3085/J XXVI. GP

Eingelangt am 14.03.2019
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ANFRAGE

 

der Abgeordneten Kovacevic,

Genossinnen und Genossen

an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung

betreffend unbegründete Verzögerung des Starts der neuen HTL in Reutte

In der „Tiroler Tageszeitung“ vom 27. Februar war offensichtlich auch zum größten Erstaunen der Tiroler Landesregierung folgender Artikel zu lesen:

„Reutte, Innsbruck, Wien – An die 25 Außerferner Schüler und Schülerinnen müssen für heurigen Herbst umplanen. Sie werden keine Ausbildung an einer HTL im Bezirk Reutte beginnen können. Der Start der HTL für Wirtschaftsingenieurwesen mit Schwerpunkt Betriebsinformatik für das Schuljahr 2019/20 wurde vom Bildungsministerium in Wien nicht genehmigt. Fragen seien noch offen, heißt es knapp. Alle Schulen in der Region West (Reutte, Imst, Landeck) wurden bereits schriftlich davon in Kenntnis gesetzt. Die HTL wäre an der Handelsakademie in Reutte angesiedelt gewesen, wo Direktor Werner Hohenrainer für das Gesamtkonzept zum Neustart verantwortlich zeichnet.

Landesrätin Beate Palfrader, Präsidentin der Bildungsdirektion Tirol, erklärt auf TT-Anfrage, dass sie auch gerne wüsste, warum der Start nicht möglich ist. „Wir haben beim Bildungsministerium natürlich auf eine Entscheidung gedrängt, da sich die Schüler zum Frühjahrssemesterstart ja für den Herbst entsprechend anmelden müssen. Die Antwort aus Wien war ein knapper Zweizeiler ohne nähere Information.“ Palfrader vermutet, dass eine Unsicherheit darin gelegen haben könnte, ob genügend qualifiziertes Lehrpersonal gefunden werden könne. Schließlich könnten nicht einfach Berufsschullehrer eingesetzt werden. Direktor Hohenrainer sieht hier aber kein großes Problem. Denn bei Plansee und den E-Werken gebe es genügend Fachkräfte in den IT-Abteilungen, deren pädagogische Qualifikation nachjustiert werden könnte. Plansee spielt überhaupt eine sehr große Rolle im Konzept und würde auch seine Werkstätten zur Verfügung stellen, was die Kosten zum Start erheblich senken würde. Denn eine teure Vollausstattung für eine neue HTL würde wohl alles zum Kippen bringen, weiß Hohenrainer. Reuttes Wirtschaftskammerstellenleiter Wolfgang Winkler spricht überhaupt davon, dass durch das Entgegenkommen Plansees eine HTL in Österreich wohl noch nie so günstig implementiert werden könnte.

„Wir haben unsere Hausaufgaben jedenfalls gemacht und könnten starten. Ich gehe davon aus, dass dies nächstes Jahr dann auch passieren wird“, sagt Beate Palfrader. Sehr verärgert über den Nicht-Start soll Landeshauptmann Günther Platter sein, der sich persönlich für die Errichtung der HTL im Außerfern starkgemacht hatte. Paul Gappmaier, Direktor der Bildungsdirektion weiß, dass es zwischen LH Platter und dem zuständigen Minister aber ein „politisches Commitment dazu gibt“. Für Gappmaier ist die Installierung der HTL deshalb prinzipiell nicht mehr in Frage gestellt. Nur der Zeitpunkt sei offen, ein Start im Herbst 2020/21 mehr als wahrscheinlich. „Die großen Dinge“ sind für Gappmaier jedenfalls geklärt. „Ich vermute auch, dass offene Fragen die Lehrkräfte betreffen könnten. Wir warten auf das Schreiben des Ministeriums, was es noch zu erheben gilt. Das Konzept ist sehr gut und schlüssig“, so der Chef der Tiroler Schulbehörden.“

Das Erstaunen darüber, dass die neue HTL nicht wie geplant bereits im Schuljahr 2019/20 ihren Betrieb aufnehmen könne, war groß, denn dass es eine HTL für "Digitale Technologien" im Bezirk Reutte braucht, darin herrscht im Bezirk und im Land seit längerer Zeit Einigkeit. Wirtschaft, Gemeinden, Sozialpartner und Vertreter aller Parteien wünschen sich diese Schule.

