13554/J XXV. GP

Eingelangt am 07.06.2017
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Anfrage

 

der Abgeordneten Steinbichler

Kolleginnen und Kollegen

an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft

betreffend „Wert der Kulturlandschaft im ländlichen Raum für den heimischen Tourismus“

 

Die zunehmende Urbanisierung und Verschlechterung der Wohn- und Umweltsituation in den Städten lässt das Bedürfnis wachsen, die freie Zeit in der Natur zu verbringen und sich dabei aktiv und passiv zu erholen.[1] Landschaften, die solchen Kriterien entsprechen, wirken auf Menschen anziehend und eindrucksvoll und werden zu begehrten Reisezielen. Die naturnahe Kulturlandschaft kann somit zur touristischen Aufwertung einer Region beitragen. Entscheidend sind dabei die ästhetischen Gesichtspunkte und deren Bewertung durch die Touristen.

 

„Kulturlandschaften sind das Ziel der touristischen Nachfrage. Sie stehen mit ihren touristischen Potenzialen hoch in der Gunst der Touristen. Der Tourismus braucht diese Potenziale für seine Entwicklung. Nur wenn eine Landschaft für den Besucher interessant ist, wird die Tourismuswirtschaft vermarktungsfähige Angebote in diesen Räumen schaffen können. Andererseits braucht die Kulturlandschaft den Tourismus für ihre wirtschaftliche Entwicklung und für den Erhalt ihres Potenzials. Tourismus und Kulturlandschaft stehen somit in einem wechselseitigen Verhältnis.“[2]

 


 

Der Tourismus stärkt die Wirtschaftskraft der Region, schafft Arbeitsplätze und kann sich am Erhalt und Pflege der schutzwürdigen Landschaft beteiligen. Die Kulturlandschaften können sich nämlich nicht von allein erhalten. Ohne die Erhaltung und Pflege der Kulturlandschaft durch die Bevölkerung – in Österreich vor allem durch die heimische Landwirtschaft –  würde die Grundlage des Tourismus verschwinden. Denn viel ist nicht „unberührte Natur“, sondern charakteristische österreichische Kulturlandschaft, d.h. sie ist erst durch menschliche Nutzung entstanden.

 

Die ländliche Kulturlandschaft ist nicht nur eine wichtige Grundlage für den heimischen Tourismus, sondern ist auch ökologisch wertvoll: Obstbäume, Weingärten, Blumenwiesen, Almen usw. sind Lebensräume für eine Vielzahl von Tieren und Pflanzen.

 

„Grünland erfüllt neben der Produktion von wertvollem Grundfutter vor allem bei extensiver Nutzung eine Vielzahl an ökologischen Funktionen und hat eine ganz besondere Bedeutung für die Landschafts-, Habitat- und Artenvielfalt in Österreich.“[3]

 

Zwischen 2004 und 2015 nahm z. B. die Anzahl bewirtschafteter Almen in Österreich von 9.116 auf 8.059 ab. 2015 wurden 8.059 Almen mit 269.829 GVE und einer Futterfläche von 332.806 ha bewirtschaftet. Von 25.001 Betrieben mit Almauftrieb wurden 8.863 Pferde, 261.560 Rinder und Mutterkühe, 51.844 Milchkühe sowie 109.639 Schafe und 10.107 Ziegen aufgetrieben.[4] Diese Fauna und Flora bietet dem heimischen Tourismus eine idyllische Kulisse.

 

Ohne landwirtschaftliche Nutzung geht die naturnahe Kulturlandschaft verloren, die offene Grünflächen würden sich zu einem Wald zusammenschließen, die weidenden Tiere wären nicht mehr vorhanden, die Biodiversität würde abnehmen, und das alles würde Folgen für den heimischen Tourismus nach sich ziehen.

 

Deswegen müssen Voraussetzungen geschaffen werden, dass die Land- und Forstwirtschaft ihren Beitrag weiter leisten kann. Der Erhalt der heimischen Kulturlandschaft ist ein zentrales Anliegen für die Agrar- und Umweltpolitik sowie für die heimische Tourismuspolitik.

 

In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft nachstehende

 

Anfrage:

 

1.    Wer definiert den Wert einer Kulturlandschaft für unsere Gesellschaft?

2.    Wer definiert den Wert der Pflege der Kulturlandschaft durch bäuerliche Landwirtschaft?

a.    Wie würden Sie diesen Wert monetär ausdrücken?

3.    Wie hoch ist der Wert der Kulturlandschaft in urbanen Gegenden in Österreich?

a.    Wie hoch ist der Wert der Kulturlandschaft für den Tourismus in urbanen Gegenden in Österreich?

4.    Wie hoch ist der Wert der Kulturlandschaft in ländlichen Gegenden in Österreich?

a.    Wie hoch ist der Wert der Kulturlandschaft für den Tourismus in ländlichen Gegenden in Österreich?

5.    Wie hoch wird der Wert beziffert, den die heimische Landwirtschaft für den Tourismus leistet?

6.    Wie hoch wird der Wert beziffert, den die heimische Forstwirtschaft für den Tourismus leistet?

7.    Wie hoch wird der Wert beziffert, den die heimische Wasserwirtschaft für den Tourismus leistet?

8.    Gibt es Studien über den Beitrag der Landwirtschaft zum Tourismus?

a.    Falls ja, welche?

9.    Gibt es Studien über den Beitrag der Forstwirtschaft zum Tourismus?

a.    Falls ja, welche?

10.  Gibt es Studien über den Beitrag der Wasserwirtschaft zum Tourismus?

a.    Falls ja, welche?

11.  Wie wollen Sie verhindern, dass bäuerliche Betriebe zusperren und als Folge die heimische Kulturlandschaft nicht mehr pflegen?

12.  Wie hoch ist der monetär ausgedruckte Verlust durch den Rückgang der Grünland- und Almbewirtschaftung seit 2004? (Bitte um Auflistung nach Jahren.)

 

 

 



[1] Kulinat/Steinecke 1984

[2] 3.2.4 Wechselbeziehung Kulturlandschaft - Tourismus

 

[3] Grüner Bericht 2016, Seite 37

[4]  Grüner Bericht 2016, Seite 37