918/AB XXV. GP

Eingelangt am 09.05.2014
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BM für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz

Anfragebeantwortung

Ich beantworte die an mich gerichtete schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 995/J der Abgeordneten Dr.in Sabine Oberhauser u.a. wie folgt:

 

Frage 1:

Im Jahr 2013 wurden Qualifizierungsangebote für rd. 300.000 Personen genehmigt. Der Frauenanteil betrug 50%.

 

Frage 2:

Für arbeitslose Personen stehen Qualifizierungsangebote zur aktiven Arbeitsuche, Berufsorientierungskurse, Aus- und Weiterbildungen sowie Trainings zur Verfügung. Qualifikationen sind ein zentraler Bestimmungsfaktor von Arbeitsmarktchancen. Der Bereich Qualifizierung bildet daher auch einen essentiellen AMS-Schwerpunkt, auf den rund zwei Drittel des (aktiven) Förderbudgets und rd. 80% der geförderten Personen entfallen.

Die AMS-Qualifizierungsförderungen können sich auf Einzelpersonen, Betriebe oder bestimmte Organisationen (z.B. Ausbildungseinrichtungen) beziehen. Die trägerbezogene Förderung von beauftragten Bildungsmaßnahmen deckt Angebote von der aktiven Arbeitsuche (Bewerbungstrainings etc.) und Berufsorientierungskurse über Weiterbildungsmöglichkeiten (zum Erwerb von beruflichen Einstiegs- und Zusatzqualifikationen) bis hin zu Schulungen, die zu staatlich anerkannten Ausbildungs- und Berufsabschlüssen führen, ab. Fachliche Qualifizierung durch das AMS erfolgt darüber hinaus über die personenbezogene Kurskostenförderung, bei der arbeitslose Personen arbeitsmarktpolitisch sinnvoll erscheinende Aus- oder Weiterbildungen auf dem „externen“ Bildungsmarkt belegen können.

Inhaltlich ist die Palette des Qualifizierungsangebots auf Grund der dynamischen und vielfältigen Arbeitsmarktanforderungen sehr breit gestreut. Neben der Vermittlung von so genannten Schlüsselqualifikationen z.B. in Form spezieller Bewerbungstrainings liegt der inhaltliche Schwerpunkt dabei eindeutig im Bereich fachlicher Qualifizierungen. 79% der Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer besuchten im Vorjahr eine Aus- oder Weiterbildung, 18 Prozent einen Kurs zur aktiven Arbeitsuche, 17 Prozent ein Angebot zur Berufsorientierung und 2 Prozent ein Training nach einer Rehabilitierung. Das Überschreiten der 100% erklärt sich damit, dass manche Personen auch mehrere Angebote des AMS besuchten. Bei der konkreten Maßnahmengestaltung werden die Fachkräftenachfrage der Wirtschaft sowie die – je nach Zielgruppe unterschiedlichen – Lern- und Entwicklungserfordernisse der zu qualifizierenden Personen besonders berücksichtigt.

So wurden etwa mit dem AMS-Programm „New Skills“ gemeinsam mit Branchenfachleuten innovativer Leitbetriebe sowie Arbeitsmarkt- und BildungsexpertInnen Mustercurricula in ausgewählten Berufsbereichen entwickelt, die eine praxis- und bedarfsgerechte Qualifizierung von arbeitslosen Personen gewährleisten sollen. Im Jahr 2013 sind rund 4.900 Personen neu eingetreten und haben an Qualifizierungen in verschiedenen Berufsbereichen teilgenommen.

Im Programm „Aufstieg“ werden Angebote zur Höherqualifizierung un- bzw. angelernter Arbeitskräfte mit gesundheitlichen Einschränkungen inkl. vorgelagerter und begleitender Beratungs- und Unterstützungsleistungen gebündelt.

Schließlich sei beispielhaft noch auf den langjährigen Qualifizierungsschwerpunkt des AMS im arbeitsmarktpolitisch zukunftsträchtigen Bereich der Pflege- und Gesundheitsberufe verwiesen, in dessen Rahmen im Jahr 2013 rund 8.000 Personen (77% davon weiblich) ausgebildet wurden.

