1253/J XXV. GP

Eingelangt am 31.03.2014
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Anfrage

 

der Abgeordneten MMMag. Dr. Kassegger, Dr. Karlsböck

und weiterer Abgeordneter

an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft

 

betreffend Förderung unternehmerischen Denkens an österreichischen Hochschulen

Die FPÖ bekennt sich dazu, die Bildung als Grundrecht anzusehen, sowie zur Verpflichtung des Staates, durch ein breit gefächertes Angebot an qualifizierten und hochstehenden Bildungseinrichtungen diesem Grundrecht zu entsprechen. Unseres Erachtens wird dem, im Hinblick auf die Ausbildung des unternehmerischen Denkens, nicht entsprochen, wenn man sich folgendes vor Augen hält:

Laut dem Mittelstandsbericht 2012[1] (in weiterer Folge „Bericht“) haben lediglich 5 % der Österreicher vor, „sich in den kommenden drei Jahren selbstständig zu machen, im Vergleich zu über 10 % im EU-Durchschnitt. Auch der Anteil jener Österreicher, die die Selbstständigkeit gegenüber der unselbstständigen Tätigkeit bevorzugen würden, fällt etwas geringer aus als im europäischen Durchschnitt.“ Diese Tatsache ist umso erschreckender, als im Bericht geschrieben wird, dass „in den letzten Jahren vielfältige Maßnahmen zur Förderung der „Unternehmerischen Initiative“ gesetzt“ worden seien.

Im Bericht steht auch, dass bereits bei jungen Menschen sowohl das unternehmerische Denken als auch das diesbezügliche Handeln gefördert werden soll, und zwar im Rahmen von Schule und Ausbildung. So soll der Gedanke gestärkt werden, dass es in der Selbstständigkeit sehr interessante und verschiedene Möglichkeiten gibt, Karriere zu machen.

Im Juli 2011 kam es daher zur Implementierung der Strategie für das lebenslange Lernen (des BMUKK, BMWF, BMASK und BMWFJ) von Entrepreneurship Education quer durch alle Bildungsstufen. Eine „Task Force“ bestehend aus Vertretern der beteiligten Ressorts soll nun bis 2020 jährlich einen Umsetzungsbericht vorlegen.

„Entrepreneurship Education (= Erziehung zur unternehmerischen Initiative) wird als ökonomische Ausbildungsphilosophie im Rahmen wirtschaftlicher Unterrichtsfächer und als Unterrichtsprinzip quer durch viele Unterrichtsfächer etabliert. So wird im Rahmen der Lehrpläne an berufsbildenden Schulen (Handelsakademie, Handelsschule, Höhere Technische Lehranstalt) Entrepreneurship Education verstärkt im Regelunterricht – Wirtschaftsunterricht, Projekt- und Übungsfirmenarbeit – integriert.“


 

Aber „auch an den österreichischen Universitäten wird der Bereich Unternehmerisches Denken und Entrepreneurship im Lehrangebot sowie im Rahmen der Curricula etlicher Studien als Pflicht- oder Wahlfach berücksichtigt (nicht nur in wirtschaftswissenschaftlichen Studien), um die künftigen Universitätsabsolventen auch gezielt auf eine spätere berufliche Selbstständigkeit vorzubereiten.“

 

Im Regierungsprogramm heißt es bspw., dass es ein „kreatives Unternehmertum“ braucht, damit Österreich gestärkt aus der noch andauernden Krise hervorgeht. Dies ist in Anbetracht der vorhin genannten Zahlen kritisch zu betrachten, wenn man die Ausbildung unternehmerischen Denkens als Grundlage heranzieht.

Die Regierung sieht in der Hochschulentwicklung eine große Bedeutung für den Standort Österreich. „Dabei sind die Qualität, die Leistung, die Profilbildung, ein effektiver Mitteleinsatz … eine optimale Durchlässigkeit zu, an und zwischen den tertiären Bildungsinstitutionen sowie eine qualitätsorientierte Governance sowie die Qualität der Lehre … und deren Verbesserung wesentliche Eckpfeiler.“ Weiters soll eine Weiterentwicklung des österreichischen Hochschulplans fortgeführt werden.

