3821/J XXVI. GP

Eingelangt am 02.07.2019
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Anfrage

 

der Abgeordneten Elisabeth Feichtinger,
Genossinnen und Genossen

an die Bundesministerin für Nachhaltigkeit und Tourismus

betreffend „hochwertiges“ Rindfleisch aus Feedlots

Seit 2009 gewährt die EU ein Importkontingent von 48.200 Tonnen Rindfleisch. Dieses Rindfleisch kann,  wenn es bestimmte Kriterien erfüllt, zollfrei in die EU geliefert und als „Qualitätsrindfleisch“ etikettiert werden.  In der Durchführungsverordnung 481/2012 ist festgelegt, dass die Rinder höchstens 30 Monate alt sein und in den letzten 100 Tagen eine bestimmte Kraftfuttermischung erhalten müssen, in einer Menge, die einer täglichen Gewichtszunahme von wenigstens 1,4% entspricht.[1]

Durch die Zollfreiheit dieser Produkte hat die EU auch Ländern mit traditioneller Weidetierhaltung einen klaren Anreiz gegeben, Rinder nicht mehr ausschließlich auf der Weide zu halten, sondern für die letzte Mastphase in Freiluftstallungen - so genannte Feedlots zu pferchen.   

In der Sendung „Fakt“ vom 5. März 2019 zeigte der ARD Bilder der Animal Welfare Foundation, die ein verheerendes Bild vom Leben der Rinder in diesen Maststationen zeichnen.[2]  Die Tiere sind dort in Mengengrößen von 500 – 20.000 auf verhältnismäßig engem Raum, ohne Rückzugsmöglichkeit, ohne Witterungsschutz und ohne Weidezugang eingesperrt und waten teilweise knietief durch ein Gemisch aus Dreck und Exkrementen.  

Auch die einseitige Ernährung mit Kraftfutter – zumeist Mais, Soja und Getreide – wird für die Weidetiere als nicht artgerecht bezeichnet. Laut Adrian Steiner, Leiter der Nutztierklinik der Universität Bern, kann diese Form der falschen Ernährung Krankheiten begünstigen und zu einer Entzündung von Pansen und Klauen führen.[3]

 

Aus diesem Grund richten die unterzeichneten Abgeordneten an die Bundesministerin für Nachhaltigkeit und Tourismus folgende

 

Anfrage

 

1.       Welche weiteren Länder dürfen mittlerweile das von der EU 2009 ursprünglich den USA gewährte Import-Kontingent für hochwertiges Rindfleisch nutzen?

2.       Wie hat sich der Import von Rindfleischprodukten, bei denen die Tiere zuvor in Feedlots gehalten wurden, in den Jahren 2010 bis heute entwickelt (Jahr, Exportland, Menge)?

3.       Wie hat sich der Import von Rindfleischprodukten, bei denen die Tiere zuvor ausschließlich auf der Weide gehalten wurden, in den Jahren 2010 bis heute entwickelt (Jahr, Exportland, Menge)?

4.       Muss auf den Verpackungen von Fleischprodukten, deren Tiere in Feedlots gehalten wurden, explizit auf diese Haltungsform hingewiesen werden? Falls ja, in welcher Form? Falls nein, warum nicht?

5.       Welche Angaben müssen auf Verpackungen von Fleischprodukten, deren Tiere in Feedlots gehalten wurden, gemacht werden? Halten Sie diese Angaben für ausreichend, um den Konsumenten über die Produktqualität und die Lebensbedingungen der Tiere zu informieren? Falls ja, warum? Falls nein, wie wollen Sie die Konsumenteninformation verbessern?

6.       Wie bewerten sie, aus Perspektive des Tierwohls und der artgerechten Tierhaltung, die Lebensbedingungen in Feedlots?   

7.       Halten sie Abbildungen von auf Weiden grasenden Rindern auf Produktverpackungen für irreführend, wenn die Tiere des entsprechenden Produktes, zumindest das letzte Zehntel ihres kurzen Lebens in Feedlots verbracht haben? Falls nein, warum nicht?

8.       Welche chemisch-synthetischen Pestizide dürfen in den Mercosur-Staaten, den USA, Kanada, Neuseeland und Australien im Anbau von Tierfutter verwendet werden? Welche dieser Pestizide sind in der EU beim Anbau von Tierfutter verboten?

9.       Welche Grenzwerte bestehen für die verwendeten Pestizide im Tierfutter in den Mercosur-Staaten, den USA, Kanada, Neuseeland und Australien und welche Grenzwerte bestehen in der EU?

10.   Welche Pestizidgrenzwerte gibt es für importiertes Rindfleisch in die EU und wie haben sich diese Grenzwert in den letzten 25 Jahren verändert?

11.   Welche Pestizidgrenzwerte gibt es für importiertes Tierfutter in die EU und wie haben sich diese Grenzwert in den letzten 25 Jahren verändert?

  



[1] https://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2012:148:0009:0014:DE:PDF

[2] https://www.mdr.de/investigativ/video-280356_zc-f80c8d3a_zs-0fdb427d.html

[3] https://www.srf.ch/news/wirtschaft/feedlots-in-uebersee-ungesunde-mastform-fuer-premium-rindfleisch