928/J XXVI. GP

Eingelangt am 17.05.2018
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Anfrage

 

der Abgeordneten Claudia Gamon, Kolleginnen und Kollegen

an den Bundesminister für EU, Kunst, Kultur und Medien

betreffend internationale Kooperation des ORF

Es wird an der Zeit neue Mediengattungen zu berücksichtigen. Die langsame, aber sichere Ablöse des linearen Medienkonsums zu Gunsten des non-linearen On-Demand-Sehens findet längst statt. Andere Länder sind da längst weiter als Österreich: In Großbritannien etwa wurde dieser Tage ein Ausbau der Kooperation zwischen BBC und Netflix bekannt gegeben. Diese Kooperation macht aus Sicht des öffentlich-rechtlichen Rundfunks durchaus Sinn – schafft er es doch so in Zeiten des Medienwandels relevant und damit am Leben zu bleiben. Den Medienwandel für sich zu nutzen geht auch ohne Netflix: Vor wenigen Tagen haben die drei größten öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten Europas BBC, ZDF und die italienische RAI eine Koproduktionsallianz gegründet. Sie werden zusammen mit den Rundfunkanstalten aus der Schweiz, Belgien und Spanien zusammen Filme und Serien produzieren:

"European public broadcasters France Télévisions, Rai and ZDF have unveiled the first projects to be developed under the rubric of an alliance announced yesterday (4.5.2018, Anm.) at the Series Mania event in Lille to address the challenge posed by the likes of Netflix and other subscription video-on-demand providers. ´The arrival of new international players in the fiction market and notably on the SVOD market has disrupted the European audiovisual landscape. Faced with this new and international movement [established players] are reinventing themselves andenvisaging a new era in their collaboration,´ said France Télévisions. In addition to France Télévisions, Rai and ZDF, the alliance will also extend to privileged partners including Spain’s RTVE, Belgium’s RTBF and VRT and Switzerland’s RTS. Other public broadcasters will be welcomed if they want to join. The goal of the alliance is to develop fiction programming with international appeal, allowing participating pubcasters to reserve the rights to the shows. The agreement envisages multiple forms of co-production between two or more players." (https://tbivision.com/2018/05/10/tbi-weekly-3-moves-that-may-chip-at-netflix-dominance/, am 16.05.2018)

Wie oben skizziert, bedeuten stetig wachsende SVOD-Nutzer_innenzahlen eine Herausforderung für Rundfunkanstalten mit linearem Contentangebot. Allein die Anzahl der Netflix-Konsument_innen in Großbritannien entspricht inzwischen der Einwohnerzahl Österreichs. Die erwähnten Medienhäuser haben die Umbrüche, der durch die Digitalisierung geschaffenen neuen Formen des Mediennutzungsverhaltens, erkannt. Das erwähnte Arbeitsübereinkommen ist eine logische Konsequenz dessen - nur durch das Nutzen "neuer" Technologien können öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten in den nächsten Jahren für Medienkonsument_innen auch relevant bleiben. Darüber hinaus wirkt eine gemeinsame Initiative europäischer Anstalten einer Monopolisierung von Conentproduktion und -wiedergabe und damit der Konzentration von Macht in den Händen einiger weniger globaler Player entgegen.

 

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgende

Anfrage:

 

1.    Ist Ihnen die Allianz von ZDF, France Télévisions und Rai bekannt?
a. Wenn ja, wie schätzen Sie diese ein?

2.    Ist Ihnen bekannt, ob der österreichische Rundfunk (ORF) an Gesprächen im Vorfeld der Allianzvereinbarung der oben erwähnten Medienhäuser eingebunden war?
a. Wenn nein, warum nicht?
b. Wenn ja, was ist Ihnen darüber bekannt?

3.    Wie beurteilen Sie eine etwaige Teilhabe des ORF an einer solchen Allianz?

4.    Welche konkreten Maßnahmen werden Sie auf europäischer Ebene setzen um rechtliche Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass Europas öffentlich-rechtliche Medienhäuser den Herausforderungen eines konzenrierten, internationalen Medienmarktes begegnen können?
a. Oder ziehen Sie nationale Lösungsansätze vor?