3390/J XXV. GP

Eingelangt am 19.12.2014
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Anfrage

 

der Abgeordneten Ing. Lugar

Kolleginnen und Kollegen

an die Bundesministerin für Bildung und Frauen

betreffend „Fleck-Orgie bei Testlauf für Mathe-Matura“

 

Die „Kleine Zeitung“ betitelt in ihrer Ausgabe vom 17.Dezember 2014 einen Artikel mit „Fleck-Orgie bei Testlauf für Mathe-Matura“. Konkret wird berichtet, dass die vom BIFIE zentral angebotene Mathe-Modellschularbeit an steirischen Schulen in ein Fiasko gemündet sei und es signifikant mehr Fünfer gab, an manchen Schulen müssten alle 8. Klassen die Schularbeiten wiederholen.

Schüler, Eltern, Lehrer und Direktoren seien zutiefst verunsichert, zumal auch bis dato Vorzugsschüler plötzlich in den „Genuss“ von Nachhilfe kommen, um die Aufgabenstellungen positiv bewältigen zu können. Die Zentralschularbeit umfasste zwei Teile zu je 75 Minuten, im ersten Teil würden Grundlagenkompetenzen abgefragt, die jedenfalls positiv zu absolvieren seien, andernfalls die Gesamtnote nicht positiv sein könne, ungeachtet wie der zweite Teil zu den erweiterten Kompetenzen beurteilt wird. Darüber hinaus gab es zu den Mathematikaufgaben Textangaben in der Länge von 21 Seiten, die laut Zeitungsartikel vor allem an Schulen mit hohem Anteil an Jugendlichen mit nicht deutscher Muttersprache problematisch seien.

Einem Briefwechsel zwischen dem Direktor des BIFIE und dem Vater einer von „Modellschularbeiten“ betroffenen Maturantin - dieses Schreiben ist auch an Sie und alle Bildungssprechern der Parlamentsfraktionen ergangen - ist ebenfalls zu entnehmen, dass die Abwicklung von Modellschularbeiten allen Beteiligten große Schwierigkeiten bereitete. Im konkreten Fall erläutert der Vater, dass selbst seine bis zu diesem Zeitpunkt in Mathematik ausgezeichnete Tochter trotz intensiver Vorbereitung aller vom BIFIE im Internet zur Verfügung gestellten Beispiele die Modellschularbeit nicht positiv bewältigen konnte. Der Direktor des BIFIE spricht in seiner Replik an den Vater von „fordernden Umständen“ für die Schüler und bezeichnet die Rückmeldungen zur Modellschularbeit selbst als „differenziert“.

 

Die unterfertigten Abgeordneten richten daher an die Frau Bundesminister für Bildung und Frauen nachstehende

Anfrage

 

1)     Entspricht es Ihren Vorstellungen von der Durchführung der Zentralmatura, dass AHS-Schüler ganz offensichtlich nicht ausreichend vorbereitet mit nahezu nicht bewältigbaren Aufgabenstellungen konfrontiert werden sollen und quasi „wehrlos“ „enormen Veränderungen ausgesetzt werden, die jede einzelne Maturantin und jeden einzelnen Maturanten persönlich betreffen und fordern“, wie dies der Direktor des BIFIE im o.a. Schreiben ausdrückt?

a.   Welche empirische Datenlage bzw. welche Überlegungen liegen der o.a. Aufgabenaufbereitung zugrunde?

b.   Welche konkreten Vorbereitungsschritte mussten/müssen von den Lehrern durchgeführt werden?

c.   Wie wird konkret sichergestellt, dass die Schüler ausreichend vorbereitet werden, damit sie der Aufgabenstellung gewachsen sind?

 

2)     Wie wird von Seiten Ihres Ressorts die vom BIFIE-Direktor als „differenziert“ bezeichneten Rückmeldungen bewertet und wird es aufgrund dieser „differenzierten“ Rückmeldungen Optimierungsmaßnahmen geben?

a.   Wenn ja, welche werden das konkret sein?

b.   Wenn nein, warum nicht?

