Eingelangt am 15.12.2016
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Anfrage
der Abgeordneten Claudia Gamon und Kollegen
an die Bundesministerin für Bildung
betreffend Geschlechterunterschiede bei PISA
Die PISA Studie zeigt, dass wir in Österreich beträchtliche Leistungsunterschiede zwischen Buben und Mädchen haben. Diese Unterschiede sind über alle PISA Perioden hinweg vorhanden, wurden aber bei der letzten Überprüfung – speziell bei Mathematik und im naturwissenschaftlichen Bereich – noch deutlich schlechter. Österreich ist damit im OECD Vergleich Schlusslicht. In keinem anderen OECD-Land gibt es bei PISA 2015 einen derart großen Leistungsvorsprung von Buben wie in Österreich – sowohl in den Naturwissenschaften als auch in Mathematik. Burschen erreichen durchschnittlich in den Naturwissenschaften 19 Punkte und in Mathematik sogar 27 Punkte mehr als Mädchen. In früheren PISA Testungen lagen die Unterschiede bei acht bis neun Punkten. Besonders schockierend ist bei diesen Ergebnissen, dass nicht nur der Unterschied so groß ist, wie in keinem anderen Land. Ebenso hat sich nirgends die Situation dermaßen verschlechtert wie in Österreich. Hier findet offensichtlich eine Entwicklung in die falsche Richtung statt. Die Ergebnisse belegen eine Geschlechterkluft, die die Wirksamkeit der Bemühungen der Politik um Chancengleichheit für Buben und Mädchen grundlegend in Frage stellt.
Aus diesem Grund stellen die unterfertigten Abgeordneten nachstehende
1. Wie erklären Sie sich, dass Österreich bei der PISA Studie OECD-weit den höchsten absoluten Leistungsunterschied in Mathematik und Naturwissenschaften zu Lasten der Mädchen aufweist?
2. Wie erklären Sie sich den Umstand, dass Buben im Bereich Lesen etwas aufholen konnten, während die Mädchen in den Bereichen Naturwissenschaft und Mathematik weiter an Boden verloren haben?
3. Wie, wann und durch wen werden seitens des Bildungsministeriums diese Geschlechterunterschiede evaluiert und einer genaueren Untersuchung zugeführt?
a. Wann ist mit ersten Ergebnissen zu rechnen?
4. Wurden in der Vergangenheit Maßnahmen ergriffen, um die Geschlechterunterschiede zu verkleinern?
a. Wenn ja, welche?
b. Wenn ja, warum sind diese Ihrer Einschätzung nach offensichtlich gescheitert?
c. Wenn ja, wurde die Wirksamkeit dieser Maßnahmen in irgendeiner Weise evaluiert? Wenn ja, wie fiel diese aus? Wenn nein, warum nicht?
5. Welche konkreten kurzfristigen Maßnahmen werden Sie nun aufgrund der getesteten Geschlechterunterschiede ergreifen?
6. Welche konkreten mittelfristigen Maßnahmen werden Sie nun aufgrund der getesteten Geschlechterunterschiede ergreifen?
7. Welche konkreten langfristigen Maßnahmen werden Sie nun aufgrund der getesteten Geschlechterunterschiede ergreifen?
8. Mit der Kennzahl 30.2.3 „Anteil der Schülerinnen und Schüler in geschlechtsuntypischen Schulformen (10. Schulstufe)“ in der Wirkungsorientierung des Budgets liegt eine Möglichkeit vor, diese Geschlechterunterschiede zu erkennen und für Verbesserungen zu sorgen. Sind die dort angegebenen Zielzustände, angesichts der vorliegenden Ergebnisse, aus Ihrer Sicht ausreichend ambitioniert?
a. Mit welchen konkreten Maßnahmen bemühen Sie sich aktuell bereits um die Erreichung dieser Zielzustände? Bitte um differenzierte Darstellung.
b. Welche weiteren Möglichkeiten sind in Planung?
9. Hintergrund der größeren Kluft könnte laut Bifie sein, dass diesmal der Test komplett auf dem Computer durchgeführt wurde. Wie stehen Sie zu dieser Vermutung?
a. Welche Konsequenzen leiten Sie aus dieser Vermutung ab?
b. Welche konkreten Verbesserungen planen Sie hier im Rahmen der Vermittlung digitaler Kompetenzen an Österreichs Schulen?
i. Werden hier Genderaspekte berücksichtigt? Wenn ja, welche?
c. Welche konkreten Verbesserungen planen Sie hier im Rahmen des Ausbaus an notwendiger technischer Infrastruktur Österreichs Schulen?
i. Werden hier Genderaspekte berücksichtigt? Wenn ja, welche?
10. Die OECD hat bei der Umstellung auf Computerprüfung untersucht, wie sich die neue Erhebungsmethode auf die Ergebnisse auswirkt ("Mode Effect"). Österreich hat daran allerdings wegen eines von Ex-Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) verhängten und erst später wieder aufgehobenen Teststopps nicht teilgenommen. Ist das korrekt?
a. Werden Sie nun im Nachhinein Untersuchungen anstellen, um diesen Effekt zu beleuchten?
i. Wenn ja, wann?
ii. Wenn ja, von wem werden diese durchgeführt?
iii. Wenn ja, was werden diese Untersuchungen kosten?
iv. Wenn nein, warum nicht?