Der Missbrauch beim Sterben.

Speziell klerikale und christliche Gruppierungen scheinen sich besonders gegen Sterbehilfe und selbstbestimmtes Ableben zu wenden. Als Argument wird genannt, das Leben sei von Gott geschenkt und es liege daher in seinen Händen es wieder zu nehmen. Aus sei Missbrauch Tür und Tor geöffnet.

Einem Gläubigen sei es unbenommen, es so zu halten.

Einem Realisten und nicht an solche Vorstellung Gebundenen erscheint so ein Gedanke wie eine entwürdigende Bevormundung oder sogar Vergewaltigung.

Speziell mir, der ich als Kind den sexuellen Übergriffen eines Präfekten in einem katholischen Internat ausgeliefert war und mir deshalb einen Suizid nur durch Zufall nicht gelang, und ich mir nach dem Misslingen vornahm mein Leben doch weiter zu führen und mein Schiksal anzunehmen, ist  der Gedanke abscheulich es am Lebensende in die Hände eines Gottes dieser Kinderschänder-Sekte zu legen. Noch dazu, wo sowohl der Orden und auch der Staat jede Verantwortung für die zugefügten Verbrechen ablehnt.

Ich sehe die religiös motivierte Verweigerung von Sterbehilfe als unerträglichen und wiederholten Missbrauch klerikal gesteuerter Gruppen!

Der Kirche geht es bei diesem Thema doch nur darum ihr letztes noch verbliebenes Geschäft als "Sterbeverein" nicht zu verlieren.

 

Ein weiteres Motiv zur Verweigerung der Sterbehilfe kommt vermutlich aus der Erfahrung der NS-Zeit und der damals praktizierten Euthanasie und dem daraus resultierenden schlechten Gewissen. 

Obwohl auch meine Großmutter ein Euthanasie-Opfer (T4) noch Jahre vor dem Holocaust war, und sie sicher nicht freiwillig aus dem Leben schied, wie leider mein Großvater deshalb kurz danach, will ich mir das Recht auf Sterbehilfe nicht nehmen lassen.  

Wie aber der österreichische Staat mit Nachkommen von T4- Opfern im Gegensatz zum Holocaust umgeht, steht auf einem anderen (Kirchen-)Blatt. 

Das religiöse schlechte Gewissen stinkt zum Himmel, wo allerdings sicher Niemand ist ...

 

Mir hat kein Gott das Leben geschenkt, sondern die Liebe meiner Eltern! Und nur aus Liebe zu meinen Kindern hab ich es weiter gelebt. Und wer will meinen Kindern verbieten, mir beim Sterben zu helfen?

Auch glaube an ein Weiterleben nach dem Tod, aber nicht in meinem Bewusstsein, sondern in Ihren und Eurem ... 



Sepp Rothwangl

Obmann Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt

und Mitinitiator der Initiative gegen Kirchenprivilegien