1142/A(E) XXVII. GP
Eingebracht am 10.12.2020
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ENTSCHLIESSUNGSANTRAG
der Abgeordneten Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen
betreffend Start-Up Finanzierung durch Wachstumsfonds
"Gebt unserer Generation die Chance, die fast €90 Milliarden an Staatsschulden wieder zurück zu zahlen - Investieren wir jetzt klug in Unternehmen und Wirtschaftsstandort der Zukunft."
Österreich braucht mehr denn je eine zukunftsfähige Wirtschaftsagenda, um es auch der heranwachsenden Generation in diesem Land zu ermöglichen, qualifizierte Jobs in erfolgreichen Unternehmen auszuüben und somit Wohlstand zu erwirtschaften. Anstatt vorrangig die bestehende Wirtschaftsordnung zu konservieren, muss der Fokus wieder mehr auf Zukunftsinvestitionen und auf der damit verbundenen Finanzierung liegen.
Österreich hat viele mutige Menschen mit guten Ideen, sowie zahlreiche junge und innovative Unternehmen. Vielen Neugründungen fehlt es aber nach ersten Wachstumsschritten an größeren Finanzierungen. Daher ist es wichtig, die Eigenkapitalfinanzierung österreichischer Unternehmen zu verbessern. Eigenkapitalgeber sind an Gewinnen wie an Verlusten beteiligt und tragen daher das unternehmerische Risiko mit. Zudem eignet sich Eigenkapital deutlich besser für die Finanzierung von innovativen Projekten, die oft mit hoher Unsicherheit verbunden sind und erst verzögert Gewinne erzielen.
In Österreich führen private Beteiligungen an Unternehmen (Private Equity) und Venture Capital (Wagnis- oder Risikokapital, also Beteiligungskapital für meist kleine und mittelständische Firmen, die ein hohes Wachstumspotenzial aufweisen und in innovative Technologien investieren) jedoch nach wie vor ein Schattendasein. Bislang gibt es de facto keinen extern finanzierten Private Equity Fonds und nur eine Handvoll Venture Capital Fonds, und so investieren meist ausländische Investoren in vielversprechende kleinere und mittlere Firmen mit hohem Wachstumspotential und guten Ideen – was das Risiko der Abwanderung dieser innovativen und stark wachsenden Unternehmen erhöht.
Österreichs institutionelle Anleger wiederum - wie Pensionskassen, Versicherungen, Stiftungen, Vermögensverwalter – investieren wegen hoher regulatorischer Eigenkapitalanforderungen und insbesondere zu kleiner Ticketgrößen nicht in lokale Wagniskapitalfonds und junge Unternehmen.
Im internationalen aber auch europäischen Vergleich zeigt sich, dass Österreich im Bereich Venture Capital Beteiligung noch viel Luft nach oben hat: Während in Österreich Venture Capital Beteiligungen lediglich im Ausmaß von 0,02% des BIPs getätigt werden, liegt der europäische Durchschnitt bei 0,06%, Länder wie Finnland bei 0,12% des BIPs. Die USA und Israel können jeweils VC-Investitionen in einer Höhe von 0,35% des BIPs aufweisen.
Österreich braucht daher einen Wachstumsfonds nach dänischem Vorbild. Der Vaekstfonde Dänemarks bündelt als „fund of funds“ das Kapital privater und institutioneller Anleger, um es dann in Venture Capital Fonds mit einer für Dänemark relevanten Strategie zu investieren. Zum anderen investiert Vaekstfonden über seinen Venture Fund auch direkt in Start-Ups. Der Dachfonds wird von einem eigenständigen, erfahrenen Management geführt werden, das unabhängig von staatlichen Vorgaben über die Investitionen in die Venture-Capital-Fonds entscheidet. Auch bei dem jüngst in Deutschland aufgesetzten Zukunftsfonds beteiligen sich Staat und institutionelle Anleger an einem Dachfonds, der dann über Venture-Capital-Fonds in Start-Ups und Wachstumsfinanzierung investiert.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden
Der Nationalrat wolle beschließen:
"Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort und der Bundesminister für Finanzen, wird aufgefordert
1. den Innovations- und Gründungs-Standort Österreich durch eine Verbesserung der Rahmenbedingungen zu stärken, sodass mehr privates Kapital für innovative und technologieorientierte Investitionen zur Verfügung gestellt wird
2. einen Plan zur Förderung von Start-ups und Wachstumsunternehmen vorzulegen, um bestehende Förderlinien zu konsolidieren und auch mittel- und langfristig ausreichende Finanzierungsmöglichkeiten für die Seed-, Start-up- und Later-Stage-Finanzierungen zu gewährleisten
3. gemeinsam mit institutionellen Investoren einen „Wachstumsfonds Österreich“ einzurichten, einen Dachfonds nach Vorbild des dänischen Vækstfonden. Dieser Dachfonds soll staatliches und privates Kapital bündeln und in Venture Capital Funds investieren, die finanziell und strategisch relevant sind für das österreichische Start-Up- und Innovations-Ökosystem in Österreich und entsprechendes Wissen, Kompetenzen und Kapital einbringen
4. die Bevölkerung stärker am wachsenden Wohlstand und an der Digitalisierung zu beteiligen, indem die hohen Vermögensbestände stärker als bisher in renditestarke Anlagemöglichkeiten investiert werden"
In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Finanzausschuss vorgeschlagen.