11907/J XXV. GP

Eingelangt am 22.02.2017
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind möglich.

ANFRAGE

 

 

der Abgeordneten Dr. Andreas F. Karlsböck und weiterer Abgeordneter

an die Bundesministerin für Gesundheit und Frauen

betreffend Vorbeugung gegen die Einschleppung und Ausbreitung von Beulen- und Lungenpest in Österreich

 

Die Online-Ausgabe der „Kieler Nachrichten“ berichtete am 16.01.2017 um 21:53 Uhr vom Ausbruch der Pest in Afrika:[1]

 

„Im Süden von Madagaskar sind 27 Menschen der Pest zum Opfer gefallen. Insgesamt 68 Menschen haben sich demnach in den Regionen Atsimo-Atsinanana und Ihorombe mit der Pest infiziert, hieß es am Montag in einer Mitteilung der Gesundheitsbehörden. Neben der Beulenpest gebe es auch fünf Fälle der leicht übertragbaren Lungenpest. Noch seien nicht alle Fälle durch Labortests bestätigt worden.

            Vergangene Woche wurden demnach telefonisch etwa 30 weitere Pest-Fälle aus abgeschiedenen Dörfern in Ihorombe gemeldet. Dafür gibt es aber noch keine Bestätigung der Behörden, teilten das Gesundheitsministerium und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit.

            Die Beulenpest wird durch einen Floh verbreitet, der sich gerne Ratten zum Wirt nimmt. Sie führt zu geschwollenen Lymphknoten. Die Lungenpest hingegen gelangt über die Atemluft von Mensch zu Mensch. Symptome sind unter anderem Husten und blutiger Auswurf. Bei früher Diagnose sind die Heilungschancen durch Antibiotika hoch. Madagaskar weist die meisten Pest-Fälle weltweit auf. Seit 2010 zählte die WHO dort rund 500 Pest-Tote.

            Im Kongo gab es im selben Zeitraum 67 Todesfälle, gefolgt von Uganda (12), Tansania und Peru (je 7). Im Kongo, der jahrzehntelang am härtesten von der Pest betroffen war, ist die Dunkelziffer nicht gemeldeter Erkrankungen jedoch sehr hoch.

            [...]

            Vereinzelte Pest-Fälle gibt es auch etwa in China, Russland, der Mongolei, Bolivien und bis vor wenigen Jahren in Indien. Selbst in Ländern, aus denen lange keine Ausbrüche gemeldet wurden, kann die Seuche erneut auftreten, wie etwa 2004 in Algerien. ‚Die Pest ist eine seltsame Krankheit. Es werden jahrzehntelang keine Erkrankungen beobachtet, und dann kommt die Pest wieder zurück’, erläutert Eric Bertherat, Pest-Spezialist der WHO in Genf.“

 

Da mit dem Bakterium Yersinia pestis infizierte Ratten und Flöhe, etwa auf Frachtschiffen, nach Europa gelangen können, ist auch in Österreich eine Ausbreitung der Pest nicht ganz auszuschließen. Zumal die massiven Migrationsbewegungen, gerade aus dem afrikanischen Raum, die Verbreitung von gefährlichen Keimen zusätzlich begünstigen.

 

Wenngleich etwa die deutschen Gesundheitsbehörden – konfrontiert mit dem Pestausbruch in Madagaskar – die Ausbreitungsgefahr herunterspielen, ist Skepsis angebracht. Der Fall von Lepra in einem Salzburger Asyl-Zeltlager im Jahr 2015 zeigt, dass längst überwunden geglaubte Seuchen wieder Einzug in Europa halten können und man auch auf das Unwahrscheinliche vorbereitet sein sollte.

 

 

 

Die unterfertigten Abgeordneten richten daher an die Bundesministerin für Gesundheit und Frauen folgende

 

Anfrage

 

 

1.          Haben Sie in Ihrem Wirkungsbereich Vorsorge getroffen, dass es in Österreich zu keinem Ausbruch von Beulen- oder Lungenpest kommen kann, und wenn ja, welche?

2.          Welche besonderen Maßnahmen haben Sie in Ihrem Wirkungsbereich getroffen, um die Ansteckungsgefahr durch gefährliche Keime im Allgemeinen und dem Bakterium Yersinia pestis im Besonderen zu minimieren?

3.          Sind Vorbereitungen getroffen worden, um an unseren Grenzen jederzeit Quarantänemaßnahmen zu verfügen, und wenn ja, wo und seit wann?

4.          Wenn nein, warum nicht?

5.          Gibt es Statistiken, welche Aufschluss über die Einschleppung von gefährlichen Seuchen wie der Beulen- und der Lungenpest geben?

6.          Wenn ja, wie hoch sind die Risiken einer Ansteckung bzw. Ausbreitung in Österreich?

7.          Werden Sie Konsequenzen aus dem jüngsten Ausbruch der Pest in Madagaskar ziehen, und wenn ja, welche?

 



[1] http://www.kn-online.de/News/Nachrichten-aus-der-Wissenschaft/27-Menschen-sterben-bei-Pestausbruch