649/AB XXV. GP
Eingelangt am 15.04.2014
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BM für Gesundheit
Anfragebeantwortung

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Frau Präsidentin des Nationalrates Mag.a Barbara Prammer Parlament 1017 Wien |
Alois Stöger Bundesminister
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GZ: BMG-11001/0044-I/A/15/2014
Wien, am 14. April 2014
Sehr geehrte Frau Präsidentin!
Ich beantworte die an mich gerichtete schriftliche parlamentarische
Anfrage Nr. 824/J der Abgeordneten Josef A. Riemer und weiterer Abgeordneter nach den mir vorliegenden Informationen wie folgt:
Einleitend ist festzuhalten, dass für die Beantwortung der vorliegenden parlamen-tarischen Anfrage eine Stellungnahme des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger eingeholt wurde, die den nachstehenden Ausführungen zugrunde liegt.
Krankenstandstage "Psychische u. Verhaltensstörungen"
(Arbeiter/innen und Angestellte)
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Jahr |
M + F |
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2009 |
2.421.080 |
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2010 |
2.658.364 |
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2011 |
3.069.506 |
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2012 |
3.416.588 |
Dazu führt der Hauptverband Folgendes aus:
„Anzumerken ist, dass die tatsächliche Zahl psychisch bedingter Ausfallstage vermutlich höher ist, da viele psychische Erkrankungen nach wie vor als ausschließlich somatische Erkrankungen diagnostiziert werden dürften.
Darüber hinaus stehen den Krankenversicherungsträgern aus dem niedergelassenen Bereich keine codierten Diagnosen zur Verfügung. Elektronische Auswertungen sind somit nicht möglich. Daten der Heilmittelverordnungen liegen ebenfalls nicht diagnosebezogen vor. Da Antidepressiva auch bei anderen Diagnosen verordnet werden (z.B. in der Schmerztherapie), wären Auswertungen nicht aussagekräftig. Eine abschließende Aussage über die Anzahl psychischer Erkrankungen ist daher nicht möglich.“
Diese Frage kann nach Auskunft des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beantwortet werden.
Fragen 5 bis 7:
Als Gesundheitsminister ist es mir wichtig, den psychischen und psychosozialen Belastungen am Arbeitsplatz entgegenzuwirken, um die derzeit steigende Anzahl der Erkrankungen einzubremsen. Deshalb sollen auch in Zukunft vermehrt ganzheitliche Maßnahmen im Bereich der betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) und qualitäts-gesicherte Aktivitäten stattfinden, damit die individuellen Belastungen der Arbeit-nehmer/innen gesenkt und deren Arbeitszufriedenheit erhöht werden können.
Laut WHO (2001) bedeutet Psychosoziale Gesundheit, sich wohl zu fühlen und seine eigenen Fähigkeiten verwirklichen zu können. Zudem versteht man darunter auch die Kompetenz, mit einem normalen Maß an Belastungen im Leben zurechtzukommen, produktiv zu sein und einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten.
Da die Durchführung von betrieblichen Aktivitäten zur Gesundheitsförderung in der Unternehmensführung auf freiwilliger Basis beschlossen wird, sind unterstützende Maßnahmen sowie Überzeugungsarbeit von besonderer Bedeutung. Die Entscheidung, ob in qualitätsgesicherte Gesundheitsförderungsprojekte für Mitarbeiter/innen investiert wird, soll den Unternehmen in Zukunft noch leichter gemacht werden, indem man die Vorteile und Möglichkeiten sichtbar macht.
Als Förder- und Kompetenzstelle auf nationaler Ebene stehen den Betrieben u.a. der Fonds Gesundes Österreich (FGÖ) als auch das österreichische Netzwerk der betrieb-lichen Gesundheitsförderung (ÖNBGF) mit seinen Kooperationspartnern zur Verfü-gung. Der FGÖ lädt auch 2014 wieder besonders zum Einreichen von entsprechenden Projekten ein, die der psychosozialen Gesundheit der Mitarbeiter/innen gewidmet sind.
Wie der Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger mitteilt, werden derzeit auch seitens der Sozialversicherung im Rahmen der Strategie zur „Psychischen Gesundheit“ die Angebote für Betriebe im Bereich der betrieblichen Gesundheitsförderung gezielt ausgebaut. Neben einer grundsätzlich breiteren Ver-ankerung der betrieblichen Gesundheitsförderung werden spezifische Beratungs- und Betreuungsangebote für Betriebe entwickelt (Analysetools, Sensibilisierungs-workshops, Interventionen etc.), welche ab Ende 2014 systematisch von den Krankenversicherungsträgern an Betriebe herangetragen werden.
Langfristiges Ziel ist es, die betriebliche Gesundheitsförderung weiter auszubauen und den Unternehmen neben den in den letzten Jahren bereits getätigten Verbes-serungen in Zukunft noch mehr und vor allem individuellere Unterstützungsmög-lichkeiten anzubieten. In diesem Zusammenhang wird derzeit unter Mitwirkung von Gesundheitsministerium, Sozialministerium, Wirtschaftskammer Österreich und Arbeiterkammer an einer Grundlagenrecherche zum Thema „Institutionelle betrieb-liche Gesundheitsförderung und Prävention in Österreich“ gearbeitet. Es handelt sich um eine Studie, die den Bereich der institutionellen BGF-Anbieter in Österreich bezüglich ihrer Angebote für Betriebe erfasst, um in weiterer Folge eine sinnvolle Abstimmung und Kooperationen zu ermöglichen. Die Ergebnisse können auch im Rahmen einer nationalen BGF-Strategie als Basis dienen, damit es zukünftig für Betriebe noch leichter wird, eine passende Auswahl an Angeboten in Anspruch zu nehmen und auf dem Weg in die betriebliche Gesundheitsförderung begleitet zu werden.