Die große Bandbreite betriebsbezogener Qualifizierungsprogramme des AMS reicht von der berufsbegleitenden Qualifizierung von Beschäftigten über die Lehrstellenförderung für benachteiligte Zielgruppenpersonen bis hin zum Instrument der Arbeitsstiftung, das in Form der Outplacementstiftung ein umfassendes Unterstützungs- und Qualifizierungsangebot für vom Personalabbau bedrohte ArbeitnehmerInnen und als Implacementsstiftung eine arbeitsplatznahe Qualifizierung auf einen konkret vorhandenen Personalbedarf bietet. Im Jahr 2013 wurden allein im Rahmen des Instruments Arbeitsstiftung (in der Regel Berufsorientierung, Qualifizierung, Outplacement) knapp 12.000 Personen, 59% davon weiblich, gefördert.

 

Frage 3:

Österreichweit sind derzeit 238 verschiedene Unternehmen mit der Durchführung von Kursen beauftragt. Zieht man die Bietergemeinschaften ab, die sich in diversen Konstellationen gebildet haben, so bleiben immer noch ca. 160 verschiedene Unternehmen.

 

Frage 4:

Im Jahr 2013 wurden bei fast 80% der beim AMS vorgemerkten arbeitsuchenden Personen innerhalb von drei Monaten Interventionen durch das AMS gesetzt. Bereits zu Beginn der Arbeitslosigkeit werden mit den Arbeitsuchenden im Rahmen der Betreuungsvereinbarung konkrete Schritte festgelegt, die auf eine Beschäftigungsaufnahme abzielen. Falls Vermittlungen nicht bzw. nur eingeschränkt möglich sind, werden frühzeitig Förderinstrumente wie  Bildungsmaßnahmen angeboten. Der Erhalt bzw. die weitere Anpassung der vorhandenen Qualifikation unter Berücksichtigung der Erfordernisse des Arbeitsmarktes sowie der eigenen Kompetenzen und Bedürfnisse werden bei der Betreuung der Arbeitsuchenden konsequent berücksichtigt.

 

Frage 5, 6 und 7:

Vorweg ist anzumerken, dass die arbeitsmarktpolitischen Angebote in Österreich – im internationalen Vergleich – hohe Effektivität und Effizienz aufweisen. Dies wird u.a. dadurch bestätigt, dass das AMS Österreich als zentrale Einrichtung für die Durchführung der Arbeitsmarktpolitik im internationalen Benchmarkingprojekt  auch im längerfristigen Vergleich  ausgezeichnete Ergebnisse erzielt und hinsichtlich wesentlicher Performanceindikatoren als internationales Best-Practice-Modell gilt.

Beinahe 60 Prozent der AbsolventInnen einer Qualifizierungsmaßnahme fanden innerhalb von sechs Monaten nach Schulungsende wieder einen Job. Die vorliegenden Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass die in Österreich gesetzten arbeitsmarktpolitischen Qualifizierungsangebote äußerst erfolgreich sind.

Ich ersuche um Verständnis, dass eine Aufschlüsselung im gewünschten Detaillierungsgrad aus verwaltungstechnischen Gründen nicht möglich ist.

 

Frage 8:

Die AMS Weiterbildungsdatenbank beinhaltet Weiterbildungskurse und Seminare der Bildungsträger sowie die vom AMS finanzierten und bereitgestellten Kursangebote. Diese Datenbank bietet sowohl Informationen über die einzelnen Kursanbieter als auch Informationen über das aktuelle Seminarangebot. Beim AMS vorgemerkte Kundinnen und Kunden, haben die Möglichkeit sich online für vom AMS geförderte Kurse anzumelden. Seit 2006 wurden rund 26.000 Qualifizierungsangebote über die Weiterbildungsdatenbank gebucht.

