1153/A(E) XXVII. GP

Eingebracht am 10.12.2020
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ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

 

der Abgeordneten Sonja Hammerschmid,

Genossinnen und Genossen

 

 

Betreffend Deutschförderung auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse

 

 

Bereits bei der Einführung der Deutschförderklassen und –kurse im Jahr 2018 wurde kritisiert, dass diese bildungswissenschaftliche Erkenntnisse, Erfahrungen aus der Sprachdidaktik sowie Expertise von PädagogInnen und SchulleiterInnen nicht berücksichtigen. Gleichzeitig wurden die bestehenden Modelle ohne Evaluierung abgeschafft. Die Kritik an dem Modell und den Sprachstandtestungen – den sogenannten MIKA-D Testungen – ist seither nicht abgeflaut.

 

Eine Befragung von 1267 LehrerInnen im Jahr 2020 durch die Universität Wien[1] zeigt, dass 80% der LehrerInnen die Deutschförderklassen als falschen Weg der Sprachförderung von SchülerInnen sehen. „Die räumliche Trennung führt zur sozialen Isolation der Kinder, die man leider oft aus dem gemeinsamen Unterricht reißt.“ Zudem sind die PädagogInnen, welche diese Kinder unterrichten oftmals nicht genügend hierfür ausgebildet. Lediglich ein Drittel der LehrerInnen habe eine Ausbildung in Deutsch als Zweitsprache.  

 

Aus einer Anfragenbeantwortung (3480 AB[2]) geht hervor, dass das Bildungsministerium an der Entwicklung eines Lehrplans für Deutschförderkurse arbeitet: „Um die kontinuierliche Förderung der Unterrichtssprache Deutsch sicherzustellen, arbeitet das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung aktuell im Rahmen des Projekts Lehrplan 2020 an der Entwicklung eines eigenen Lehrplans für Deutschförderkurse.“ Dieses Projekt soll genutzt werden, um das aktuelle Modell der Deutschförderung zu überarbeiten und die bildungswissenschaftlichen Erkenntnisse aus diesem Bereich zu berücksichtigen.

 

Susanne Schwab vom Zentrum für Lehrer*innenbildung der Universität Wien bestätigt: „Der richtige Weg wäre, aufgrund von wissenschaftlichen Ergebnissen nach dem richtigen Fördermodell zu fragen und dafür auszubilden.[3]“ Auch die InitiatorInnen der Petition zur Abschaffung der Deutschförderklassen sprechen sich dafür aus, die wissenschaftlichen Erkenntnisse in der Frage der Deutschförderung einzubeziehen: „Schulen brauchen Konzepte, die sich an den Bedürfnissen der Kinder orientieren, auf die jahrelange Erfahrung der Lehrkräfte zurückgreifen und wissenschaftliche Expertise berücksichtigen.[4]

 

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

 

 

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

Der Nationalrat wolle beschließen:

 

„Der Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung wird aufgefordert, die wissenschaftlichen Erkenntnisse im Bereich der Deutschförderung zu berücksichtigen und das Modell der Deutschförderung und Sprachstandtestung zu reformieren. Zudem soll die Fort- und Weiterbildung im Bereich Deutsch als Zweitsprache ausgebaut werden, um eine qualitätsvolle Deutschförderung an den Schulen zu ermöglichen.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zuweisungsvorschlag: Unterrichtsausschuss



[1] https://kurier.at/wissen/deutschfoerderklassen-fuer-die-meisten-lehrer-der-falsche-weg/401112282

[2] https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXVII/AB/AB_03480/imfname_850219.pdf

[3] https://kurier.at/wissen/deutschfoerderklassen-fuer-die-meisten-lehrer-der-falsche-weg/401112282

[4] https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20200914_OTS0064/paedagoginnen-fordern-abschaffung-von-deutschklassen-bild