahrung im Bereich der Jugendprävention, die einen wesentlichen Schwerpunkt ihrer Tätigkeit darstellt. Die zielgruppenorien-tierten Angebote sind angesichts des sinkenden Problembewusstseins der Menschen von großer Wichtigkeit. Die mehrstündigen Schul-Workshops finden in der Regel nach Geschlechtern getrennt statt, um eine gendersensible Herangehensweise zu erleichtern und manche Fragestellungen überhaupt erst zu ermöglichen. In einem Angebot mit dem Titel „Let’s talk about sex“ werden auch Gynäkolog/inn/en und Urolog/inn/en in diese Schulworkshops eingebunden. Hier steht das Thema sexuelle Gesundheit mit dem Schwerpunkt STDs im Vordergrund. Im Jahr 2012 wurden allein mittels der schulischen Workshops 30.520 Jugendliche erreicht (Zielgruppe sind hier vor allem Jugendliche, die am Beginn ihrer sexuellen Erfahrungen stehen). Es werden Hauptschulen, Mittelschulen, Neue Mittelschulen, Berufsschulen und andere Jugend-institutionen besucht.

 

Die Aids-Hilfen führen auch Multiplikator/inn/enschulungen durch, um so eine große Zahl an Mitarbeiter/inne/n aus anderen Institutionen mit dem Thema HIV/AIDS zu befassen und gute Voraussetzungen für die Betreuungsarbeit zu schaffen. Auch die Ausbildung und fachlich unterstützende Begleitung von Peers (Jugendliche, die an Schulen oder in außerschulische Freizeiteinrichtungen gehen und Jugendliche mit dem Themenkreis Sexualität, HIV/AIDS und andere STDs konfrontieren) finden


regelmäßig statt. Diverse Veranstaltungen, Vorträge und Workshops werden auch in Freizeiteinrichtungen im Jugendbereich durchgeführt, bei Sportveranstaltungen, in Discos, Szene-Lokalen etc. Als ein Projekt unter vielen wären z.B. die Jugendfilmtage zu nennen. Hier wurden in Kooperation mit diversen Kinos themenrelevante Filme gezeigt („Mississippi – Fluss der Hoffnung“ und „Same Same But Different“), danach wurde ein Kurzworkshop für Schüler/innen durchgeführt.

 

Eine Ausweitung der Sexualaufklärung wäre im Rahmen des vorgesehenen Jugendgesundheitspasses sinnvoll und muss daher im Zusammenhang mit dessen  Erarbeitung gefordert werden.

 

Frage 4:

Da die Aids-Hilfen Landesvereine in den jeweiligen Bundesländern möglichst um-fassend ihre jugendpräventiven Aktivitäten setzen, lässt sich keine Differenzierung vornehmen. Es werden daher lediglich einige Zahlen aus dem schulischen Kernleistungsbereich angeführt:

 

2008:  5.600 Workshopstunden
938 Stunden Multiplikator/inn/enschulungen
38.500 Workshopteilnehmer/innen (die Anzahl der Vortragsteilnehmer/innen ist hierbei nicht enthalten)

 

2009:  5.705 Workshopstunden
917 Stunden Multiplikator/inn/enschulungern
37.499 Workshopteilnehmer/innen

 

2010:  6.419 Workshopstunden
1.302 Stunden Multiplikator/inn/enschulungen
52.000 Workshopteilnehmer/innen

 

2011:  6.202 Workshopstunden
1911 Stunden Multiplikator/inn/enschulungen
38.108 Workshopteilnehmer/innen

 

2012:  5.922 Workshopstunden
2.688 Stunden Multiplikator/inn/enschulungen
30.520 Workshopteilnehmer/innen

 

Die Zahlen für das Jahr 2013 liegen noch nicht vollständig vor.

 

 

Frage 5:

Die sieben Aids-Hilfen Landesvereine haben in den letzten fünf Jahren folgende Budgetmittel erhalten:


2009: € 2.746.108,00

2010: € 2.654.343,00

2011: € 2.647.876,00

2012: € 2.760.739,00

2013: € 2.903.117,00

 

Einrichtungen, die im Bereich Prävention und Beratung im Zusammenhang mit STDs tätig sind, wurden in den letzten fünf Jahren von meinem Ressort mit Fördermitteln in folgender Höhe unterstützt (Beträge jeweils in €):

 

 

 

2009

2010

2011

2012

2013

MAIZ – autonomes Integrationszentrum für Migrantinnen

6.600,00

6.600,00

6.600,00

5.600,00

7.274,00

ARGE der österr. Frauengesund-heitszentren

103.500,00

103.500,00

135.000,00

104.000,00

109.240,00

FEMAIL – Fraueninformations-zentrum Vorarlberg

14.600,00

10.000,00

10.000,00

10.000,00

10.000,00

Lateinamerikan. Emigrierte Frauen in Österreich

30.000,00

30.000,00

30.000,00

25.000,00

33.060,00

Museum für Verhütung und Schwangerschafts-abbruch

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14.050,00

 

 

Frage 8:

Grundsätzlich ist festzuhalten, dass die kostenlose Abgabe von Kondomen für Jugend-liche bis 18 Jahre eine sinnvolle Idee und eine wirksame Strategie zur Optimierung der Prävention in der sexuellen Gesundheit bei Jugendlichen darstellt. Die Kosten-übernahme von Gratiskondomen in Österreich seitens meines Ressorts würde jedoch einen breiten gesellschaftlichen Konsens, auch im Sinne der Bereitstellung von entsprechenden finanziellen Ressourcen erfordern.

Weiters wäre es wichtig, dass im Rahmen eines konkreten Umsetzungsplanes jeden-falls auch eine ausreichende und adäquate Information zum Thema STDs vorzusehen ist.