 

3)     Der Direktor des BIFIE erläutert im o.a. Schreiben weiter, dass der Stoff der Schularbeit und der diesbezügliche Fokus bereits Ende August an alle Schulen übermittelt und auf die Möglichkeit hingewiesen worden sei, die Schularbeit zur Übung und ohne Einfluss auf die Notengebung zu nutzen. In welche Form und mit welchen Erläuterungen wurde der Stoff an die Lehrer übermittelt?

a.   Unterlag/unterliegt der Einsatz der Modellmaterialien bestimmten Richtlinien?

b.   Werden den Lehrern Parameter beigegeben, an Hand derer sie etwaigen „Nachbesserungsbedarf bei den Grundkompetenzen“ festzustellen haben?

c.   Entspricht die o.a. Aufgabenstellung mit 21 Seiten Textangaben und zweimal 75 Minuten Teilprüfungen dem Umfang einer Mathematik-Zentralmatura?

 

4)     Laut o.a. Artikel müssen aufgrund der großen Anzahl von Nicht Genügend die Schularbeiten wiederholt werden. Wie wird deren Durchführung erfolgen?

a.   Von welcher Stelle werden die dazu erforderlichen Aufgabenstellungen zusammengestellt?

b.   Wird die dabei angewendete Vorgehensweise maßgeblich für die Durchführung der Zentral-Matura sein?

c.   Welchen konkreten Beitrag wird das BIFIE zur Optimierung der Abwicklung leisten?

 

5)     Der Direktor des BIFIE meint in seiner Replik, sollte ein einzelnes Kind Schwierigkeiten mit einer Schularbeit haben, könne es sich an die Teamleiterin Reifeprüfung Mathematik wenden und das BIFIE werde beratend zur Seite stehen. Gehört dies zum Aufgabenprofil des BIFIE?

a.   Wenn ja, wird die Unterstützung nur bei Anfrage gewährt oder wird es generelle Maßnahmen geben?

                    i.    Wie viele Ansuchen um Unterstützung gab es bis dato?

                   ii.    Wer nimmt die Beratungen konkret vor?

                  iii.    Erfolgt eine solche Beratung vor Ort an den betroffenen Schulen?

                  iv.    Welche Stelle übernimmt dafür die Kosten?

 

6)     Auf der Website des BIFIE ist zu lesen, dass die vom BIFIE künftig gesammelten Informationen der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. Welche Informationen kann das BIFIE im gegenständlichen Fall der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung stellen und wo können diese Informationen abgerufen werden?

 

7)     Haben Sie bzw. Ihr Ressort Kenntnis von Daten über ein Ansteigen von Depressionen, Angstzuständen und sonstigen psychischen Belastungserkrankungen unter Oberstufenschülern im Zusammenhang mit der Zentralmatura?

a.   Wenn ja, wie stellt sich deren Entwicklung dar?

b.   Wenn nein, werden Sie solche Daten erheben lassen?

 

8)     Im o.a. Artikel wird berichtet, dass vor allem an Schulen mit hohem Anteil an Jugendlichen mit nicht deutscher Muttersprache Textaufgaben problematisch seien. An welchen AHS bzw. Höheren Schulen mit Maturaabschluss liegt im aktuellen Schuljahr der Anteil an Schülern mit nicht deutscher Muttersprache signifikant höher als der Bundesdurchschnitt? (Auflistung bitte nach Bundesländern und politischen Bezirken)

a.   Gab/gibt es an diesen Schulen Schwierigkeiten im Textverständnis im Rahmen von Arbeiten zur Mathematikmatura bzw. in Vorbereitung auf eine solche?

                    i.    Wenn ja, welche Maßnahmen wurden/werden getroffen, um diese zu beheben?