Grundsätzlich muss für die Gewährung eines Kurses vor dessen Beginn ein Begehren eingebracht werden. Im Jahr 2013 wurden 52.635 Begehren zu Aus- und Weiterbildungsbeihilfen durch Arbeitsuchende über das eAMS-Konto gestellt. Frauen haben über 30.600 Begehren (58% der Begehren zu Aus- und Weiterbildungsbeihilfen) über das eAMS-Konto gestellt, während es bei Männern knapp 22.000 waren. Die meisten Begehren (46%) wurden von Personen im Haupterwerbsalter, d.h. von Personen zwischen 25 bis 44 Jahren eingebracht, 30% der Begehren wurden von unter 25jährigen und 24% von über 45jährigen eingebracht.


Frage 9:

Am häufigsten nachgefragt werden Ausbildungen im Gesundheitswesen sowie im Büro- und  Verwaltungsbereich.

 

Frage 10:

Da Frauen noch immer geringere Chancen in der Berufswelt haben, wesentlich weniger verdienen als Männer und die Frauenbeschäftigungsquote unter der der Männer liegt, sind die Angebote der aktiven Arbeitsmarktpolitik wichtige Maßnahmen zur Verbesserung der nachhaltigen Erwerbsintegration und zur Erhöhung der Einkommenschancen von Frauen. Ich sehe meine Vorgabe an das Arbeitsmarktservice, Frauen in der aktiven Arbeitsmarktpolitik zu 50 % bei den Förderausgaben zu berücksichtigen, als wichtigen Schritt zur Förderung der Gleichstellung von Frauen und Männern im Erwerbsleben.

Um die Segregation am Arbeitsmarkt aufzubrechen und die Gleichstellung der Geschlechter zu fördern, werden Frauen im Rahmen des FiT Programms (Frauen in Handwerk und Technik) ermutigt, Berufe zu ergreifen, die traditionell männlich dominiert sind, bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt eröffnen und höhere Einkommensmöglichkeiten bieten. Das besondere an diesem Programm ist, dass neben einer Lehrausbildung auch der Besuch von höheren technischen Lehranstalten oder Fachhochschulen gefördert werden kann. Im Jahr 2013 haben rund 1.200 Frauen eine Ausbildung mit mindestens Lehrabschluss begonnen.

Auch bei den regionalen Qualifizierungsangeboten im Fachkräftebereich wird die berufliche Ausbildung und Höherqualifizierung von Frauen in zukunftsorientierten Berufen unter dem Aspekt einer nachhaltigen Verbesserung der Einkommens- und Arbeitsmarktchancen gefördert.

Ein beachtlicher Anteil der arbeitslosen Frauen weist als höchste abgeschlossene Ausbildung maximal Pflichtschulabschluss vor. Mit einem niedrigen Bildungsabschluss geht auch ein hohes Arbeitslosigkeitsrisiko einher.  Da viele Frauen, nicht über die zeitlichen Ressourcen verfügen, eine langfristige Ausbildung zu absolvieren, bietet das AMS das Programm „Kompetenz mit System“ (KmS) an. KmS zeichnet sich insbesondere durch seine flexible Programmstruktur aus. Drei zeitlich voneinander unabhängige Module ermöglichen den Abschluss einer Lehrausbildung. Aufeinander folgende Phasen der Arbeitslosigkeit können somit zur Qualifikationsverbesserung genutzt werden. Es steht eine breite Auswahl von Lehrberufen aus unterschiedlichen Bereichen zur Verfügung. Das Programm wird überproportional von Frauen in Anspruch genommen – im Jahr 2013 waren zwei Drittel der ca. 1.000 TeilnehmerInnen Frauen.

 

Frage 11:

Das Arbeitsprogramm der Bundesregierung 2013-2018 enthält die ambitionierte Zielsetzung, allen unter 18-Jährigen eine über den Pflichtschulabschluss hinausgehende Ausbildung zu ermöglichen und für diese Altersgruppe bis zum Ausbildungsjahr 2016/17 auch eine noch näher zu konkretisierende Ausbildungsverpflichtung zu verankern.

Ausbildungsgarantie, Jugendcoaching, Lehrlings- und Lehrbetriebscoaching, AusbildungsFit und Produktionsschulen sind dabei die wesentlichen arbeitsmarktpolitischen Bausteine der Gesamtstrategie „Ausbildungsverpflichtung“, die darauf abzielt, junge Menschen bis zum 18. Lebensjahr bei einer für sie passenden (Aus-)Bildung zu unterstützen. Dies kann im Einzelfall der weitere Schulbesuch, das Absolvieren einer dualen Ausbildung, aber auch eine außerschulische Qualifizierung sein.

