6028/J XXV. GP

Eingelangt am 08.07.2015
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ANFRAGE

 

des Abgeordneten Mag. Haider

und weiterer Abgeordneter

 

an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz

betreffend Golden Age Index

 

Die Presse, vom 24.06.2015

 

"Die Wiener RHI gehört zu den führenden Industriekonzernen Österreichs. Zuletzt setzte die Firma mit 8000 Mitarbeitern 1,72 Milliarden Euro um. Firmenchef Franz Struzl feiert am 3. Juli seinen 73. Geburtstag. Im Vorjahr wurde sein Vertrag bis 2017 verlängert. Doch der RHI-Chef ist eine Ausnahme, wie der am Mittwoch veröffentlichte „Golden Age Index“ des Unternehmensberaters PWC zeigt. Dabei wurden 34 Länder unter die Lupe genommen. Für die Berechnung des Index wurden mehrere Faktoren herangezogen, wie die Beschäftigungsquote der 55- bis 64-Jährigen sowie der 65- bis 69-Jährigen, das durchschnittliche Pensionsantrittsalter, der Anteil der Frauen und die Teilzeitbeschäftigung bei älteren Arbeitskräften. Österreich liegt auf Rang 22 und schneidet damit nicht besonders gut ab. Allerdings hat sich Österreich im Vergleich zum Jahr 2007 um zwei Plätze verbessert, denn immer mehr Menschen gehen später in Pension. Im internationalen Vergleich ist das Pensionsantrittsalter in Österreich allerdings noch immer zu niedrig.

Laut PWC-Daten sind in Österreich nur rund zehn Prozent der 65- bis 69-Jährigen beschäftigt, zwischen 55 und 64 Jahren sind es rund 40 Prozent – die Hälfte davon in Teilzeitjobs. „Hier gibt es deutlich Potenzial nach oben“, sagt Olivia Stiedl von PWC Österreich. Mit der Studie steigt der Druck auf die Regierung für eine Pensionsreform. Die ÖVP verlangt rasch Maßnahmen, sonst sei das Pensionssystem auf Dauer nicht finanzierbar. Doch Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) bremst. Auch in anderen Ländern gibt es darüber Debatten. In Deutschland forderte der Wirtschaftsrat der regierenden CDU mehrmals die Rente mit 69 Jahren. Den besten Indexwert weist laut PWC mit 93,4 Punkten Island auf, gefolgt von Neuseeland, Schweden, Israel und Norwegen. Auf den hintersten Plätzen befinden sich die Türkei, Slowenien, Luxemburg und Ungarn. Auch Griechenland schafft es nur auf Rang 29. PWC-Expertin Stiedl fordert die Wirtschaft und die Staaten auf, Anreize für ältere Arbeitnehmer zu schaffen, damit diese länger im Arbeitsprozess bleiben oder neu einsteigen. Vor allem bei älteren Frauen sei die Beschäftigungsquote zu erhöhen. Das wirke sich positiv auf die Wirtschaftsleistung aus. Weiters werden die immer teureren Pensions- und Gesundheitssysteme entlastet.

Wäre etwa die Beschäftigungsquote in Großbritannien in der Altersgruppe zwischen 55 und 69 Jahren ebenso hoch wie im EU-Musterland Schweden, ließe sich laut PWC das britische BIP um umgerechnet 140 Milliarden Euro steigern. Für Österreich hat PWC keine Vergleichszahl berechnet, doch auch hier dürfte das BIP deutlich wachsen. Damit Menschen später in Pension gehen, muss sich die Arbeitswelt ändern. PWC schlägt mehr Flexibilität, neue Berufsbilder oder vorübergehende Karrierepausen vor. Auch neue Vergütungskonzepte sind gefragt. Einige Wirtschaftsexperten fordern Änderungen beim Senioritätsprinzip. Da ältere Mitarbeiter oft deutlich mehr verdienen als jüngere, werden sie von manchen Firmen in die Pension gedrängt. Einige ältere Menschen wollen länger arbeiten, aber nicht 40 Stunden in der Woche. Daher dürfte es bald den Trend der Teilzeitpension geben."

 

In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz nachfolgende

Anfrage

1.     Worauf führen Sie als Arbeits- und Sozialminister das schlechte Abschneiden Österreichs im "Golden Age Index" des Unternehmensberaters PWC zurück?

 

2.    Unterstützen Sie als Arbeitsminister eine Verlängerung der Berufstätigkeit und eine Anhebung des Pensionsantrittsalters in Österreich?

 

3.    Wenn ja, wie werden Sie sich dafür einsetzen? Wenn nein, warum nicht?

 

4.    Würden Sie als Arbeitsminister gerade bei der Anzahl der älteren in Österreich Teilzeitbeschäftigten Potential nach oben erkennen?

 

5.    Wenn ja, mit welchen Maßnahmen gedenken Sie den Vollzeitverbleib von Arbeitnehmern im Berufsleben zu fördern? Wenn nein, warum bedarf es keiner derartigen Maßnahmen?

 

6.    Wie stehen Sie als Arbeitsminister zu den unterschiedlichen Konzepten wie: Pensionsantrittsalter-Anhebung, Arbeitswochenzeitverkürzung und Teilzeitbeschäftigungen?


7.    Handelt es sich hierbei um einander widersprechende Forderungen? Bzw. welche davon sollten gemäß Ihres Ministeriums umgesetzt werden und auf welche Art und Weise sollte hierbei vorgegangen werden?

 

8.    Den besten Indexwert weisen gemäß der PWC Studie Island, Neuseeland und Schweden auf. Sollte sich Österreich an diesen Ländern hinsichtlich des Pensionsantrittsalters ein Vorbild nehmen?

 

9.    Wenn ja, wie können in Österreich vermehrt Anreize für ältere Arbeitnehmer geschaffen werden? Wenn nein, warum sollte sich Österreich nicht an diesen Staaten orientieren?

 

10. Wie stehen Sie als Arbeitsminister zu der Aussage, dass gerade bei älteren Frauen die Beschäftigungsquote erhöht werden sollte, da sich dies positiv auf die Wirtschaftsleistung auswirken würde?

 

11. Für die Steigerung der Beschäftigungsquote schlägt PWC Maßnahmen wie mehr Flexibilität, neue Berufsbilder, vorübergehende Karrierepausen oder auch neue Vergütungskonzepte vor. Wie stehen Sie als Arbeitsminister zu diesen Vorschlägen?

 

12. Was halten Sie seitens Ihres Ministeriums vom Trend der sogenannten "Teilzeitpension"?