In dieselbe Kerbe schlägt auch Markus Th. Eickhoff, Kuratorium der Deutschen Wirtschaft für Berufsbildung, wenn er in seinem Bericht[2] folgendes schreibt: „Auch in der beruflichen Weiterbildung und akademischen Bildung ist Entrepreneurship Education zu forcieren. Hier sollen spezielle Angebote zum Aufbau von Management-, Unternehmensführungs- und Existenzgründungskompetenzen eingerichtet werden.“

Aber auch die EU-Kommission sieht Aufholbedarf im Bereich des unternehmerischen Denkens[3]: Europa braucht eine unternehmerische Kultur, die unsere Schulen und Universitäten durchdringt – eine Kultur, in der Kreativität und Innovation aktiv gefördert werden. Denn 37 % der Europäer wollen ihr eigener Chef sein – nur 10 % sind es tatsächlich.“ Lehrer können mit mehr unternehmerischer Bildung den Schülern besser unternehmerisches Denken vermitteln. Daher spielt die Bildung, sowohl Aus- als auch Weiterbildung, eine entscheidende Rolle.

Die Europäische Kommission veröffentlichte 2005 einen „Bericht über die Umsetzung der Europäischen Charta für Kleinunternehmen in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union“.[4] Österreich lag im Bereich „Maßnahmen der Behörden zur Förderung der Erziehung und Ausbildung zu unternehmerischer Initiative, insbesondere im Sekundarschulwesen“ 4 von möglichen 7 Punkten im europäischen Durchschnitt. Einzig und allein im Bereich von „Unterstützung von Mini-Unternehmen“ war ein Erfolg zu verbuchen, das generelle Ziel, die unternehmerische Initiative zu stärken, wurde nicht erreicht. Auch scheiterte Österreich im Bereich „Unternehmerische Initiative im Lehrplan“ und „Weiterbildung der Lehrkräfte“.

Aus den vorhin aufgezählten Gründen sind wir der Ansicht, dass sich in Österreich, besonders im Bereich des unternehmerischen Denkens im tertiären Bildungsbereich, schnellstmöglich etwas ändern muss, um den Versäumnissen der letzten Jahre entgegenzuwirken und das österreichische Unternehmertum, besonders im wissenschaftlichen Bereich, zu stärken und im Hochschulplan fest zu verankern.


 

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft nachstehende

 

ANFRAGE

 

1.    Welche spezifischen Maßnahmen wurden unternommen, um im tertiären Bildungsbereich die unternehmerische Initiative zu fördern bzw. weiter zu entwickeln?

2.    Welche Erfahrungen konnte man mit der 2011 eingeführten Entrepreneurship Education bis dato gewinnen?

3.    Welche Erfahrungsberichte/Evaluierungsberichte gibt es von den Hochschulen, die verstärkt auf unternehmerisches Denken setzen?

4.    Ist geplant, die verschiedenen Curricula in Hinblick auf unternehmerisches Denken hin zu erweitern?

5.    Welche konkreten Maßnahmen sind hier angedacht?

6.    Was wird seitens des BMWFW konkret unternommen, um die geplante Regierungsmaßnahme „Qualität der Lehre im unternehmerischen Bereich“ zu verbessern?

7.    Welche konkreten Maßnahmen zur Vernetzung von Studierenden und Unternehmern werden im tertiären Bereich gesetzt bzw. gefördert?

8.      Welche Aus- und/oder Fortbildungsmöglichkeiten haben Lehrer an Hochschulen, um sich mehr unternehmerisches Wissen anzueignen und dieses zusätzlich erworbene Wissen an die Studierenden weiter zu geben?

9.      Wird man in Zukunft vermehrt auf Unternehmer zurückgreifen, welche dann an den Hochschulen vortragen, um den Studierenden mehr Praxis zu vermitteln?

 



[1] http://www.bmwfw.gv.at/Unternehmen/UnternehmensUndKMU-Politik/Documents/Entwurf%20Mittelstandsbericht_%202012.pdf

[2] http://www.cedefop.europa.eu/etv/Upload/Information_resources/Bookshop/533/45_de_Eickhoff.pdf

[3] http://ec.europa.eu/enterprise/magazine/articles/smes-entrepreneurship/article_11100_de.htm

[4] http://ec.europa.eu/enterprise/policies/sme/files/charter/2005_charter_docs/sec_2005_167_de.pdf