Im Jahr 2013 befanden sich 14.536 Jugendliche (davon 41% weiblich) im Rahmen der seit 2008 bestehenden Ausbildungsgarantie in einer überbetrieblichen Ausbildungseinrichtung.

Seit 2013 gibt es das Jugendcoaching nunmehr österreichweit, mit dem Ziel, eine flächendeckende und nahtstellenübergreifende Beratung, Begleitung und Betreuung vom Ende der Pflichtschulzeit bis in ein Folgesystem sicherzustellen. Im Jahr 2013 sind 26.819 Jugendliche ins Jugendcoaching neu eingetreten (davon 45 % weiblich).

In Produktionsschulen können Jugendliche Erfahrungen über die Abläufe und Anforderungen in der Arbeitswelt sammeln und üben, wie „das Berufsleben funktioniert“. Ziele der Produktionsschulen liegen in der Stabilisierung, Motivationssteigerung, Vermittlung von fachlichen Kenntnissen und einer Basisqualifizierung, die idealerweise in einer (Re-) Integration am Arbeitsmarkt insbesondere in der Aufnahme einer Lehrausbildung umgesetzt werden. 2013 sind 2.991 junge Menschen (davon 38% weiblich) in Produktionsschulen neu eingetreten.

Seit 2014 gibt es ein weiteres niederschwelliges Angebot für benachteiligte Jugendliche, das Programm „AusbildungsFit“. Es besteht aus standardisierten, niederschwelligen Projekten, in denen benachteiligte Jugendliche mit Pflichtschulabluss die Möglichkeit haben, durch individuelle Förderung jene Kompetenzen und Qualifikationen nachzuholen, die für den erfolgreichen Übertritt in weiterführende Ausbildungsangebote (Schule, betriebliche Lehre, überbetriebliche Ausbildung) notwendig sind. In einer Pilotphase wird AusbildungsFit im Jahr 2014 in 17 Projekten in sieben Bundesländern mit rund 730 TeilnehmerInnen erprobt.

Die Aktion Zukunft Jugend (seit 2009) ist eine erweiterte Ausbildungsgarantie für 20-24-jährige. Die Bundesregierung sieht für alle jungen Arbeitslosen innerhalb von drei Monaten ein Angebot für einen Arbeitsplatz, eine zielgerichtete Schulung oder eine geförderte Beschäftigung vor. 2013 konnten dadurch 95.500 Jugendliche (davon 40% weiblich) in eine Beschäftigung gebracht werden, 53.845 Jugendliche (davon 45% weiblich) nahmen in diesem Zeitraum an einer zielgerichteten Schulung teil.

Der Stellenwert der Förderung für Jugendliche lässt sich daran ermessen, dass rund 51 % aller betroffenen arbeitslosen Jugendlichen in ein spezielles Förderangebot des AMS einbezogen wurden. Außerdem wurden mehr als € 360 Mio. an „aktiven“ Fördermitteln für die Zielgruppe der arbeitslosen Jugendlichen aufgewendet. Das sind beinahe 37 % des gesamten für Arbeitslose verwendeten Förderbudgets.

 

Frage 12:

Die österreichische Bundesregierung verstärkt in der aktuellen Legislaturperiode ihre Anstrengungen, um die Arbeitsmarktsituation und die Vermittlungschancen älterer Arbeitsuchender zu verbessern. Dazu wurde bereits ein umfassendes Arbeitsmarktpaket zur Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit und Reintegration von älteren ArbeitnehmerInnen geschnürt. Für die gezielte Beschäftigungsförderung älterer ArbeitnehmerInnen sind für dieses Jahr 100 Mio., für 2015 120 Mio., und für 2016 150 Mio. Euro zusätzlich vorgesehen. Die arbeitsmarktpolitischen Schwerpunkte werden auf der Feststellung, dem Erhalt bzw. der Steigerung der Arbeitsfähigkeit, aber auch auf der Aktualisierung und Erweiterung erforderlicher Qualifikationen liegen.