717/A(E) XXVI. GP
Eingebracht am 28.03.2019
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Original sind möglich.
Entschließungsantrag
des Abgeordneten Bruno Rossmann, Kolleginnen und Kollegen
betreffend Informationskampagne zur Schädlichkeit von Zigarettenstummeln in der Umwelt
BEGRÜNDUNG
Weltweit werden jedes Jahr laut Institut für Landschaftsökologie und Ressourcenmanagement der Justus-Liebig-Universität Gießen 5,6 Billionen Zigaretten geraucht und etwa 4,5 Billionen davon unsachgemäß entsorgt. Das bedeutet, dass 80 Prozent aller Zigarettenfilter auf dem Boden bzw. in der Kanalisation oder offenen Gewässern und somit in der Natur landen. Zigarettenstummel gehören somit zu den am häufigsten in der Umwelt entsorgten Gegenständen. Sie sind überhaupt die am zweithäufigsten weggeworfenen Einwegartikel aus Kunststoff. In der Studie „Tobacco and its Environmental Impact" der WHO heißt es, dass Zigarettenfilter 30 - 40 Prozent des Gesamtmülls ausmachen, der in Städten vom Boden gesammelt wird. In Österreich werden jährlich um die 16 Milliarden Zigaretten geraucht. Die Menge an gerauchten Zigaretten ergibt hierzulande einen Müllberg von rund 4.500 bis 5.500 Tonnen Zigarettenstummeln pro Jahr. Allein in Wien landen jährlich rund 868 Millionen Zigarettenstummel auf dem Boden.
Das ist ein großes Problem für die Umwelt, denn Zigarettenstummel sind als umweltgefährdend und toxisch einzustufen. Zum einen bestehen sie aus Plastik, was den meisten Menschen nicht bewusst ist, da die Filter wie Watte aussehen - sie sind also nicht biologisch abbaubar, sondern zerfallen zu Mikroplastik. Vögel, Fische und andere Tiere fressen diese winzigen Teilchen und verenden daran. Biologische Filter könnten zumindest dieses Plastikproblem lösen.[1] Zum anderen enthalten die Stummel aber auch Teer, Nikotin, Arsen, Blei, Blausäure, Dioxine und bis zu 7000 weitere giftige Chemikalien und Schwermetalle. In der Kanalisation oder in offenen Gewässern geben die Zigarettenfilter diese Schadstoffe ins Wasser ab, sie gelangen somit in das Ökosystem. Auch die Giftstoffe aus im Freien herumliegenden Zigarettenfiltern werden ausgewaschen und reichern sich in den Böden, im Grundwasser und in weiterer Folge im Trinkwasser an. Ausgeschwemmte Stoffe wie Cadmium, Arsen und Quecksilber sind krebserregend, während Benzo(a)pyren sogar direkt an der DNA andockt und unser Erbgut schädigt. Andere Stoffe wie N-Nitrosodimethylamin führen neben Krebs zu Leberzirrhose, und der in Zigaretten enthaltene Tabak kann über den bei seinem Anbau ausgebrachten Dünger sogar radioaktives Polonium 210 enthalten.
Die Auswirkungen auf den Wasserhaushalt sind enorm. Ein einziger Zigarettenstummel in einem Gewässer kann zwischen 500 und 1000 Liter Wasser verunreinigen. Ein einziger auf den Boden geworfener Zigarettenstummel kann außerdem bis zu 40 Liter Grundwasser verseuchen. Eine Studie aus dem Jahr 2011 von Thomas Novotny, Professor der Division of Epidemiology and Biostatistics an der San Diego State University führte zu dem Ergebnis, dass ein Zigarettenstummel pro Liter Wasser ausreicht, um die Hälfte der darin schwimmenden Fische zu töten. In dem Versuch trieben nach vier Tagen die ersten Tierchen leblos an der Oberfläche. Kleinere Wassertiere reagieren dabei meist noch sensibler auf die Giftstoffe. Das Team um Professor Thomas Novotny wies außerdem nach, dass das Gift auf diesem Weg auch in die Nahrungskette gelangen kann. Allerspätestens da kommt das Problem wieder beim Menschen an: Laut WHO können mindestens 50 der ausgeschwemmten Stoffe Krebs erregen.
Eine Zigarette ist in wenigen Minuten geraucht, belastet die Umwelt aber noch jahrelang. Gesundheitsfolgen des Tabakkonsums beim Menschen sind weitestgehend bekannt, die Umweltprobleme durch die toxischen Stummel dagegen nicht. Es hilft also, Zigarettenstummel in einem Mistkübel (Restmüll) zu entsorgen und sie nicht auf die Straße oder in einen Kanal zu werfen. Um das Bewusstsein für die sachgerechte Entsorgung von Zigarettenabfällen zu verbessern, stellen
die unterfertigenden Abgeordneten daher folgenden
ENTSCHLIESSUNGSANTRAG
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Nachhaltigkeit und Tourismus, wird aufgefordert, rasch eine Informationskampagne über die Schädlichkeit von Zigarettenfiltern in der Umwelt, insbesondere in den Abwassersystemen, auf den Weg zu bringen."
In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Umweltausschuss vorgeschlagen.