 

Ebenso bestätigt das „Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft“ (ibw) in seiner 2017 im Auftrag der Wirtschaftskammer Tirol publizierten Studie den dringenden Bedarf der neuen Schule: „Die generelle Zustimmung für die Etablierung einer HTL in Reutte mit Ausbildungsschwerpunkt ´Digitale Technologien` sowie die konkret geäußerten Bedarfe an AbsolventInnen (rund 120 jährlich) sind bei den befragten Tiroler Unternehmen überaus hoch. Sowohl der regionale Mangel an IT-Fachkräften in Tirol als auch die generelle österreichweite Nachfrageentwicklung im IT-Bereich stellen die Grundlage für positive Beschäftigungsaussichten dar. Somit ist davon auszugehen, dass jährlich für deutlich mehr als eine Jahrgangsklasse sowohl aus kurz- als auch aus mittel- und langfristiger Perspektive in Tirol (Reutte) eine nachhaltige Nachfrage nach HTL-AbsolventInnen der Informationstechnologie besteht“. (HTL-„Digitale Technologien“. Bedarfs- und Akzeptanzanalysen für die Region Reutte. Seite 2)

 

"Tirol hat seine Hausaufgaben gemacht, jetzt liegt es am Bund" und Sowohl die Frage des Standorts, der Räumlichkeiten und des Lehrpersonals ist geklärt“, stellte Tirols Landtagspräsidentin Sonja Ledl-Rossmann noch vor einem halben Jahr in einem Interview mit den „Bezirksblättern“ am 07. Oktober 2018 fest und verwies auf den einstimmigen Landtagsbeschluss vom 02. Oktober 2018, in dem die Einrichtung einer HTL für „Digitale Technologien“ im Bezirk Reutte gefordert wird. Von Seiten Tirols wurde jedenfalls bereits frühzeitig grünes Licht für einen Start im Schuljahr 2019/20 gegeben.

 

Doch scheint nun der Start der HTL für Wirtschaftsingenieurwesen mit Schwerpunkt Betriebsinformatik für das Schuljahr 2019/20 vom Bildungsministerium nicht genehmigt worden zu sein – und dies offenbar ohne genauere Begründung bzw. Erklärung der noch offenen Fragen.

 

Folglich richten die unterfertigenden Abgeordneten an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung nachstehende

 

Anfrage

 

 

1.       Mit welcher Begründung hat das BMBWF den Start für die HTL für Wirtschaftsingenieurwesen mit Schwerpunkt Betriebsinformatik in Reutte für das Schuljahr 2019/20  nicht genehmigt?

 

2.       Welche mit der Genehmigung in Zusammenhang stehenden Fragen sind noch offen?


3.       Wie beurteilt das BMBWF die Personalsituation bzgl. ausreichend qualifiziertem Lehrpersonal für diese HTL?

 

4.       Seit wann besteht im BMBWF Klarheit darüber, dass ein Start im Schuljahr 2019/20 nicht möglich sein wird?

 

5.       Wann wurden die Schulen in der Region West (Reutte, Imst, Landeck) über die Verzögerung informiert?

 

6.       Wann wurde die Tiroler Landesregierung, resp. Landesrätin Mag.a Dr.in Beate Palfrader, ihres Zeichens Präsidentin der Bildungsdirektion Tirol, darüber informiert?

 

7.       Wie beurteilen Sie das bestehende Konzept für die Installierung der geplanten HTL für „Digitale Technologien“ in Reutte?

 

8.       Gibt es seitens des BMBWF überhaupt eine grundsätzliche Zustimmung zur Einführung dieser HTL?

 

9.       Wenn ja, wann wird die Schule den Betrieb definitiv aufnehmen können? Ist ein Start im Schuljahr 2020/21 realistisch?

 

10.   Wenn nein, bis wann wird die Entscheidung des BMBWF – in Hinblick auf die weiteren Planungen – bekanntgegeben?

 

11.   Welche Faktoren sprechen gegen die Errichtung der geplanten HTL?

 

12.   Welcher Mindest-Zeitrahmen für noch zu treffende Planungen wird ab Genehmigung durch das BMBWF bis zum Start der neuen HTL realistisch noch benötigt werden?